Regenwaelder - Tierparadiese unserer Erde
ihre kräftigen Rückenplatten Kopf, Beine und Bauch schützen. Außerdem können sie bis zu 30 cm weit ein Wehrsekret verspritzen. Bis jetzt sind weltweit über 10000 Tausendfüßerarten bekannt.
Gigantische Völker
Ameisen (Familie Formicidae) und Termiten (Ordnung Isoptera) treten in den Regenwäldern Lateinamerikas in unvorstellbarer Zahl auf. Die Staaten dieser sozialen Insekten zählen häufig mehrere Millionen Individuen. Ameisen übertreffen von ihrer Anzahl her alle anderen Arten. Nahezu jedes zweite Insekt, auf das man im tropischen Regenwald trifft, ist eine Ameise. Ihr Anteil an der tierischen Biomasse der Tropen beläuft sich auf etwa 25 %. Von den bisher bekannten über 20000 Ameisenarten sind allein 210 in Südamerika damit beschäftigt, Blattmaterial zu sammeln, um darauf Pilze zu züchten, wie z.B. die Blattschneiderameisen derGattungen
Atta
und
Acromyrmex
. Dabei zeichnen sie in manchen Gegenden für das Verschwinden von fast 20 % des Regenwaldgrüns verantwortlich. Gefürchtet sind die Treiberameisen (Gattung
Eciton
), die in Heerscharen umherwandern und regelrechte Schneisen der Verwüstung hinterlassen. Sie fressen alles, was sie überwältigen können. Die meisten Ameisenarten aber leben in den Baumkronen der Regenwälder, wo sie bis zu 90 % der Insektenbiomasse ausmachen. Viele ernähren sich von Honigtau, indem sie Blattläuse »melken«.
Termiten werden wegen ihrer Körperfarbe oft als »weiße Ameisen« bezeichnet, obwohl sie nicht mit diesen verwandt sind. Unter allen Staaten bildenden Insekten erreichen sie die größte Individuenzahl. Die Termiten eines Staates gehören zu unterschiedlichen Kasten mit bestimmten Aufgaben, für die sie körperlich entsprechend ausgestattet sind: Arbeitern obliegt die Errichtung des Baus und die Pflege der Brut, Soldaten mit ihren kräftigen Klauen verteidigen die Kolonie und die mit Flügeln und funktionstüchtigen Geschlechtsorganen versehenen Exemplare dienen der Erhaltung der Art. Termiten ernähren sich hauptsächlich von Holz. Um die Cellulose und das Lignin ihrer Nahrung aufschließen zu können, leben in ihrem Darm symbiotische Einzeller, Flagellaten, die wiederum Holz abbauende Bakterien beherbergen. Die oft sehr großen Bauten der Termiten, die kunstvoll aus zerkautem Holz, Erde und Speichel in Baumstämmen oder am Boden errichtet werden, sind mit einer ausgefeilten Klimaanlage ausgestattet. Dämmende Isolationsschichten und ein weit verzweigtes Labyrinth aus Be- und Entlüftungsgängen regulieren Temperatur, Luftfeuchte und Sauerstoffgehalt. Im Herzen der Bauten befindet sich die Kammer von König und Königin. Die Königin sorgt bis zu 20 Jahre lang für ausreichend Nachkommen, indem sie pausenlos alle drei bis vier Sekunden ein Ei legt. Termiten sind nicht sehr beliebt, denn sie richten mit ihrer Holzzerstörung mitunter immense Schäden an.
Doch sie leisten auch ungemein nützliche Arbeit: Sie sind die wichtigsten Verwerter von totem Holz und Laub und deshalb für den Nährstoffkreislauf im tropischen Regenwald von großer Bedeutung. Zudem tragen sie mit ihrer Grabarbeit als »Regenwürmer der Tropen « zur Lockerung und Durchlüftung des Bodens bei.
Wohngemeinschaft von Biene und Laus
Anscheinend haben sich nicht nur Ameisen mit Läusen vergesellschaftet. Kürzlich wurde im Amazonasgebiet eine neue, stachellose Bienenart entdeckt (Gattung
Schwarzula
), die zusammen mit Schildläusen in Baumhöhlen lebt. Beide Partner profitieren von dieser Beziehung: Die Bienen ernähren sich vom Honigtau, den die Läuse ausscheiden, und verwenden zudem das von den Läusen produzierte Wachs zum Nestbau. Die Läuse erhalten im Gegenzug eine geschützte Wohnstätte und werden von den Bienen vor dem Ertrinken in ihren eigenen Exkrementen bewahrt.
Käfer – die Goliaths unter den Insekten
Unter den Käfern findet man einige der größten Insekten der Erde. Manche tropische Arten übertreffen mit ihrer Körpergröße sogar kleine Vögel und Säugetiere. Der Riesenbockkäfer (
Titanus giganteus
) etwa gehört mit einer Körperlänge von rund 20 cm zu den größten Käfern der Welt. Seine Larven, die in morschem Holz leben, von dem sie sich auch ernähren, sind mit 25 cm Länge sogar noch größer. Ein weiterer »Riesenkäfer « ist der Herkuleskäfer (
Dynastes hercules
) aus der Familie der Blatthornkäfer (Scarabaeidae). Der in ganz Mittelund Südamerika verbreitete Käfer zählt zu den typischen Bewohnern der feuchten Tropenwälder.
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