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Regina schafft es doch

Regina schafft es doch

Titel: Regina schafft es doch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Übertreibung. Und jenen Schimmer von Humor und Intelligenz in den dunklen Augen.
    Liebe, gute Katrin, dachte Regina, als die beiden gegangen waren. In ihr stieg plötzlich ein fast mütterliches Gefühl für die Freundin auf. Hoffentlich würde sie niemals enttäuscht.
    Regina holte eine Miniatur aus ihrer Tasche. Es war ihre erste selbständige Bronzearbeit. Jetzt wollte sie sie retuschieren, und dann würde sie ja hören, was Reisinger dazu sagte.
    Wie still es heute abend im Haus war. Und auf der Straße, wie still! Auf der kleinen, schmalen Gasse mit Kopfsteinpflaster, deren weißgetünchte alte Häuser sich gleichsam vorneigten und in ihrem guten alten Wiener Dialekt miteinander flüsterten – von jungen Paaren flüsterten mit Halskrausen und Krinolinen, von anderen mit Reifröcken und Schnurrbärten – und von denen, die noch später kamen, aber sich gerade so im Schutz der alten weißen Häuser mit den tiefen, getünchten Torbögen gefunden hatten, die lächeln und lachen und lieben gelernt hatten… wie in dieser schönen Stadt zu allen Zeiten gelächelt und gelacht und geliebt worden war.
    Regina blieb an ihrem Arbeitstisch sitzen und starrte durch das kleine Fenster. Noch war es ganz hell, es lag ein Lenzschimmer in der Luft – kein Wunder, es war ja schon März…
    Wie es wohl daheim aussehen mochte? Ob die Krokusse wohl schon blühten im Stadtpark vor der Parkkonditorei? Und im Garten von Eimers Haus?
    Nein, was fiel ihr denn heute abend nur ein? Sie mußte sich auf diese Retusche konzentrieren. Wie spät es sein mochte? Sieh da, die Uhr war stehengeblieben. Katrin hatte den Wecker gestern aufziehen sollen. War ja sonnenklar, daß sie es vergessen hatte, sie schwebte zur Zeit auf rosaroten Wolken!
    Regina machte die Küchentür einen Spalt weit auf.
    „Frau Reisinger, können Sie mir sagen, wie spät es ist?“
    „Viertel nach fünf, Fräulein Frank!“
    Regina bedankte sich und stellte die Weckeruhr. Schon Viertel nach fünf, was sollte das bloß heißen, so dazusitzen und die Zeit zu verträumen!
    Sie machte sich von neuem an ihre kleine Statue und zwang sich, die Gedanken darauf einzustellen. Und so saß sie noch immer und arbeitete, als Katrin nach Hause kam.
    „Regina, nein, du solltest nur wissen, wie reizend sie ist! Strahlend sanft und heiter, obwohl sie gelähmt ist! Sie war sehr von den Entwürfen begeistert, und rate bloß mal, Regina – rate mal – , stell dir vor: sie will zwei Lampen haben, ganz kleine, auf jeder Seite des Bücherbords – und weißt du, was sie haben möchte, Regina? Dein ,Bübchen’ und meinen ,Schützen’! Ich hätte mir die ganze Zeichnerei sparen können, denn unsere beiden Kinder gefielen ihr am allerbesten. Und nun lache mich nicht aus, ich muß dich ganz artig um etwas bitten: Wenn ich meine Miniatur vom ,Schützen’ gemacht habe, würdest du dann wohl so lieb und nett und gut sein, ihn für mich zu gießen, Regina? In Bronze?“
    „Katrin, jetzt setz dich erst mal hin und hole Luft, bitte. Ja, ich werde für dich gießen, was du willst, und wenn du einen Schützen machst so groß wie die Freiheitsstatue in New York. Und die bezaubernde Dame ist natürlich die alte Frau Bielec, vermute ich?“
    „Na ja, klar, wer sollte es denn sonst sein? Und ich kriegte einen phantastischen Tee und Kuchen…! Sie hat ein Wunder von einer Hausgehilfin, die das Kindermädchen vom Doktor gewesen ist und ihn Herr Leo anredet…“
    „Jaja, das ist ja großartig, aber kehre jetzt zu dem Nächstliegenden zurück. Was war es, was du von meinem ,Bübchen’ sagtest?“
    „Daß du eine Miniatur davon machen sollst als Lampenfuß, er soll ein Gegenstück zu meinem ,Schützen’ sein…“
    „Hast du auch nur im allergeringsten darüber nachgedacht, wie die Lampe auf den armen Jungen aufmontiert werden soll? Soll er sie auf dem Kopf tragen?“
    „Aber nein, in der Hand, so ,à la Fackelträger’ – du mußt doch anfangen, ein wenig nachzugeben. Schau her, ich werde dir zeigen, wie ich es meine…“ Katrin riß sich den Hut vom Kopf und schmiß ihn aufs Bett, der Mantel landete auf der Kommode, und sie schob eine Teetasse, eine Figur und eine Schachtel mit Nähsachen beiseite, um ihren rechten Arm auf den Tisch legen zu können, wo sie auf der Rückseite von Mamis letztem Brief etwas aufzeichnete. „Schau her…. du kannst den Jungen ganz lassen, wie er ist, läßt ihn nur die rechte Hand hochheben, so.
    Du, ich hab’ wahrhaftig Hunger, obgleich ich so ‘nen Haufen

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