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Regency Reality-Show

Regency Reality-Show

Titel: Regency Reality-Show Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Hertig-Binz
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bestieg ich Black Jack, weil der gesattelt war und gab Flora ein Zeichen, damit sie uns folgte, was sie auch ohne zu Zögern tat.
    Nach wenigen Minuten trieb ich die Pferde zur Eile. Bald rasten wir in gestrecktem Galopp davon. Als Black Jack müde wurde. Hielten wir an. Ich nahm ihm den Sattel ab und rieb ihn mit den restlichen Fetzen, die noch an seinen Fesseln klebten ab. Als ich ihn auch vom Zaumzeug befreit hatte, bedankte ich mich herzlich bei ihm und forderte ihn mit einem Klaps auf, nach Hause zu laufen.
    Flora war rasch gesattelt und da sie mich nicht hatte tragen müssen war sie noch recht frisch. Also entschied ich mich, so viel Distanz wie möglich zwischen mich und meinen Verfolger zu bringen, bevor ich Rast machte oder mich nach einer anderen Transportmöglichkeit umsah. Da ich die Gegend nicht kannte, war ich klar im Nachteil.
    Am sichersten erschien mir der Weg nach Norden. Niemand würde erwarten, dass ich weiter ins Gebiet der Schotten vordrang. Man würde annehmen, dass ich den direkten Weg zurück nach London wählte. Es war wohl ratsam, dass ich mich inskünftig von der Zivilisation fern hielt. Erst musste ich aus Ewans Einflussbereich heraus. Wie weit die Grafschaft wohl reichte? Bei dem beeindruckenden Gestüt und herrschaftlichen Landgut musste ich davon ausgehen, dass seine Ländereien weitreichend waren und dass es mir erst in Tagen möglich sein würde, unbehelligt mit Flora einen Zug zu besteigen.
     
     

 
 
 
 
Kapitel 16
     
    „ Sie ist zurück? Endlich! Bitte verbinden Sie mich.“ bat Ewan erleichtert.
    „Tut mir leid, Mclean – sie will nicht mit Ihnen sprechen.“
    „Was – warum nicht?“ Ewan war verdattert, musste sich aber insgeheim eingestehen, dass er mit dieser Reaktion gerechnet hatte, nachdem Lea auf seinem eigenen Pferd vor ihm geflüchtet war. Denn man konnte es nur als Flucht bezeichnen, wie sie sich verstohlen davon gemacht hatte.
    „Hören Sie Mclean, ich weiss nicht, was bei Ihnen vorgefallen ist, weil sie nicht darüber sprechen will. Aber etwas setzt Lea zu, seit sie aus Schottland zurück ist. Sie isst kaum etwas und läuft wie ein Zombie herum. Was könnte das sein? Was macht sie so fertig?“ Toblers Worte klangen verzweifelt.
     
    Lea brauchte ihn. Ewan fühlte sich mit ihr verbunden und meinte zu spüren, wie ihr Herz nach ihm rief. Aber wahrscheinlich war das blosse Einbildung und reines Wunschdenken. Seine Brust war schwer, weil er sie vermisste, nicht andersrum.
    „Ich kann hier im Moment unmöglich weg. Diese Woche ist die Beerdigung für meinen Vater. Denken Sie, dass ich sie nächste Woche besuchen kann?“
    „Ich weiss nicht recht. Vielleicht geht es ihr dann noch schlechter.“ Es war zu hören, dass Tobler der Sache nicht gewachsen war und nicht wusste, wie er seiner geliebten Enkelin am besten helfen konnte.
    „Wenn ich komme und Ihnen hoch und heilig verspreche, Lea auf den Zahn zu fühlen, damit wir ihr helfen können, sorgen Sie dann dafür, dass sie mich empfängt?“ drängte Ewan.
    „Rufen Sie kurz vorher nochmals an. Vielleicht geht’s ihr nächste Woche besser.“ Tobler war nicht bereit, ein Versprechen abzugeben, das er möglicherweise weder halten konnte noch halten wollte.
     
    ***
     
    Nun hatte ich es doch getan. So lange hatte ich mich zurückgehalten und dem Lockruf des Internets widerstanden und war nun kläglich gescheitert. Mit genau dem Endergebnis, das ich erwartet hatte: Ich vermisste ihn noch viel mehr als vorher.
    Die Szene von meinem Klavierspiel hatte ich mir immer und immer wieder angesehen. Bald erfüllte die Musik mein Herz und meine Augen strahlten, als ich Ewan reglos und in die Musik vertieft neben mir sitzen sah. Es war fast, als würde ich immer noch dort neben ihm sitzen. Wenn das Filmchen aber zu Ende war, wachte ich aus dem schönen Traum auf und die Gegenwart erschien mir kälter als vorher.
    „Lea, begleitest Du mich runter zum Mittagessen?“ Grossvater streckte seinen Kopf zur Türe rein.
    Jeden Tag seit ich aus Schottland zurück war, hatte ich brav hinter meinem neuen Bürotisch gesessen, hatte unzählige Hände von Mitarbeitern geschüttelt und versucht, Grossvaters Wünsche zu erfüllen. Aber es fiel mir von Stunde zu Stunde schwerer, mich auch nur auf den Beinen zu halten.
    „Klar Grossvater. Ich komme gleich.“ Ob ich mich vorher noch übergeben sollte? Mit dem Kloss, der mir im Halse steckte, würde ich keinen Bissen runter kriegen.
    Grossvater liess mich keinen Moment aus den Augen

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