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Regulator: Roman

Regulator: Roman

Titel: Regulator: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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herunter. Als Peter näherkommt, rechnet er damit, daß er schwarzen Stoff sehen wird (möglicherweise Nylon, möglicherweise Seide), der das Gesicht des Mannes bedeckt und ihm dieses unheimlich leere Aussehen verleiht, aber er sieht keinen Stoff, und in dem Moment, als die Schaufensterscheibe des E-Z Stop weiter unten an der Straße explodiert, wird ihm etwas Schreckliches klar: Er kann kein Gesicht sehen, weil keines da ist. Der Mann aus dem schwarzen Wagen hat wirklich kein Gesicht. »O Gott«, stöhnt Peter mit einer so leisen Stimme, daß er sie selbst kaum hören kann. »O Gott, bitte.« Zwei weitere Gestalten schauen aus dem Turm des schwarzen Wagens herunter. Einer ist ein bärtiger Mann, der, wie es aussieht, die Fetzen einer Uniform aus dem Bürgerkrieg trägt. Die andere ist eine Frau mit glattem schwarzem Haar und grausam wirkenden, aber wunderschönen Gesichtszügen. Sie ist so blaß wie ein Vampir in einem Comic. Ihre Uniform ist, wie die des Mannes ohne Gesicht, in Schwarz und Silber gehalten und hat etwas Gestapohaftes. Eine Art protziger Edelstein - so groß wie ein Taubenei -hängt an einer Kette um ihren Hals und flimmert wie ein Überbleibsel aus den psychedelischen sechziger Jahren. Sie ist eine Karikatur, denkt Peter. Der erste zaghafte Versuch eines pubertierenden Jungen, eine Sexphantasie zu erschaffen.
    Als er sich dem Mann ohne Gesicht nähert, stellt er etwas noch Schrecklicheres fest: Er ist eigentlich gar nicht da. Ebensowenig die beiden anderen, ebensowenig der schwarze Lieferwagen. Er erinnert sich an eine Samstagsmatinee -er kann nicht älter als sechs oder sieben Jahre gewesen sein -, als er bis vor zur Kinoleinwand gegangen war, daran hinaufgesehen und zum erstenmal erkannt hatte, wie billig der Trick war. Aus vierzig Zentimetern Entfernung waren die Bilder nur Gaze; das einzige Reale waren die hellen Fundamente der Leinwand, die selbst völlig leer war, konturenlos wie eine Schneeverwehung. Das mußte sie sein, wenn die Illusion gelingen sollte. Dies hier ist genau dasselbe, und Peter empfindet jetzt dieselbe dumme Überraschung wie damals. Ich kann Herbie Wylers Haus sehen, denkt er. Ich kann es durch den Lieferwagen hindurch sehen. »JACKSON!«
    Aber das ist real, genau wie die Kugel, die Mary das Leben gekostet hat. Peter schreit, während er gleichzeitig schmerzverzerrt grinst, drückt sie einen Moment fester an die Brust und läßt sie dann auf die Straße fallen, ohne es zu bemerken. Es ist, als hätte ihm jemand den Trichter eines elektrisch verstärkten Megaphons an ein Ohr gehalten, die Lautstärke bis zum Anschlag aufgedreht und dann seinen Namen hineingebrüllt. Blut quillt ihm aus der Nase und läuft ihm aus den Augenwinkeln.
    »HIER LANG, PARTNER!« Die Gestalt in Schwarz und Silber, jetzt ohne jede Substanz, aber nach wie vor bedrohlich, zeigt auf das Wyler-Haus. Die Stimme ist das einzig Reale, aber mehr Realität braucht Peter auch nicht; sie ist wie die Schneide einer Kettensäge. Er schnellt so heftig mit dem Kopf zurück, daß seine Brille verrutscht. »WIR HAM NOCH WAS VOR! AM BESTEN GIBSTE GAS!« Er geht nicht auf Herbies und Audreys Haus zu, er wird dorthin gezogen, hingespult. Als er durch die schwarze Gestalt ohne Gesicht hindurchgeht, schießt ihm nur einen Augenblick lang ein verrücktes Bild durch den Kopf: Spaghetti, die unnatürlich roten aus der Dose, und Hackfleisch. Alles zusammengemischt in einer weißen Schüssel mit Zeichentrickfiguren von Warner Bros. - Bugs Bunny, Eimer, Daffy -, die auf dem Rand der Schüssel tanzen. Allein beim Gedanken an diese Art von Essen wird ihm normalerweise übel, aber in dem Moment, als er das Bild vor seinem geistigen Auge sieht, verspürt er nagenden Hunger; das Wasser läuft ihm im Mund zusammen, wenn er an die bleichen Nudelstränge und die unnatürlich rote Soße denkt. In diesem Augenblick sind sogar seine Kopfschmerzen vergessen. Er geht durch das projizierte Bild des schwarzen Lieferwagens, als dieser gerade wieder anfährt, und dann bewegt er sich den betonierten Weg zum Haus entlang. Seine Brille verliert den letzten dürftigen Halt und fällt herunter; er bemerkt es nicht. Er kann immer noch ein paar vereinzelte Schüsse hören, aber sie sind weit weg, in einer anderen Welt. In seinem Kopf spielt immer noch die gezupfte Gitarre, und als die Tür von Audrey Wylers Haus ganz von alleine aufgeht, stimmen Hörner in die Gitarrenmelodie ein, und jetzt endlich erkennt er die Melodie. Es ist die Titelmusik der

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