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Regina schafft es doch

Regina schafft es doch

Titel: Regina schafft es doch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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bißchen daraus, in die Reihe zu kommen, Katrin. Es ist nur die Künstlerin, die den Menschen einigermaßen lebendig erhält.“
    „Da finde ich aber, die Künstlerin tut es ziemlich erbärmlich!“ brauste Katrin auf. „Nennst du das lebendig erhalten? Dein kleines schmales Gesicht, deine großen, übernächtigten Guckäugen! Jaja, ich weiß, was du willst. Du willst nur ,Fackelträger’ und andere großartige Sachen machen – denke doch nicht etwa, daß ich dich nicht verstehe, Regina, aber – tu es nicht gerade jetzt! Du mußt warten, du mußt dich wieder auffangen, du mußt Abstand von dieser vertrackten Geschichte bekommen, ehe du anständig arbeiten kannst.“
    „Vertrackte Geschichte“, wiederholte Regina, und in den Worten klang ein weher Unterton durch.
    „Ich weiß, was du meinst. Es ist keine vertrackte Geschichte, sondern dein Lebensglück ist zerstört. Und wenn ich mich recht erinnere, habe ich dir gesagt, daß du hier vielleicht hindurch mußt, um wirklich auf die Höhe deiner Kunst zu gelangen. Ich stehe auch zu meinen Worten. Aber siehst du, du kannst dich noch nicht kopfüber in deine großen Aufgaben stürzen. Was du an Freud und Leid durchmachst und an so schweren Kümmernissen und Enttäuschungen, wie du sie eben erfahren hast – das muß sich erst setzen, es muß in deine seelische Retorte, muß sich mit anderen Zutaten mischen, und eines Tages wird das Brauchbare herausgelöst und erweist sich als – als – als reines Gold!“ – Ein kleines Lächeln erschien um Reginas Mund.
    „Katrin, ich bin nicht sicher, daß ein Chemiker mit deinem Bild so ganz einverstanden wäre…“
    „Na, und wenn schon, die Hauptsache ist, daß du mich verstehst. Und das tust du. Gönne dir selber diese Monate in Kattenbüttel, Regina. Übernimm diese Routinearbeit – wer weiß, vielleicht ist sie viel interessanter, als du denkst! Und sieh zu, daß du zur Ruhe kommst, versuch mal, ob du nicht zunehmen kannst, du knochendürres Gespenst! Und leg jeden Monat etwas von deinem Gehalt auf die hohe Kante. Du hast doch hoffentlich noch nicht allzuviel von deinem Honorar für den ,Fackelträger’ verbraucht? Das ist gut. Spar dir was, Regina. Leg dir ein Sparbuch an oder kauf dir eine Sparbüchse. Und solltest du den Preis in dem Brunnenwettbewerb kriegen, dann…“
    „Ja, dann“, sagte Regina. „Dann wüßte ich, was ich täte.“
    „Das weiß ich auch. Dann würdest du nach Wien gehen zu dem guten alten Tausing. Gut – das setze dir doch als Ziel! Wenn du nun mal so blöde bist und es als eine Art Opfer empfindest, in der Porzellanfabrik zu sitzen und Muschis zu machen, dann führe dir vor Augen, daß du dies Opfer bringst, um zu Tausing zu kommen und wirkliche Kunst zu machen!“
    „Katrin – weißt du –, im Grunde bist du doch der einzige Mensch, der mir nahesteht. Wenn ich mir alles so recht überlege, dann wäre ich das einsamste Geschöpf unter der Sonne – wenn ich dich nicht hätte. Du bist für mich eine Freundin und eine Schwester und ab und zu beinahe auch so was wie eine vernünftige alte Tante.“
    „Hältst du mir eine Rede, Regina?“ Katrin lächelte, um ihre Mundwinkel zuckte es, und die Augen wurden blank.
    „Nein – ich wollte nur sagen, daß du der phantastischste. Freund bist, den ein Mensch haben kann! Und nie, nie werde ich dir für alles danken können, was du für mich tust!“
    „Sieh mal einer an, du bist wohl nicht ganz beeinander?“ lachte Katrin. „Kommt es daher, weil ich hier sitze und mir den Mund fusselig rede, um dich loszuwerden, um dich zu den Porzellankatzen zu schicken? So, Regina, mach dich reisefertig. Fahr morgen schnell hin und rede mit Jytte und mit ihren Chefs. Und bring mir dein Brunnenkind her. Du ahnst gar nicht, wie wunderbar ich den Gipsabdruck machen werde.“
    „Doch, Katrin. Das ahne ich schon. Du bist eine viel, viel bessere Handwerkerin als ich.“
    „Nicht wahr? Es muß eben auch Handwerker geben. Denk mal, wenn wir beide uns zusammentun könnten, du – du mit deiner Bildhauerei und ich mit dem Gießen deiner Meisterwerke. Jetzt mach, daß du nach Hause kommst, versorge dein Haus und pack dein Kind für mich ein.“
    Regina wirtschaftete im Atelier herum. Sie besah sich kritisch alles, was sie an kleinen Terrakotten und Gipsfiguren stehen hatte. Terrakotta und Gips – immer Terrakotta und Gips. Sie hatte es sich niemals leisten können, ihre Figuren in Bronze gießen zu lassen, geschweige denn in Stein auszuhauen. Und Katrin hatte

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