Regency Reality-Show
genau sagen, wo das Problem lag: „Ewan hat dort allen etwas vorgespielt. Er hat sich seiner Rolle entsprechend verhalten. Er war nicht er selbst.“
Das brachte mein Gegenüber ins Grübeln.
„Du warst dort einmalig. Auch schon bevor Mclean dazu kam, warst Du wirklich sehenswert. Du warst so echt, dass ich überzeugt war, dass Du Gertrud warst und sie nicht nur gespielt hast. Und ich muss sagen, nachdem ich Dich nun einige Tage als Lea kenne: Ich hatte recht. Du warst echt, Du hast dort nicht gespielt.“
„Ich weiss“, gab ich verlegen zu. „Denkst Du, dass die vom Sender das rausfinden und mir deshalb meine Gage verweigern werden?“
„Nein, das war genau das, was die Zuschauer sehen wollten. Wegen des Senders mach‘ Dir mal keine Gedanken, den habe ich im Griff. Ich wollte eigentlich auf etwas ganz anderes hinaus.“ Wieder strich er mir übers Haar und sah mir eindringlich in die Augen, als ob er mir gleich etwas besonders Wichtiges sagen würde.
„Warum bist Du Dir dann so sicher, dass er nur gespielt hat? Könnte nicht auch er echt gewesen sein?“
Ein guter Gedanke, nur ich wusste es besser. Schliesslich hatte die blonde Giftschnepfe es selber bestätigt und überhaupt gab es einen solch perfekten Mann einfach nicht. Schon als ich ihm zum ersten Mal begegnet war, wusste ich, dass ein solcher Adonis nicht echt sein konnte.
„Nein, er hat gespielt. Das habe ich in Schottland erfahren.“ flüsterte ich schliesslich und liess den Tränen wieder freien Lauf.
„Ach Liebling, das ist es also, das Dich so runter drückt. Bin ich froh, dass wir das geklärt haben. Ich werde dafür sorgen, dass alles gut wird. Mach Dir keine Sorgen, Liebes und versuch jetzt etwas zu schlafen.“ Nach einem Abschiedskuss auf meine Stirn löschte er das Licht und liess mich mit meinen Gedanken allein.
Kapitel 17
„ Mclean, wann können Sie hier sein?“
„Tobler, geht es ihr schlechter, dass Sie mich anrufen?“
„Sie ist am Boden zerstört. Aber inzwischen bin ich überzeugt, dass Sie der Grund dafür sind und es ihr nicht besser geht, solange Ihr beide Eure Probleme nicht aus der Welt geschaffen habt.“
„Hat sie denn etwas gesagt? Zum Beispiel, warum sie neulich vor mir geflohen ist?“
„Ja, das ist mir inzwischen bekannt. Ich denke, dass ich Ihre Frage ohne Gewissensbisse beantworten kann. Damit werde ich Leas Vertrauen nicht missbrauchen: Sie hat in Schottland erfahren, dass Sie Ihr die ganze Zeit über nur etwas vorgespielt haben und Ihre Gefühle nicht echt waren.“
„Wo sollte sie denn so einen Humbug her haben. Ich kann ja nicht mal schauspielern. Ich bin Unternehmer und Hobby-Detektiv. Ich kann Menschen aufspüren, wie ich mehrfach bewiesen habe, aber ich kann ihnen nichts vormachen.“
„Davon sollten Sie vielleicht Lea überzeugen, damit es ihr endlich besser geht. Sie leidet an akutem Liebeskummer.“
„Danke Tobler. Vaters Beerdigung war gestern und bis morgen früh, sollte ich alles soweit geregelt haben, dass ich kommen kann. Erwarten Sie mich ab zehn Uhr.“
Nachdenklich legte Ewan den Hörer zurück auf die Gabel. Wer könnte Lea Unwahrheiten über ihn erzählt haben? Er zückte sein Handy und schrieb eine kurze Mitteilung an seine Geschwister: ‚Lagebesprechung, Büro, jetzt‘.
Wie eine kleine gut geführte Armee traten die drei an, auch diesmal begleitet von ihrer Mutter.
Ewan warf ihr einen dankbaren Blick zu. Es war beruhigend zu sehen, wie sehr sie sich bemühte, trotz ihres tiefen Schmerzes am Geschehen um sie herum teilzuhaben.
„Dauert das länger? Dann setzen wir uns lieber drüben an den Kamin. Ich bin hundemüde.“ Scott hatte in den letzten Tagen im Stall geschuftet wie ein Pferd. Eigentlich eine lustige Analogie, wenn nicht der Auslöser dafür ein so trauriger Anlass gewesen wäre. Scott konnte mit seinem Schmerz am besten umgehen, wenn er bei seinen Pferden war und sich in körperliche Arbeit stürzte.
„Ich weiss nicht, schon möglich. Setzen wir uns doch, bevor Du noch umkippst.“ Ewan war immer noch von Toblers Enthüllung verunsichert, was alle spüren konnten.
„Ich nehme an, es handelt sich um Lea.“ Ergriff Morag als erste das Wort. „Wie sieht also die Lage aus und wie können wir Dir helfen?“
Das war das Tolle an seiner Familie. Niemand brauchte erst über jede Einzelheit Bescheid zu wissen und wog danach ab, ob er die Sache unterstützen und seine Hilfe anbieten sollte, wenn es um ein Familienproblem ging – und
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