Regency Reality-Show
alt wäre.
„Ich bin auch nicht von Dir angestellt“, das wurde ja immer geheimnisvoller „sondern von ihr.“ Damit wies er mit seinem Kopf hinter mich. Reflexartig drehte ich mich um. Doch da sass nur die Dame, die sich als Cailin Mclean vorgestellt hatte. Und dann dämmerte es mir – Mclean war doch auch der Name, den Alexia erwähnt hatte. Na super, in meinem Büro sass Ewans Mutter. Ich blieb wie angewurzelt stehen.
„Kann ich jetzt reinkommen oder soll ich weiter vor der Türe Wache schieben.“ tönte Scott hinter mir. „Jetzt spielt es doch eh keine Rolle mehr, weil sie mich schon gesehen hat.“
Cailin sah mich unentwegt an, während sie Scott erlaubte einzutreten, ihn aber bat, weiterhin die Türe zu blockieren.
„Haben Sie Angst, ich könnte davonlaufen?“
„Sind sie überrascht, nach dem Stunt, den Sie in Schottland hingelegt haben?“ fragend zog Cailin eine Augenbraue hoch, wie es auch ihre Kinder und besonders ein gewisser Ewan oft taten. Und da sah ich die verblüffende Ähnlichkeit und fragte mich, wie sie mir hatte entgehen können. Die Haar- und Augenfarbe stimmte zwar absolut nicht, aber die Kopfform, der Gesichtsausdruck und die Art, wie sie beim Reden ihre Augen einsetzte – eindeutig ein Merkmal der Mcleans.
Ich ging zurück zur Sitzgruppe und bedeutete Scott, er möge sich ebenfalls hinsetzten.
„Denkst Du ich bin lebensmüde?“ sagte er entgeistert. „Erinnerst Du Dich nicht an die Nacht, die Du angebunden im Bett verbracht hast?“
„Oh ja, das war lustig!“ warf Cailin dazwischen. „Die Idee mit dem Schachspiel, einfach einmalig. Cullen und ich haben uns prächtig amüsiert.“
„Was hat das Schachspiel denn damit zu tun, dass Du Dich nicht zu uns setzen willst?“ Ich sah nicht worauf er hinaus wollte.
„Hast Du damals erreicht, dass Morag oder Grant Dich losbanden?“
„Natürlich nicht, sie schienen sich vor Ewans Zorn zu fürchten.“
„Genau. Und was denkst Du, woher Ewan diese Autorität geerbt hat?“ Ich sah zwischen Mutter und Sohn hin und her und musste schliesslich lachen. Die liebliche Frau war bestimmt einen Kopf kleiner als der breitschultrige Scott.
„Lach nur, ich an Deiner Stelle würde mich vorsehen. Beschwöre nie ihren Zorn herauf.“ warnte Scott mich eindringlich, bevor seine Mutter wieder auf unser ursprüngliches Thema zu sprechen kam.
„Wie schon erwähnt, will ich Ihnen zeigen, welch toller Mensch mein Sohn ist. Und da die Katze jetzt aus dem Sack ist: Es handelt sich um Ewan.“
Mit gehetztem Blick sah ich zur Tür hin, die von Scott bewacht wurde.
„Denk nicht mal daran, Zwerg.“ Wie immer, wenn er meinen Kosenamen benutzte, wackelte er mit den Ohren.
„Ich habe gehört, dass Sie meinen Sohn für einen begnadeten Schauspieler halten und nicht glauben, dass er Sie wirklich und wahrhaftig liebt.“ Ich schnappte nach Luft, doch ehe ich etwas sagen konnte, fuhr sie fort.
„Nun möchte ich, dass Sie sich die Zeit nehmen, Ewan richtig kennen zu lernen, damit Sie sich vom echten Earl von Ayrshire ein Bild machen können. Wenn Sie danach immer noch denken, er habe Ihnen falsche Gefühle vorgegaukelt, dann –„ es fehlten ihr scheinbar die Worte, weil dieser Gedanke ihr undenkbar schien.
Ohne mir dessen bewusst zu sein, war ich an Ort und Stelle, mitten im Raum zwischen Scott und Cailin langsam auf den Boden geglitten. Meine Beine hatten mir ihren Dienst verwehrt.
„Ich kann nicht“, flüsterte ich tonlos, als Scott mich aufhob und fürsorglich neben seine Mutter setzte, die prompt meine Hände wieder in die ihren nahm.
Cailin schien ihrem Sohn ein Zeichen zu geben, worauf dieser sein Handy zückte, kurz darauf etwas eintippte und es wieder in seiner Hosentasche verschwinden liess. Kurz darauf kam Grossvater herein.
„Lea, meine liebe.“ Er kniete sich vor mich, weil die Plätze links und rechts bereits belegt waren. „Warum willst Du Ewan keine Chance einräumen?“
„Ich kann nicht“, flüsterte ich abermals. Schon wieder rannen meine Tränen.
„Bitte lasst uns kurz allein.“
Genau so. Genau so musste man jemanden vor die Tür setzen. Er hatte einen unwiderstehlich herrischen Tonfall, dem man einfach gehorchen musste. Wenn ich ihn nur lange genug beobachtete, würde ich es mit der Zeit ähnlich gut drauf haben. Aber daran mochte ich jetzt nicht denken. Jetzt musste ich mich mit dem Problem auseinandersetzen, dass sich alle gegen mich verschworen zu haben schienen und es kein Entrinnen mehr für mich
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