Regenprinzessin (German Edition)
geführt hatten. Sie hatte mir von einer Unterhaltung mit ihrer Mutter berichtet, während der sie Celia etwas über die Empfängnis und das Austragen eines Kindes erzählt hatte. Laut Celias Mutter sei es durchaus üblich, wenn die Kräfte unserer Gaben währenddessen nachließen. Niemand wüsste genau wieso, aber fast jeder Frau, die Magie besaß, erging es so.
Damals hatten wir uns mehr für die anderen Dinge interessiert, die Celia noch zu erzählen hatte. Wir hatten den ganzen Tag darüber gekichert und die Bemerkung über die Magie war nur am Rande gefallen, doch jetzt erinnerte ich mich daran und es beruhigte mich. So hatte ich beschlossen mir deswegen keine weiteren Sorgen zu machen.
Nun stand ich allerdings vor einem Dilemma, da mir die Beschäftigung fehlte und ich mich schrecklich langweilte.
Ich tigerte durch die Eingangshalle und versuchte mir etwas einfallen zu lassen, womit ich mir die Zeit vertreiben konnte. Den meisten der zahlreichen Bilder, die die Wände bedeckten, schenkte ich kaum Beachtung, aber bei einem blieb ich hängen.
Es zeigte eine Szene in einem der kleinen Säle der Villa, was ungewöhnlich war, denn fast alle anderen Gemälde porträtierten irgendwelche Vorfahren von mir oder zeigten Landschaftsbilder und Jagdszenen.
Ich ging etwas näher heran und unterzog es einer genaueren Betrachtung. Es zeigte eine Familie, die ihren abendlichen Tätigkeiten nachging. Es brannten mehrere Kerzen und selbst der Kamin war angesteckt worden. Der Vater saß mit seinen beiden Söhnen am Tisch, tief über Papiere gebeugt, die sie besprachen. Die Mutter saß mit einer Tochter am Kamin und jede widmete sich ihrer Stickerei.
Es sah gemütlich aus und verströmte eine Atmosphäre von Geborgenheit. Es gefiel mir.
Ich suchte den Bildrand ab in der Hoffnung einen Hinweis auf den Künstler zu bekommen. In der unteren rechten Ecke machte ich einen Schriftzug aus.
Claire stand dort in schwarzer Farbe. Demnach war es keine Auftragsarbeit gewesen wie fast all die anderen Bilder unter denen der komplette Name des Künstlers stand.
Claire… Der Name hatte etwas Vertrautes. Ich dachte darüber nach woher ich ihn kannte. Dann dämmerte es mir. Meine Urgroßmutter hatte diesen Namen getragen. Ob sie es gewesen war, die ihre Familie eines Abends portraitiert hatte? Es wäre nicht unwahrscheinlich, weshalb sollte es sonst zwischen all diesen Gemälden hängen.
Doch viel mehr als die Frage, ob es sich bei der Künstlerin tatsächlich um meine Urgroßmutter handeln könnte, interessierte ich mich für die Malerei, der beiden Frauen im Hintergrund. Es brachte mich auf eine Idee mir die Zeit zu vertreiben.
Ich machte auf dem Absatz kehrt und steuerte die Küche an. Da es bereits spät am Vormittag war, hoffte ich, dort die Haushälterin zu finden. Bevor ich eintrat klopfte ich kurz an der Tür, wartete allerdings nicht darauf herein gebeten zu werden, sondern zog die Tür auf.
In der Küche herrschte ein reges Treiben und zahlreiche Gerüche stiegen mir in die Nase. Die Vorbereitungen für das Mittagsmahl waren in vollem Gange. Eines der Dienstmädchen eilte mit einem großen Topf, den sie mit beiden Händen halten musste, an mir vorbei, blieb jedoch verdutzt stehen, als sie mich bemerkte.
Aus großen Augen schaute sie zu mir hoch und drehte sich verstohlen zu beiden Seiten um. Es war niemand zu sehen, der ihr helfen konnte. Sobald meine Schwangerschaft deutlich sichtbar geworden war, wussten die Bediensteten noch weniger, wie sie mit mir umgehen sollten als ohnehin schon. Das Mädchen riss sich zusammen und versuchte sich an einem wackeligen Knicks, was ihr durch den Topf im Arm nicht leicht fiel.
„Kann ich Euch helfen, Prinzessin?“, fiepte sie unsicher.
Ich nickte. „Ich bin auf der Suche nach Mistress Alwaro. Ist sie hier?“
Ich bemühte mich, sie nicht noch mehr zu beunruhigen und lächelte hölzern. Ich gab mir alle Mühe freundlich zum Personal zu sein. In ihren Augen schien ich eine Art ehrfürchtige Bedrohung darzustellen, auch wenn mir schleierhaft war weshalb. Vermutlich musste es an den Geschichten, die über mich im ganzen Land kursierten, liegen.
Das Mädchen, dessen Namen ich nicht kannte, nickte eifrig. „Ja, sie ist hier. Ich werde sie sofort suchen und zu Euch bringen.“ Schon huschte sie davon und verschwand in den hinteren Bereichen der großen Küche.
Durch unser Gespräch waren noch andere auf mich aufmerksam geworden und beäugten mich vorsichtig.
Ich blieb wo ich war und
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