Regenprinzessin (German Edition)
legen. Mir wurde schwarz vor Augen, meine Beine gehorchten mir nicht und ich spürte sie kaum. Dann blieb ich eben liegen, es machte augenblicklich keinen großen Unterschied für mich. Die Welt versank in Dunkelheit und Stille.
Scheideweg
Benommen nahm ich wahr, dass ich nicht allein war. Jemand rüttelte an meiner Schulter und rief meinen Namen. Ich versuchte die Hand an meinem Arm wegzuschieben und mich umzudrehen, doch meine Bewegungen waren fahrig und kraftlos. Ich war so müde.
Allmählich setzte sich mein Bewusstsein wieder in Bewegung und ich schlug die Augen auf, um zu sehen, wer der Störenfried war. Ein sehr besorgter Van beugte sich über mich und hörte endlich auf mich zu schütteln, sobald er sah, dass ich wach war.
Er umschlang mich, wobei er mich halb vom Bett hochzog und drückte mich fest an sich.
„Dem Himmel sei Dank.“, murmelte er leise in mein Haar.
Hartnäckig kämpfte ich dagegen an erneut das Bewusstsein zu verlieren.
Van lockerte seine Umarmung, um mich ansehen zu können. „Ich befürchtete schon, dass du gar nicht mehr zu dir kommst. Ich versuche schon seit einer Weile dich zu wecken.“
Obwohl er es nur gut meinte, stimmte seine Hartnäckigkeit mich mürrisch. Es war so anstrengend wach zu bleiben. Aber er hatte mich ins Bett getragen und wahrscheinlich einen ziemlichen Schreck bekommen, als er mich ohnmächtig vorgefunden hatte, da wollte ich ihm nichts vorwerfen. Ich schaute zu dem Fenster herüber. Der Regen prasselte ohne Unterlass gegen die Scheibe, doch es musste noch Nachmittag sein, es war noch nicht dunkel. Also hatte ich bisher nur ein paar Stunden geschlafen.
„Tut mir leid…“ Ich wollte noch mehr sagen, doch der Rest war ein kaum hörbares Gemurmel.
„Was tut dir leid?“
„Es lief nicht gut. Ich konnte ihn nicht umstimmen.“ Ich fühlte, wie die Verzweiflung wieder Fuß in meinem Inneren fasste. Zusammen mit der Müdigkeit war es eine unerträgliche Qual.
Van schien mir den inneren Kampf anzusehen. „Du solltest noch etwas schlafen. Ich wollte nur sicher gehen, dass es dir gut geht.“
„Nur müde.“, murmelte ich.
„Dann schlaf. Ich bleibe noch ein bisschen und passe auf dich auf.“ Zärtlich küsste Van mich auf die Stirn. Es dauerte kaum eine Sekunde und der Schlaf übermannte mich erneut.
Das nächste Mal wachte ich von allein auf und Van war nirgends zu sehen. Es war mir nicht möglich abzuschätzen wie lange ich dieses Mal geschlafen hatte. Ich konnte lediglich sagen, dass es irgendwann am nächsten Tag sein musste. Da der Himmel noch immer von grauen Wolken bedeckt war, aus denen dicke Tropfen gegen mein Fenster prasselten, konnte ich den Stand der Sonne nicht ausmachen.
Ich richtete mich im Bett auf und strich mir das zerzauste Haar aus dem Gesicht. Plötzlich bemerkte ich, dass etwas in meiner anderen Hand lag und ich zuckte überrascht zurück. Ein kleines sorgfältig gefaltetes Stück Papier fiel aus meiner Hand. Schnell griff ich danach und faltete es auseinander. Obwohl ich seine Handschrift bisher nur einmal gesehen hatte, erkannte ich Vans elegant geschwungene Buchstaben sofort wieder. Aufgeregt las ich die wenigen Zeilen.
Leider kann ich nicht länger bleiben, denn das Licht des nahenden Tages vertreibt mich. Doch so lange ich konnte, habe ich über deinen Schlaf gewacht. Ich hoffe, dass du dich noch ausruhst und nichts überstürzt. So bald ich kann, werde ich zu dir zurückkehren. Spätestens am Abend werde ich wieder bei dir sein.
Ich liebe dich
Van hatte den Brief nicht unterschrieben, vielleicht hatte er befürchtet, dass ihn jemand finden könnte. In diesem Augenblick wurde mir bewusst, dass es tatsächlich so hätte kommen können.
Schließlich kannten nicht nur Van und ich den geheimen Gang aus meinem Schlafzimmer heraus, sondern auch der Rest meiner Familie. Wie ich Vater einschätzte würde er spätestens morgen versuchen auf diesem Weg zu mir zu gelangen, sobald ihm bewusst wurde, dass mein Rückzug noch länger anhalten würde. Ich würde ihn ebenfalls verschließen müssen und mir mit Van etwas einfallen lassen, wie ich erkennen konnte, dass er es war und niemand aus meiner Familie, der Einlass begehrte.
Ich schob die Decken beiseite und stand auf. Meine Muskeln protestierten zunächst, was meine Vermutung annähernd einen ganzen Tag geschlafen zu haben, bestätigte. Nachdem ich mich gewaschen hatte, streifte ich durch meine Zimmer auf der Suche nach einer Beschäftigung, die mir die
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