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Regency Reality-Show

Regency Reality-Show

Titel: Regency Reality-Show Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Hertig-Binz
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kurz vorher meine Ausbildung zur Schauspielerin angefangen. Es war ein Privileg, einen der wenigen Studienplätze ergattert zu haben. Zuerst wollte ich alles hinschmeissen, aber dann habe ich mir gedacht, dass Mum und Dad enttäuscht darüber wären, wenn ich meine Chance einfach wegwarf. Also habe ich mich schweren Herzens zurück zur Schauspielschule geschleppt und weitergemacht.“
    „Siehst Du, das hier geht unter ‚Weitermachen‘. Wir wollen auch weitermachen. Auch bei uns steht einiges auf dem Spiel. Vater hat unser Unternehmen zu einer starken Marke ausgebaut. Aber das stärkste Unternehmen ist nur so stark wie seine Führung. Wenn wir Schwäche zeigen, sind wir bald weg vom Fenster.“ Ewans eindringliche Rede war nicht nur für mich gedacht. Auch alle anderen zeigten sich beeindruckt. „Und dabei dürfen wir nicht nur an uns denken, zu viele Menschen sind von uns abhängig.“
    Er zeigte mindestens ebenso viel Charisma wie mein Grossvater. Hatte dieser nicht ähnlich gesprochen von seinen Angestellten?
    Caitlin entschied schliesslich: „Wir gehen – und zwar alle!“ Einstimmiges Stöhnen und heruntergezogene Mundwinkel zeigten eindeutig, wie wenig sich die Anwesenden auf den bevorstehenden Ball freuten. Mit leiser Stimme, weil ich die Antwort fürchtete, frage ich: „Mit ‚alle‘ da meinst Du hoffentlich nur Deine Kinder, nicht wahr?“
    „Natürlich kommst Du mit, wenn sich herumspricht, dass Du hier bist – und Du kannst sicher sein, dass es sich bereits wie ein Lauffeuer herumgesprochen hat, die vielen Angestellten, denen wir gestern begegnet sind, verbreiten solche Neuigkeiten in Windeseile – wären unsere Fans untröstlich.“
    Das mit den Fans hätte wohl aufmunternd klingen sollen, für mich war es nur ein weiterer Hammerschlag. Wie hatte ich mich nur jemals für die Schauspielerei entscheiden können, wenn mir der Rummel um meine Person so widerstrebte? Klar, keiner konnte je wissen, dass ich so berühmt werden würde, dass mich gleich jeder kannte. Und solange ich in Provinztheatern gespielt hatte, war das auch nie ein Problem gewesen, aber nun? Vielleicht sollte ich die Schauspielerei lieber an den Nagel hängen, mich in einem Loch verkriechen und warten, bis sich keiner mehr an mich erinnerte.
     
    ***
     
    Es war unheimlich toll, dass mein Grossvater übers Wochenende hergeflogen war! Nun sass er neben mir auf dem Rücksitz und hielt meine Hand. Ewan sass hinter dem Steuer und Cailin daneben. Die anderen drei fuhren im dunkelblauen Rover hinter uns. Viel zu rasch waren wir am Ziel und schlossen uns dem Menschenstrom an, der auf das hell erleuchtete herrschaftliche Haus zuging. Cailin hatte sich bei ihrem ältesten Sohn untergehakt, als wir die Gastgeber begrüssten, die aus einem älteren Herrn bestanden, der mindestens so alt wie Grossvater zu sein schien und einer langbeinigen Blondine, die sich bei näherer Betrachtung als die verhasste Alexia Moore herausstellte. Oh, nein! Wie viele reiche Familien gab es in dieser Gegend? Hätte ich mir nicht denken können, dass ich heute Alexia begegnen würde? – Wenn nicht gleich als Gastgeberin, dann wenigstens als weiteren Gast.
    Grossvater sah fragend zu mir herunter, als er bemerkte, dass ich wie angewurzelt stehen blieb und entgeistert zusah, wie Ewan und Cailin die beiden Moores begrüssten.
    „Das ist sie.“ zischte ich. „Das ist seine angebliche Verlobte.“
    Damit er meine leise Stimme verstehen konnte, musste Grossvater sich weiter zu mir beugen. Er zwinkerte und raunte mir zu: „Sieh zu und lerne.“ Damit machte er einen Schritt nach vorne und liess uns beide vorstellen. Offenbar reichte es für ihn nicht aus, dass wir als ‚Lea Tobler und ihr Grossvater‘ vorgestellt worden waren, denn er sagte:
    „Tobler, Ferdinand Tobler von Tobler Incorporation. Moore, erfreut Sie persönlich kennen zu lernen. Oder hatten wir bereits das Vergnügen? Ich entsinne mich an einen Moore im Zusammenhang mit dem West-End-Geschäft.“
    Der Angesprochene beugte leicht seinen Kopf, der knallrot angelaufen war. „Erfreut, erfreut – bitte begrüssen Sie meine Tochter Alexia.“ Als diese uns nicht sofort die Hand entgegenstreckte, erhielt sie von ihrem Vater einen Schups und ich sah leicht schadenfreudig, wie sie uns widerstrebend die Hand reichte. Dem Beispiel des grossen Meisters neben mir folgend grüsste ich sie überschwänglich.
    „Alexia, ich darf Sie doch bestimmt so nennen. Wir haben uns doch kürzlich bereits getroffen. Eine

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