Regenwaelder - Tierparadiese unserer Erde
nach Osten abfließende Flüsse, obwohl auf der Westseite deutlich mehr Niederschlag verzeichnet wird.
Die Westghats liegen in den wechselfeuchten Tropen, weshalb die Jahreszeiten in diesem Gebiet im Allgemeinen durch eine Regen- und eine Trockenzeit gekennzeichnet sind. Der durchschnittliche jährliche Niederschlag beträgt 2500 mm. Während des Monsuns von Juni bis Oktober sind auf der Westseite der Bergkette Regenfälle von 7600 mm keine Seltenheit. Die Regenmenge verteilt sich sehr ungleich: Die Ostseite liegt im Regenschatten und ist daher trockener. Grundsätzlich ist der südliche Teil der Ghats deutlich feuchter und wärmer. Im Oktober und November macht sich hier zusätzlich der Nordostmonsun bemerkbar. Die mittleren Temperaturen für das gesamte Gebiet liegen zwischen 20 und 24 °C, wobei die Temperaturen im Sommer 30 °C überschreiten und es im Winter in den Höhenlagen frieren kann. Die Variabilität der klimatischen Gegebenheiten bedingt die vielen verschiedenen Landschaftselemente und fördert so die biologische Vielfalt (Biodiversität).
Feuchtwälder im Norden
Der nördliche Bereich der Westghats erstreckt sich von Zentralmaharashtra nach Karnataka. Die Grenze wird allgemein in Wyanad gezogen, wo die trockeneren Dipterocarpaceen-Wälder des Nordens in die von
Cullenia
-Arten dominierte südliche Vegetation übergehen. Das Gebiet im Norden umfasst eine Fläche von etwa 80 000 km2. Den Bereich unterhalb von 1000 m bezeichnet man als Laubwald der wechselfeuchten Tropen. Auf den charakteristischen roten Lateritböden wachsen hier vor allem die bekannten Teakbäume. Oberhalb der Höhengrenze beginnt der immergrüne Bergregenwald, dessen Kronendach eine Höhe von 45 m erreichen kann. Hier findet man die charakteristischen Bestände des Zweiflügelfruchtbaums (Gattung
Dipterocarpus
). In den nördlichen Ghats fällt vor allem der Reichtum an Orchideenarten auf. Weitere Aufsitzerpflanzen und Lianen sind zahlreich vertreten. Ab etwa 2000 m beginnt der niedrige Shola-Wald, der u. a. von Rhododendron-Arten dominiert wird. Die kleinwüchsige Waldform wechselt sich mit Grasland ab. Obwohl der Norden im direkten Vergleich artenärmer ist, kommen hier die meisten größeren Säuger wie Tiger, Elefant, Lippenbär und Gaur vor. In einer Höhle überlebt die letzte, auf 40 Tiere geschätzte Population der Wroughton-Fledermaus. Mangels ausreichender Forschungen wissen wir über die genaue Artenzusammensetzung und die ökologischen Beziehungen im nördlichen Teil der Westghats bisher zum Teil nur wenig. Vieles verweist allerdings auf die Fragilität des ökologischen Gleichgewichts: 75 % des Feuchtwalds und 58 % des Bergregenwalds sind bereits durch menschliche Nutzung zerstört. Besonders die Anlage von Dämmen für Wasserkraftwerke fordert ihren Tribut, da ganze Täler von Stauseen überflutet werden. Außerdem stellt die Ausbreitung nicht heimischer Pflanzenarten wie des nordamerikanischen Wandelröschens (
Lantana camara
) ein großes Problem dar, da diese die natürliche Vegetation verdrängen.
Dschungel im Süden
In den südlichen Westghats bestimmen auf etwa 46 000 km 2 Fläche die hohen Niederschläge zweier Regenzeiten pro Jahr das Ökosystem. Der Feuchtwald unterhalb von 1000 m ist auf der Regenseite im Westen eher ein schmales Band, hier herrscht Bergregenwald mit einer Kronenschicht in 15–20 m Höhe vor. Auf der regenabgewandten Ostseite bedeckt der Feuchtwald das größere Areal. Dort ist der Anteil endemischer Arten außerordentlich hoch. Im unteren Feuchtwald ist er vergleichsweise niedrig, es gibt aber einen höheren Anteil an Säugetieren und Vögeln. Im Bergregenwald der südlichen Westghats sind über die Hälfte der Baumarten nur hier zu finden; 20 % der Säugetierfauna und über 90 % der Reptilien Indiens kommen nur lokal vor. Hier kann man die letzten umfangreicheren Populationen von Königstigern, Indischen Elefanten, Bartaffen und vor allem den endemischen Nilgiri-Tahren beobachten. Der Lebensraum dieser heute scheuen Ziegenart beschränkt sich gegenwärtig auf einen 400 km langen Streifen von Shola-Wald und Grasland in den Nilgiri Hills. Einst war sie weit verbreitet und so zutraulich, dass Jäger sie mit dem Messer erlegen konnten.
Im Shola-Wald sind viele Baumarten zweihäusig, es gibt also männliche und weibliche Bäume mit den entsprechenden Blütenformen. Deshalb sind sie durch Abholzungen besonders gefährdet; denn eine Vermehrung ist nur bei ausreichend großem Bestand beider
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