Regina schafft es doch
Mein lieber, guter, wunderbarer Professor Tausing!“
„Vielleicht treffen wir uns dort, Regina! Du mit Tonfingern und ich mit Mehlfingern! Du modellierst Kunst und ich Torten!“
Regina seufzte.
„Es ist so weit dorthin, Gert, und so teuer! Für uns an der Wasserkante ist es viel leichter, über die Grenze nach Dänemark zu hüpfen, als quer durch halb Europa nach Wien zu fahren.“
„Darum fange ich auch hier oben an und hüpfe erst mal über die Grenze“, lächelte Gert. „Und wenn ich in Kopenhagener Gebäck und dänischem Jargon ausgelernt bin, komme ich zurück und sehe nach, ob du in der Zwischenzeit genügend Geld verdient hast, um nach Wien zu gehen!“
„Du Optimist!“ lächelte Regina. Sie warf einen Blick auf die Uhr. „Du liebe Zeit, es ist schon spät. Sie wollen doch morgen früh verreisen, Herr Eimer – da ist es besser, ich fahre jetzt nach Hause. Und morgen früh fange ich mit den Reliefs an. Vielleicht sind sie zum Brennen fertig, bis Sie zurückkommen.“
„Und das Färben und so weiter – das überlassen Sie also einer Werkstatt?“
„Ja und nein – ich werde selbst mitmachen, aber meine beste Freundin, Katrin Rhode, muß den größten Teil der Arbeit tun.“
„Katrin Rhode – ach, ist das die mit ,Katrins Keramik’? Soso, das ist Ihre beste Freundin!“
„Ja“, nickte Regina strahlend. „Sie ist die beste Kameradin von der Welt. Immer hilfsbereit, immer fröhlich, immer voller Verständnis! Ich war übrigens gestern bei ihr, und denken Sie nur, sie hat mir dies Kleid hier geschenkt, war das nicht süß von ihr?“
Regina war so voller Freude und ganz vertieft, daß sie die Blicke der beiden Männer nicht bemerkte. Der eine gerührt, lächelnd, väterlich verständnisvoll, der andere jung und froh und voller Zärtlichkeit.
„Kleine aufrichtige Regina!“
„Nun kommst du schon wieder mit deiner Aufrichtigkeit. Was war denn jetzt eben so aufrichtig?“
Gert Eimer antwortete nicht. Warum sollte er? Warum sollte er ihr verraten, daß unter hundert Frauen kaum eine einem Manne sagen würde: dieses Kleid, mit dem ich mich für dich geschmückt habe, das hat mir eine wohltätige Freundin geschenkt!
„Es ist ein Glück, daß Sie für das Technische eine so gute Hilfe haben“, sagte Eimer senior. „Wissen Sie, was? Werden Sie mit dem Modellieren fertig, bevor ich wieder zurück bin, dann fangen Sie nur einfach mit dem Brennen an. Ich bin überzeugt, daß es meinen Wünschen entspricht. Und wenn Sie es gern zeigen wollen, bevor Sie brennen, dann besteht ja eine kleine Hoffnung, daß mein lieber Sohn sich bereit erklärt, einen Blick’ darauf zu werfen.“
„Natürlich, Papa. Alles fürs Geschäft. Und wenn es die größten Opfer sind!“
Gert fuhr Regina nach Hause.
„Du, Gert! Weißt du, was? Ich bin fast in deinen Vater verliebt!“
„Ach, das möchte ich mir aber sehr verbeten haben!“
„Red doch nicht! Im Ernst, du hast einen wunderbaren Vater.“ Regina seufzte. „Es ist schrecklich, wenn man keine Eltern hat, Gert.“
„Ja, Mädel, ich verstehe das. Und ich hänge auch sehr an meinem Vater. Wir sind gute Freunde.“ Gert lächelte. „Regina, wer weiß – wir kennen uns ja erst seit wenigen Tagen – und ich bin mit meiner Ausbildung noch nicht fertig – und ich soll noch reisen, bevor ich an eine Frau und ein Heim denken darf –, aber dennoch: Es ist ja nicht ausgeschlossen, daß mein Vater eines Tages auch dein Vater sein wird!“
Herr Eimer senior war in sein Schlafzimmer hinaufgegangen, um zu packen.
Während er Schlafanzug und Hausschuhe, Toilettensachen und Unterwäsche sauber und ordentlich in seinen Koffer legte, während er ein paar Hemden und Schlipse heraussuchte, ging er hin und her und lächelte vor sich hin.
Dann nahm er das Bild seiner Frau vom Nachttisches zeigte ein jugendliches Gesicht mit einer Haarfrisur aus den vierziger Jahren.
Eimer senior betrachtete das Bild lange. Dann lächelte er und nickte – einmal und noch einmal.
Reginas Traum heißt Wien
„Ist das nicht wunderbar für dich, Regina?“ fragte Katrin.
Regina lächelte.
„Doch, wirklich. Was meinst du übrigens damit?“
„Ja, erstens, daß Herr Eimer mit deinem Fries so sehr zufrieden ist!“
„Ach, das meintest du? Ja, das ist auch wunderbar!“
„Ach, du schreckliches Wesen. Jetzt denkst du natürlich an die Liebe, während ich die Kunst gemeint habe.“
„An die denke ich auch, Katrin. Übrigens ist es verkehrt, wenn du sagst, ,dein
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