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Regina schafft es doch

Regina schafft es doch

Titel: Regina schafft es doch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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richtete nur den Blick auf ihn und griff nach seiner Hand. Nach einer Pause sagte sie ganz leise: „Und ob ich mich gefreut habe! Über die Torte und noch mehr über deinen Brief.“
    Ihre Stimme klang so jung und so zart und so kindlich glücklich. Gert lächelte.
    „Kleines, sonderbares Ding, du. In deiner Kunst bist du so erwachsen, so reif, und als Mensch so – so jung und treuherzig.“
    „Treuherzig? Was meinst du damit?“
    „Du bist so himmlisch, so unglaublich verblüffend offen, Regina.“
    „Das bist du aber auch.“
    „Das bin ich wohl. Ist es nicht wunderbar, daß ausgerechnet wir zwei einander gefunden haben, Regina?“
    Sie strich ihm über die Hand.
    „O ja, Gert, das ist wunderbar.“
    Dann schwiegen sie. Gert mußte vor einer Verkehrsampel warten, und er warf einen Blick auf Regina, auf den feinen Hals unter dem dunklen Haar, die schlanken, empfindsamen Hände.
    Er war wie verzaubert von diesem Mädchen. Die Mischung aus einer mutigen, zielbewußten Künstlerin und einem jungen, unerfahrenen Menschenkind – die war etwas Neues für ihn, etwas wunderbar Neues. Hier mit Regina zusammenzusitzen, das war genauso, wie wenn man ausruhte und verschnaufte nach einem langen gefährlichen Weg.
    „Du, Gert!“
    „Ja, Kleines?“
    „Weshalb hast du mir nichts davon erzählt, daß du das ,Schlafende Kind’ besitzt?“
    Es gab einen kleinen Ruck im Auto, aber nur für einen Augenblick. Er antwortete nicht gleich.
    „Ja, du besitzt es doch? Ich freute mich so, als Mortensen mir erzählte, daß du es gekauft hättest. Es ist nämlich das Beste, was ich jemals gemacht habe. Weißt du, wenn man so – ja, wenn man gleichsam ein Teil von sich selbst weggibt, dann ist es so schön zu wissen, daß es zu einem Menschen gekommen ist, der Verständnis hat – und am allerschönsten, wenn es zu einem Menschen gekommen ist, den man selbst – eh, gern hat – oder mit dem man sympathisiert…“
    Gert hatte sich gefaßt. Nun lächelte er und schaute von der Seite auf sie nieder.
    „Nun, Regina? Wie ist es mit der Ehrlichkeit? Was wolltest du eigentlich sagen?“
    „Den man gern hat!“ flüsterte Regina und ihre Wangen glühten.
    Gert wartete noch einen Augenblick, bevor er antwortete. Aber schließlich kam es.
    „Ich fürchte, ich muß dir sehr weh tun, Regina. Es stimmt, daß ich das ,Schlafende Kind’ gekauft hatte. Aber leider – leider – schon am nächsten Tag ist es heruntergefallen – auf die Steinfliesen vorm Kamin und… und ist entzweigegangen. Leider!“
    Regina schluckte. Dann lächelte sie tapfer.
    „Ja, das habe ich davon, daß ich nie über das Terrakottastadium hinauskomme. Wenn ich mal reich bin, Gert, dann mache ich ein neues ,Schlafendes Kind’ für dich – in Bronze!“
    „Du bist mir also nicht böse?“
    „Böse? Bist du bei Trost? Ich weiß ja, daß du es nicht mit Absicht hingeworfen hast, du Brabbelkopf!“
    Sie schwieg einen Augenblick. Dann lächelte sie. „Weißt du, was? Ich möchte viel lieber daran denken, daß es bei dir entzweigegangen ist, als daß es vielleicht heil und ganz bei irgend jemandem herumsteht, der es nicht begreift und es nicht schätzen kann!“
    „Du bist eine richtige Künstlerseele“, sagte Gert. „So, Regina, da wären wir – du, was ich noch sagen wollte – , sag Papa nichts von dem ,Schlafenden Kind’, ja – ich hatte es für ihn gekauft, weißt du, und ich schäme mich, daß ich so ungeschickt war und das Geschenk kaputtgeworfen habe, noch ehe er es bekommen hatte…“
    „Kein Wort werde ich sagen!“ lächelte Regina. Sie nahm die Rolle mit den Zeichnungen vom Rücksitz, und Gert war ihr beim Aussteigen behilflich.
    Das Haus war nicht übermäßig groß, nicht übertrieben elegant. Aber es war behaglich und wohnlich und zeugte von solidem Wohlstand. Und zweifellos auch davon, daß es nur von Männern bewohnt wurde.
    Vor dem Kamin im Wohnzimmer lag ein wunderschöner Airedaleterrier. Der stand auf und wedelte glücklich mit dem Schwanz, als Gert hereinkam.
    „Ja, Bonnie ist die einzige Dame hier im Hause“, lächelte Gert und strich dem Hund über den Kopf. „Außer der Hausgehilfin natürlich. – Nimm Platz, Regina, ich sage Papa Bescheid.“
    Regina setzte sich. Bonnie kam zu ihr hin, sah sie prüfend an und legte den Kopf auf ihre Knie. Regina streichelte sie. Was für ein wunderschönes Tier! Das würde sie gern mal modellieren…
    Sie sah sich um. Das Zimmer war groß und hell, sauber und aufgeräumt. Und trotzdem – es

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