Regency Reality-Show
nur einen kurzen Blackout. Als ich mich aufzusetzen versuchte, drückte sie mich sanft zurück in den bequemen Liegesessel.
„Machen Sie sich keine Sorgen, Frau Tobler. Das passiert oft, vor allem wenn jemand so lange weder richtig gegessen noch geschlafen hat. Eine so grosse Neuigkeit kann einstweilen den stärksten Bären umhauen.“
Sie war wirklich nett. Es rührte mich auch irgendwie, dass sie sich so grosse Mühe gemacht hatte, mir die Neuigkeit so schonend wie möglich beizubringen. Ein anderer Arzt wäre zur Tür herein geplatzt, hätte gesagt, es sei ganz normal, dass ich mich fleissiger übergab als dass ich ass, weil ich schwanger war und den Fall gleich zu den Akten gelegt.
„Was mache ich jetzt?“ fragte ich kleinlaut.
„Es ist wichtig, dass Ihr Baby die notwendigen Nährstoffe erhält. So wie sie jetzt mehr Mahlzeiten auslassen als sie tatsächlich essen, wird Ihr Kind Ihnen die restlichen Substanzen rauben, bevor es schliesslich mit dem Wachstum in Rückstand gerät und Euer beider Leben auf dem Spiel steht.“ Sie liess mir etwas Zeit, damit diese Mitteilung einsinken konnte und fuhr dann fort.
„Vorne beim Labor werden Sie Tabletten erhalten, die wichtige Nährstoffe und Folsäure enthalten, was für die Gesundheit des Babys elementar ist. Zudem verschreibe ich Ihnen etwas gegen Ihre Übelkeit, damit Sie wieder mit Appetit essen können.“ Als ich sie schief ansah und mir dabei dachte, dass mein Appetit noch aus ganz anderen Gründen gelitten hatte, konnte sie meine Gedanken wohl erraten, denn Sie gab mir den Tipp: „Bringen Sie Ihr Leben in Ordnung. Wenn schon nicht für sich selbst, Ihr Kind sollte Ihnen so viel wert sein.“
***
Wieder fand ich keinen Schlaf. Es hatte sich seit dem Arztbesuch nicht viel verändert. Meine Lebensgeister waren ein kleines Bisschen zurückgekehrt und wenn ich an mein Baby dachte, brachte ich sogar ein winziges Lächeln zustande. Aber der Appetit wollte sich nicht wieder einstellen und schlafen konnte ich auch kaum.
Grossvater guckte durch einen kleinen Spalt und als er mich wach vorfand, kam er herein und setzte sich auf die Bettkante. Ohne etwas zu sagen fing er an, mir übers Haar zu streichen, immer und immer wieder, in einer sanften beruhigenden Bewegung.
„Danke“ flüsterte ich mit erstickter Stimme. Das mussten die Hormone sein, dass ich in letzter Zeit dauernd heulte.
„Wenn Du mir doch nur so viel Vertrauen schenken könntest, Deine Sorgen mit mir zu teilen.“ stöhnte er.
„Vielleicht täte es Dir gut, darüber zu reden.“ meinte er hoffnungsvoll.
Was würde es bringen, wenn ich Gross vater meine Sorgen anvertraute? Mir war nicht zu helfen. Ich liebte einen Mann, der mich offensichtlich nicht liebte und zu allem Überfluss kriegte ich auch noch ein Kind von ihm. Na toll.
„Das ist wirklich toll.“ freute sich Grossvater.
„Nein, habe ich das eben wirklich gesagt? Das passiert mir immer wieder, dass ich Gedanken laut ausplaudere. Vergiss das Ganze einfach wieder.“
„Warum sollte ich vergessen, dass wir ein Baby bekommen, ein Baby von einem Mann, in den Du offensichtlich bis über beide Ohren verliebt bist? Das ist doch wundervoll!“
„Super, dass wenigstens einer von uns sich darüber freuen kann.“ grummelte ich.
„Aber verstehst Du denn nicht, das bedeutet Familienzuwachs. Wir beide erhalten ein weiteres Familienmitglied. Und wer weiss, wenn Du Dich mit dem Vater des Kindes einmal aussprichst, wächst unsere Familie weiter an.“ Seine eindringliche Stimmt war voller Sehnsucht, die ich nur allzu gut verstand.
„Da gibt es leider nichts zu besprechen. Er wird bald eine andere heiraten. Eine hirnlose Blondine mit langen Beinen und riesen“, ich machte eine eindeutige Bewegung vor meinem Oberkörper und Grossvater lachte.
„Ja, das sind natürlich zwei schlagende Argumente.“ schmunzelte er. Ich kenne den Mann Deines Herzens bestimmt nicht so gut wie Du – ich gehe mal davon dass es dieser Mclean ist – aber wenn Du ihn Dir vorstellst und dann die Blondine direkt neben ihm, denkst Du dann, die beiden könnten miteinander glücklich werden?“
„Das ist ja das Problem, Grossvater – Ewan Mclean kenne ich überhaupt nicht. Auf dem Filmset, wo wir viel Zeit miteinander verbracht hatten, war er unglaublich, der Traum aller Frauen, mein Held, mein Prinz – einfach alles, was ich mir wünschen könnte.“ Er wollte mich unterbrechen, wohl um zu fragen, wo dann das Problem lag. Ich winkte ab, denn ich konnte
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