Regina schafft es doch
anfangen, Ihre Sachen in Bronze gießen zu lassen?“
„Wenn ich das große Los gewonnen habe.“
„Soso. Ja, dann müssen wir uns für den Rest Ihres Lebens mit den Terrakotten begnügen.“
Er lächelte und blinzelte verschmitzt.
„Nun, hat Direktor Eimer Sie erwischt?“
„Jaja!“ Reginas Augen glänzten. „Wissen Sie, was er von mir wollte?“
„Aber ja. Ich bin im Bilde. Haben Sie den Auftrag bekommen?“
„Na, und ob! Ich sitze schon und zeichne, daß der Bleistift heißläuft.“
„Ja, Eimer ist wirklich ein großer Bewunderer Ihrer Kunst. Und der Sohn auch.“
„Der Sohn?“ Reginas Herz schlug zum Zerspringen.
„Ja, wissen Sie das nicht? Er hat das schönste Stück gekauft, das Sie jemals gemacht haben. Wissen Sie noch, das ,Schlafende Kind’.“
„Und ob ich das noch weiß! Sie haben recht, es ist das Beste, was ich gemacht habe. Sie wollen doch aber nicht etwa behaupten, daß Gert Eimer das gekauft hat?“
„Aber ja, das will ich behaupten, darauf kann ich einen Eid ablegen. Ich dachte, ich hätte Ihnen das erzählt…“
„Nein, Sie sagten nur, es wäre verkauft – ich weiß noch genau, an dem Tag waren hier Kunden, und wir konnten nicht viel miteinander reden.“
„Ach so, nun, das weiß ich nicht mehr. Aber er hat es gekauft, er schien geradezu begeistert zu sein. Sonst ist der Vater Ihr getreuer Kunde.“
Regina war nachdenklich geworden. Zerstreut und geistesabwesend sagte sie Mortensen „Auf Wiedersehen“. Und nachdenklich wanderte sie durch die nachmittäglich stillen Straßen heimwärts in ihr Atelier.
Weshalb in aller Welt hatte Gert ihr nicht erzählt, daß er das „Schlafende Kind“ besaß?
Dann lächelte Regina über sich selbst. Es war ja das einfachste, ihn zu fragen. Und das wollte sie tun, sobald sich eine Gelegenheit bot.
Die Gelegenheit kam am nächsten Tag.
Da klopfte es gegen acht Uhr in der Frühe an ihre Tür, und Regina rannte mit klopfendem Herzen hin und machte auf. Aber es war nicht Gert, der draußen stand. Es war ein Laufjunge mit einem Paket und einem Brief.
„Fräulein Frank? Ich sollte das hier abgeben.“
Die Schritte des Jungen verhallten im Treppenhaus.
Regina riß den Umschlag auf:
„Liebe kleine Regina! Ich kann heute Mittag auf keinen Fall abkommen, wir haben ein paar Riesenaufträge, die ich ganz allein erledigen muß, und Papa fährt morgen nach Hannover zu einer Sitzung. Ich schicke Dir hier einen kleinen Trost. Es ist natürlich poesielos, seiner Angebeteten eine Torte zu schicken. Wäre ich Blumenhändler, dann hättest du Orchideen bekommen. Papa fragt, wie weit du mit den Entwürfen bist. Er ist sehr gespannt drauf. Wenn Du findest, Du könntest schon etwas vorzeigen, dann hole ich Dich heute abend gegen sieben Uhr ab. Bei uns beiden, Papa und mir, ist der Tag voll besetzt, aber abends haben wir Zeit. Willst Du bei uns essen? Wenn Papa die Entwürfe anerkennt, kannst Du ja schon mit dem Modellieren anfangen und brauchst nicht zu warten, bis er zurückkommt. Er bleibt ungefähr eine Woche weg. Hinterher will er nämlich noch nach Düsseldorf und Frankfurt. Also um sieben heute abend – kleine Regina?
Ich denke unausgesetzt an Dich. Unser Ausflug gestern war so schön, nicht wahr? Wir werden mit der Zeit noch viele solche schönen Ausflüge machen… Dein Gert.“
Also heute abend! Regina war so unendlich glücklich. Und dann setzte sie sich wieder an ihren Zeichentisch.
Zwei Glückspilze auf einmal
„Endlich!“ sagte Gert.
„Endlich?“
„Ja, ich sagte endlich. Es ist eine Ewigkeit her, seit ich dich gesehen habe – und seit ich…“, er legte die Arme um sie, er zog sie dicht an sich. „Regina, ich bin verliebt in dich, bis über beide Ohren verliebt. Ich kann nichts dafür.“
Er küßte sie, zärtlich und behutsam.
„Kleine Regina. Du bist so zart und klein und fein wie deine eigenen Terrakottafiguren.“
Regina lachte, und ihre Wangen glühten. „Gert! Du komischer Gert. Du bist so – so wunderbar aufrichtig.“
„Du auch. Nun, fahren wir los? Ich habe heute den Wagen. Papa weiß, was sich gehört, wenn eine große Künstlerin abgeholt werden muß.“
„Oder wenn eine Rolle Zeichnungen nicht gedrückt werden darf,“ sagte Regina trocken.
Dann saßen sie im Auto – Regina in ihrem feinen, neuen roten Kleid.
„Gert – tausend Dank für das große Paket heute morgen – für die wunderbare Torte!“
„Hast du dich darüber gefreut?“
Regina antwortete nicht sogleich. Sie
Weitere Kostenlose Bücher