Regenprinzessin (German Edition)
die Karaffe hinterher und ich fiel wieder hin.“ Ich schluckte beim Versuch den Kloß in meinem Hals oder wenigstens den bitteren Geschmack zu vertreiben. Meine Stimme überschlug sich zitternd und die Worte sprudelten nur so aus mir heraus. „Es war Wasser in der Karaffe, ich schleuderte es ihm entgegen und hielt es dort.“ Doch als ich dazu kam, wie ich ihn tötete, stockte ich und konnte vor Übelkeit kaum weiter sprechen.
„Ich habe ihn ertränkt.“, presste ich hervor. Ich wandte mich ab und erbrach mich abermals. Die Galle hinterließ einen sauren Geschmack in meinem Mund, der mich erneut würgen ließ, jedoch kam nichts mehr nach, mein Magen war inzwischen leer.
Beim Zurücklehnen fuhr ein stechender Schmerz durch meine Hand und ich keuchte erschrocken auf. Ich hob sie vom Boden und sah eine blutige Scherbe darunter zum Vorschein kommen.
Ich hielt mir meine Hände vor das Gesicht, um sie bei der kargen Beleuchtung erkennen zu können. Warmes Blut tropfte auf mein Nachthemd und breitete sich schnell aus. Meine Hände bluteten aus zahlreichen Schnitten.
„Das müssen wir verbinden.“, hauchte meine Schwester und machte sich bereits auf den Weg zu meiner Tür. An der Leiche zögerte sie kurz und ebenso, bevor sie das Zimmer betrat. Dahinter lag vermutlich ein wüstes Schlachtfeld.
Doch dann trat sie, gefolgt von Gideon, entschlossen ein. Schon kurze Zeit später kehrten die beiden zurück und meine Schwester hielt einige Tücher in den Händen. Sie kniete sich zu mir und begann eilig meine blutenden Hände zu umwickeln, die inzwischen mein Nachthemd ruiniert hatten, aber das war sowieso längst zerrissen. Ich ließ ihre Behandlung mit mir geschehen, es war mir gleichgültig, das musste der Schock sein. Das einzige, was ich deutlich wahrnahm, war Vans besorgter Blick.
„Wir sollten sie zu Darius bringen, er kann das besser als ich.“, wandte meine Schwester sich an die Umstehenden, die zustimmend nickten.
Van wollte mir aufhelfen, aber Grenadine hielt ihn zurück. „Nicht.“ Sie deutete auf die wachsende Schwellung an meiner Wade. Van senkte den Blick und sog scharf die Luft ein.
„Ich werde sie tragen.“, antwortete er mit gepresster Stimme. Er umschlang mich, wobei er darauf achtete keine Stelle an meinem geschundenen Körper zu berühren, die mir weh tun könnte. Als er sicher war, mich halten zu können, erhob er sich.
„Ich komme gleich zurück.“, sagte er zu Asant.
Auf dessen Nicken hin, drehte Van sich um und marschierte mit mir in die Dunkelheit davon.
Ich klammerte mich an ihn und begann zu schluchzen. Er drückte mich fest an sich.
„Ich hatte solche Angst.“, wimmerte ich leise an seiner Brust. Mein Körper zitterte heftig, als mich nun die angestaute Anspannung verließ.
Van presste mich noch fester an sich. Es hatte die erwünschte Wirkung und tröstete mich. Er huschte durch den schummrigen Palast und vereinzelt kamen uns Menschen entgegen. Das überraschte mich, ich dachte es wäre später gewesen.
„Das sollte ich mir nicht zur Gewohnheit werden lassen.“, murmelte ich an seiner Schulter, als ich mich allmählich beruhigt hatte.
„Was meinst du?“
Ich schaute hoch in sein Gesicht und rang mir ein Lächeln ab. „Die Leute müssen glauben, ich habe das Laufen verlernt. Ständig trägst du mich auf Händen durch die Gegend.“
Damit brachte ich Van zum Schmunzeln, es tat außerordentlich gut es zu sehen und ich fühlte mich gleich sicherer.
„Es stört mich gar nicht.“ Sein Lächeln wurde breiter, während er sprach. „Ich würde dich überall hin tragen.“ Er machte eine Pause und sein Gesicht wurde wieder ernster. „Obwohl ich gestehen muss, dass mir die bisherigen Anlässe dazu nicht sonderlich gefallen haben.“
Ich wollte nicht, dass er sich sorgte, daher versuchte ich ihn aufzumuntern. „Dann sollten wir Gelegenheiten finden, die deinen Vorstellungen eher entsprechen.“ Ich senkte meine Stimme noch weiter, um sicher zu gehen, dass mich auch wirklich niemand außer ihm hörte.
Überrascht zog Van die Augenbrauen hoch, dann breitete sich ein Grinsen auf sein Gesicht. „Die finden wir ganz sicher.“
Er bog um die letzte Kurve und betrat den Gang zu Darius. Er war menschenleer. Na immerhin. An der Tür des Heilers angekommen, drückte Van mir einen Kuss auf die Stirn, dann klopfte er an, bevor er die Tür öffnete. Bis auf das trübe Mondlicht, das durch die Fenster schien, war alles dunkel, niemand war zu sehen.
Auch auf Vans Rufen rührte sich
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