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Reich der Schatten

Reich der Schatten

Titel: Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Drake
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Balkon.
    Aber ihre Cousine war verschwunden.
    Spurlos verschwunden.
    Auf dem Bett lag ein Zettel – daneben ein paar Blutstropfen.
    Tara las: »Sie hat noch ungefähr zehn Minuten zu leben, es sei denn, sie wird gerettet.
    Von der neuen Allianz.
    Ihr Blut schmeckt süß. Vielleicht kann ich nicht mehr so lange warten.«
    Er hinkte, fluchte, knirschte mit den Zähnen, betete um die Stärke, die er noch bitter nötig haben würde – zumindest diese Nacht.
    Nun, immerhin hatte er ihn wiedergesehen. Dass Andreson hinter all den Übeln steckte, hatte er zwar nicht geahnt, doch Andreson hatte bestimmt gewusst, dass er da war, und hatte sich die richtige Waffe besorgt.
    Die einzige Waffe …
    Er schlich in eine Seitengasse. Nach seiner Flucht war auf dem Revier offenbar Panik ausgebrochen. Überall schwärmten Polizisten aus. Ihm blieb nichts anderes übrig, als die dunkelste Gasse zu finden und zu beten, dass es ihm gelingen würde, seine blutende Wunde zu stillen.
    Er brach an einer Hauswand zusammen. Ringsum hörte er Rufe und trommelnde Schritte.
    Plötzlich merkte er, dass Schatten die Dunkelheit eroberten. Einen Moment lang blieb er völlig reglos hocken. Wenn Andreson ihn jetzt fand …
    »Was zum Teufel ist mit dir los?«
    Lucian war da. Er kniete sich neben ihn.
    »Andreson ist hier – und verflucht mutig obendrein«, erklärte Brent trocken. »Er ist direkt ins Revier marschiert und hat auf mich geschossen.«
    »Ich dachte mir schon, dass dieser ganze Aufruhr von dir verursacht worden ist«, meinte Lucian. »Aber du blutest ja wie ein abgestochenes Schwein!«
    »Teufel noch mal, er hat mich mit einer silbernen Kugel erwischt.«
    »Offenbar warst du zu langsam, mein Freund.«
    »Hol das verfluchte Ding aus meinem Körper«, erwiderte Brent.
    Lucian zog ein Messer aus seiner Jacke, klappte es auf und bohrte damit in der Wunde herum. Brent biss die Zähne zusammen und hätte doch vor Schmerz fast laut aufgeschrien.
    »Ich habe sie«, meinte Lucian.
    »Du hättest ruhig ein bisschen sanfter sein können.«
    »Die Kugel musste raus, oder?«
    »Stimmt.«
    Lucian konzentrierte sich auf seine Umgebung, dann meinte er: »Er ist nicht mehr hier.«
    Brent richtete sich mühsam auf. »Wir müssen zurück ins Château.«
    »Du wirst uns nicht mehr viel nutzen.«
    »Richtig, aber nicht mehr viel ist besser als gar nichts.«
    »Trotzdem …«
    »Du hast gesagt, dass er nicht mehr hier ist. Im Château – na ja, Rick ist dort. Aber Andreson kennt wesentlich mehr Tricks als so ein Jungspund wie dein Südstaatenfreund. Wir müssen los.«
    »Jawohl. Nimm meine Hand.«
    Brent schluckte. »Geh schon mal vor, ich komme nach. Sie dürfen nicht zu lange allein bleiben.«
    Lucian erhob keinen Einspruch.
    »Was ist los? Glaubst du, dass etwas passiert ist?«
    »Ich spüre nur etwas sehr Dunkles. Ich kannte den Mann unter einem anderen Namen als Andreson. Aber wenn er hier war …«
    »Dann war sie vielleicht im Haus«, vollendete Brent den Satz. »Beeil dich!«
    Lucian war schon auf dem Weg.
    Brent verfluchte jeden Moment, den er brauchte, um seine Kräfte zu sammeln. Endlich schloss er die Augen und fand die Kraft, sich in Bewegung zu setzen. Still durchquerte er die Gassen, sorgsam darauf bedacht, den patrouillierenden Polizisten aus dem Weg zu gehen. Schließlich erreichte er den Rand des Dorfes, und als das Mondlicht auf ihn fiel, begann er zu laufen.
    Tara stürzte wieder ins Erdgeschoss. Sie nahm sich nicht die Zeit, die anderen in der Bibliothek zu informieren, sondern raste sofort nach draußen und schrie gellend nach ihrer Cousine.
    Sie bekam keine Antwort. Die Zufahrt war in Schatten gehüllt, Wolken hatten sich vor den Mond geschoben. Sie rief und rief. Weder von Rick noch von Roland oder dem Hund war etwas zu sehen.
    Tara hetzte wieder ins Haus und in die Bibliothek. Jade hielt Wache, kerzengerade stand sie hinter Jacques’ Schreibtischstuhl.
    Tara blieb stehen und atmete tief durch, dann benetzte sie die Lippen. »Sie haben Ann«, erklärte sie tonlos.
    Es tat ihr unendlich leid. Aus dem Gesicht ihres Großvaters wich alle Farbe, er schien in sich zusammenzufallen. Als er sie mutlos anstarrte, sah er aus wie Gerippe, behangen mit ein paar Fetzen Fleisch.
    »Lucian kommt sicher gleich zurück, und Brent wird auch bald wieder da sein.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wir können nicht auf sie warten. Ich gehe.«
    »Nein, Tara!«
    »Sie werden sie umbringen, wenn ich nicht gehe.«
    »Du gehst auf keinen Fall allein!«, sagte

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