Regenprinzessin (German Edition)
Blick auf mich. Ich schaute stur zurück und er wandte sich schnell wieder ab. Van brummte etwas Unverständliches.
„Wo war sie?“, fragte Karnoth nun.
„Am Waldrand, an einen Baum gelehnt.“, log er.
Beide flüsterten, dennoch verstand ich jedes Wort. Wir hielten am verschlossenen Stadttor und Van stieg ab. Er ging auf die kleine Tür an der rechten Seite des Tores zu und klopfte an. Es dauerte eine Weile und Scharniere knirschten in ihren Angeln. Polternde Schritte von leisen Flüchen begleitet, näherten sich der Tür. Der Laden des Sichtfensters wurde grob zur Seite geschoben und die Flüche verstummten, als Van den Torwächter grüßte und dieser ihn erkannte. Hastig entschuldigte er sich, schloss die Tür auf und öffnete sie weit. In der Zwischenzeit kam Van zu mir und fasste Tinka am Halfter, um uns durch den engen Durchgang zu führen. Ich musste den Kopf einziehen damit ich ihn mir nicht stieß. Kaum hatten wir den Eingang passiert, ließ Van Tinka los und schlüpfte wieder durch die Tür hinaus. Ich wartete auf die Ritter. Als nächstes kam Karnoth und kurz darauf folgte Van. Schweigend machten wir uns wieder auf den Weg.
Mein Blick schweifte durch die Straßen und ich war froh, niemanden zu sehen. Gemächlich hielten wir auf das Schloss in der Stadtmitte zu.
Karnoths Stimme durchbrach die Stille, als er den Kopf zu Van wandte. „Und? Hat sie versucht…“, er stockte, sobald er bemerkte, dass ich ihn wieder ansah, während er über mich sprach. Ich wollte mich so gut es ging an Vans Rat halten und es schien tatsächlich zu helfen. Es wäre für die Gaffer viel unangenehmer, wenn ich sie beim Tratschen direkt ansah.
„Was?“, fragte Van.
„Naja, du weißt schon…“, Karnoth errötete und schaute weg.
„Nein, hat sie nicht.“, sagte Van, nachdem er begriffen hatte, worauf Karnoth hinauswollte. Nun begriff ich es auch und schnaubte wütend, worauf Karnoth mir wieder einen unsicheren Blick zuwarf. Ich hätte ihm am liebsten die Zunge heraus gestreckt, aber das sparte ich mir lieber. So kindisch war ich nun doch nicht.
Wir ritten schweigend weiter bis wir nach einer Weile das Hoftor erreicht hatten und die Wachen bereits dabei waren, es zu öffnen. Also hatten sie uns schon erkannt. Die Straßen waren zu meiner Freude den ganzen Weg bis hierher leer geblieben, doch in den Schlossfenstern brannten noch zahllose Lichter, wie ich bedauernd feststellte. Grüßend ritten wir auch durch dieses Tor und die Wächter waren schon wieder dabei, es zu schließen. Es klickte leise, als es ins Schloss fiel und ich fühlte mich, wie in einem Käfig gefangen.
Wir ritten zu den Ställen und Van und Karnoth stiegen ab. Ich traute mich nicht, da ich mich nur zu gut erinnerte, was vorhin passiert war, als ich es in diesem Kleid allein versucht hatte. Van schien meine Unsicherheit zu spüren, entschlossen kam er zu mir und hielt mir die Hand hin. Ich ergriff sie und ließ mich langsam von Tinka gleiten. Trotz Vans Hilfe blieb ich mit meinem Fuß wieder im langen Rocksaum hängen und stolperte. Schnell umfasste er mit der freien Hand meine Hüfte, damit ich nicht fiel. Es war ein wundervolles Gefühl ihn bei mir zu spüren, doch ich war mir Karnoths wachsamen Blick bewusst und rückte schnell wieder von Van ab.
„Verzeiht.“, murmelte ich. Van lächelte mich an, was Karnoth hinter seinem Rücken nicht sehen konnte und verbeugte sich leicht vor mir. „Es ist mir eine Ehre Euch zu Diensten zu sein, Prinzessin. Ich bringe nur schnell die Pferde in ihre Boxen und dann treiben wir etwas zu essen für Euch auf.“ Er führte Tinka und Lian bereits an Karnoth vorbei in den Stall. Dieser sah ihn stirnrunzelnd an. Van beugte sich zu ihm. „Was meinst du denn, wann sie das letzte Mal etwas gegessen hat?“, fragte er in vorwurfsvollen Tonfall angesichts Karnoths Reaktion.
Karnoth machte zunächst ein überraschtes, dann ein beschämtes Gesicht, als ihm die Antwort dämmerte. Wie auf ein mir unbekanntes Stichwort, knurrte mein Magen erneut. Vor Karnoth war es mir noch peinlicher und ich sah schnell an ihnen vorbei. Doch Karnoth schien es beflissentlich nicht zu bemerken und folgte Van eilig mit seinem Pferd in den Stall. Karnoths Hengst trug einen Sattel, wie ich nebenbei bemerkte. Ich wartete allein auf dem Hof und schaute mich um. Noch hatte sich nichts gerührt, wofür ich dankbar war. Ich musste etwas essen und schlafen, bevor ich in der Lage war, weitere Kämpfe auszufechten. Erst jetzt wurde mir richtig
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