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Regency Reality-Show

Regency Reality-Show

Titel: Regency Reality-Show Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Hertig-Binz
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Mutter geschafft, sich die Staffelei neben Robert zu sichern, während Vater sich neben mich mitsamt der Fischerrute ins Gras legte.
    „Es beissen genauso viele Fische, ob ich nun einen Wurm in den See hänge oder nicht. Also erspare ich mir die Mühe.“ Und damit schloss er die Augen und fing kurze Zeit später erwartungsgemäss zu schnarchen an. Das vertraute Geräusch beruhigte mich irgendwie. Es schien, dass ich meine Eltern doch ein Bisschen vermisst hatte.
    Fischen gehörte zu den Dingen, die mein leiblicher Vater mir einmal gezeigt hatte. Allerdings hatte ich niemals etwas gefangen. Wenigstens wusste ich, wie ich den Wurm anstecken und die Rute auswerfen und langsam aufrollen musste. Beim dritten Wurf kam ich mir bereits wie ein kleiner Profi vor und ich nahm mir die Zeit, einen Blick in die Runde zu werfen.
    Lizzi stand zwischen Donalds Zwillingsschwestern und beäugte die beiden Jünglinge, die wenige Meter vor ihnen die Schnüre an ihren Angeln zu entwirren versuchten. Ich lächelte, als ich die drei Mädchen tuscheln sah. Es tat gut zu sehen, dass Lizzi mich nicht allzu sehr vermisst hatte. So musste ich kein schlechtes Gewissen haben, dass ich nun fast ausschliesslich mit Robert zusammen war.
    Beim Blick auf meinen Gemahl musste ich lachen. Der arbeitete so konzentriert an seinem Gemälde, dass er nicht bemerkte, wie er auf seine Zungenspitze biss, die gut zu sehen war. Es war rührend. Die Geste machte den wunderschönen Adonis menschlicher.
    Der lustigste Anblick bot jedoch meine Mutter. Sie sah zum Schiessen aus, wie sie seitwärts zu Staffelei stand und ihren Pinsel wie einen Degen hielt, mit dem sie wie auf einen unsichtbaren Feind auf die Staffelei einzustechen schien. Ob dies eine gut geplante Show war, oder ob sie sich ihrer lustigen Maltechnik nicht bewusst war?
    Ich hatte gar nicht auf meine Angel geachtet und hielt sie nur lose in meinen Händen. Deshalb traf mich der Ruck völlig überraschend. Kurz bevor mir das Ende der Rute aus den Händen gerissen wurde, klammerte ich mich mit aller Kraft daran, worauf ich prompt in Richtung See gezogen wurde. Mit dem ganzen Körper stemmte ich mich dagegen und versuchte, im Trockenen zu bleiben. Als meine Zehenspitzen das Wasser fast berührten gab es einen heftigen Ruck und mit einem kurzen Aufschrei landete ich Kopf voran im See. Keine Ahnung, was ich mir dabei gedacht hatte – nichts wahrscheinlich, sonst hätte ich die Fischerrute bestimmt losgelassen, aber ich klammerte mich an den langen Holzstab wie an einen Rettungsring.
    Plötzlich spürte ich Hände um meine Taille, doch im ersten Überraschungsmoment registrierte ich diese Umklammerung als Gefahr und wehrte mich dagegen, schliesslich wurde ich von der Fischerrute getrennt und an die Oberfläche gezerrt. Japsend schnappte ich nach Luft. Wahrscheinlich hatte ich noch Wasser im Gehörgang oder war vor lauter Schock taub, jedenfalls schien Robert aufs heftigste auf mich einzureden, während er mich mit hochrotem Gesicht ins Haus trug.
    „Einen Arzt, wir brauchen einen Arzt!“ War das erste, das ich wieder hörte, als Robert mit mir die Treppe hinaufeilte.
    Vorsichtig legte er mich aufs Bett und fing mit Morag, die sofort zur Stelle war an, mir die nassen Kleider vom Körper zu zerren, was nicht gleich nachgab, zerriss der immer noch wütend dreinblickende Earl ohne mit der Wimper zu zucken. Dann fing er an, alle meine Körperteile und Gliedmassen abzutasten. Als mir meine Nacktheit bewusst war, versuchte ich mich zuzudecken.
    „Jetzt ist nicht der Moment für falsche Scham. Ich muss wissen, ob etwas gebrochen ist, ob Du noch andere Schnittwunden oder Prellungen hast.“
    Als ich den Mund aufzumachen versuchte, um mich nach der Schnittwunde zu erkundigen, die ich scheinbar hatte, fühlte ich den kalten Lappen, der mir Morag auf Kinn und Mund presste. Dann kam auch schon der Arzt herein. Zu meinem Erstaunen war es Lord Milford, den ich nur fragend ansah, weil ich nicht sprechen konnte.
    „Milford, zum Glück waren sie zugegen. Sie ist in den See gefallen und wurde einige Meter mitgeschleift. Ausser der Schnittwunde im Gesicht hat sie aufgescheuerte Knie und einen Splitter im linken Unterarm.“ Jetzt wo er die Blessuren aufzählte, konnte ich auch den Schmerz spüren. Aua. Hoffentlich vielen die Tränen in meinem ohnehin nassen Gesicht nicht auf, die ich nicht zurückhalten konnte.
    Jetzt, da Robert die Verantwortung für meine Gesundheit abgetreten hatte, konnte er sich mir zuwenden und

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