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Reich der Schatten

Reich der Schatten

Titel: Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Drake
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Sie lieber nach Hause.« Seine gelben Augen ruhten auf ihr, als ob er Bescheid wüsste …
    … dass sie ihm nichts von dem seltsamen Auftrag ihres Großvaters sagen wollte, vor allem nicht, weil …
    Sie schüttelte entschlossen den Kopf. »Ich muss unbedingt wissen, was passiert ist.«
    »Was zum Teufel glauben Sie denn?«, fragte er unwirsch. »Jean-Luc ist tot.«
    Sie wich zurück.
    Er schnaubte ungeduldig. »Ich bin es ganz offenkundig nicht gewesen. Als der Schrei ertönte, war ich Ihnen auf der Spur.«
    »Dann …« Sie brachte nur diese eine Silbe zustande, denn ihre Kehle war wie zugeschnürt.
    »Dann ist jemand eingebrochen – natürlich. Hier findet eine Ausgrabung statt. Jemand muss gewusst haben, dass in dem Grab etwas Wertvolles war. Jetzt ist der Sarg leer. Ich weiß nicht, was darin war, weil Jean-Luc ihn geöffnet hat, während ich Ihnen nachrannte. Jetzt ist Jean-Luc tot, und ich gehe zur Polizei. Kommen Sie mit, oder gehen Sie nach Hause? Wollen Sie der Polizei erzählen, warum Sie sich in einer verschlossenen Anlage herumgetrieben haben? Warten Sie – sagen Sie jetzt nichts. Ich bleibe hier keine Sekunde länger. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich seh jetzt zu, dass ich rauskomme.«
    Er machte sich noch einmal an der Tür zu schaffen. Zerborstenes Holz knarrte und stöhnte.
    Sie kroch durch die Öffnung, die er geschaffen hatte. Ihr Verstand war wie gelähmt, er weigerte sich, einen klaren Gedanken zu fassen.
    Tot, ein Mann war tot. Nun, das hatte sie gewusst, sobald sie den Schrei gehört hatte. Und das eine stimmte wohl – der Mann neben ihr hatte seinen französischen Kollegen nicht umgebracht. Er war im Gang gewesen, als der Schrei ertönte, er war ihr nachgerannt, so wie er gesagt hatte. Wenn sie jetzt zur Polizei mitkäme, würde sie erklären müssen, warum sie sich weiter in einer Ausgrabungsstätte aufgehalten hatte, nachdem sie gebeten worden war, den Ort zu verlassen.
    Sie hätte der Polizei etwas erklären müssen, was sie selbst nicht begriff.
    »Ein Mann ist tot«, sagte sie, wobei ihr die Worte nur mit Mühe über die Lippen kamen. »Ich kann jetzt nicht weglaufen.«
    »Ein Mann ist tot, und es gibt nichts, was Sie jetzt noch für ihn tun können«, erinnerte er sie. »Sie haben sich an einem Ort aufgehalten, an dem Sie nicht hätten sein sollen. Glauben Sie mir, ich werde die Sache bei der Polizei melden.« Er fluchte erneut halblaut. »Ich versuche doch nur, Sie aus dem Schlamassel herauszuhalten.«
    Es war schon dunkel. Sie hatte den alten Citroën ihres Großvaters auf dem Parkplatz des Cafés abgestellt. Leute standen am Eingang, lachten, schwatzten, Musik klang nach draußen.
    Sie musste unbedingt mit Jacques sprechen. Zur Polizei konnte sie danach immer noch.
    Hatte der Mann ihre Gedanken gelesen? Er wollte gerade etwas sagen, als er plötzlich erstarrte. Hatte er etwas gesehen?
    Nein.
    Es schien eher, als hätte er etwas gespürt, etwas, was verheerendes Unheil ankündigte.
    »Fahren Sie nach Hause«, sagte er mit einer Stimme, in der die Anspannung deutlich zu hören war. »Wenn Ihnen das, was morgen in der Zeitung steht, nicht gefällt, können Sie immer noch zur Polizei gehen. Sagen Sie ruhig, was Sie gesehen haben.«
    Er wandte sich ab und machte sich auf den Weg. Sie rannte ihm nach. »Ich hoffe, die Polizei findet heraus, wer das getan hat«, sagte sie.
    Er nickte nur und ließ sie an sich vorbei.
    »Tara!«
    Sie blieb stehen und drehte sich zu ihm um.
    »Seien Sie wachsam. Steigen Sie sofort in Ihr Auto. Jetzt gleich. Verriegeln Sie die Türen, fahren Sie direkt nach Hause, bleiben Sie unterwegs nirgendwo stehen. Und laden Sie keinen Fremden ein. Sie sollten nachts auch nicht alleine ausgehen. Haben Sie mich verstanden?«
    »Ja, aber warum …?«
    »Offenbar läuft in Paris ein Mörder frei herum. Einer, der Sie vielleicht gesehen hat.«
    Er ging an ihr vorbei. Sie sah, dass er entschlossenen Schrittes den kleinen Hügel hinaufging, auf dem sich die Ortsmitte und das Polizeirevier befanden.
    Als sie die Straße überquerte, fiel ihr auf einmal wieder ein, dass sie ihre Handtasche verloren hatte. Wie sollte sie ohne Schlüssel nach Hause fahren? Doch dann bemerkte sie, dass die Wagenschlüssel in ihrer Hosentasche steckten.
    Als sie den Wagen startete, kam ihr der Gedanke, dass die Polizei ihre Handtasche in der Grabkammer finden würde und dann wüsste, dass sie dort gewesen war. Was sollte sie bloß tun?
    Sie wollte gerade kehrtmachen, als ihr noch etwas

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