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Reich der Schatten

Reich der Schatten

Titel: Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Drake
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auch nicht von ihrem Tun ab. Schließlich zog er sie an sich, so nah, dass die dünne Schicht von Kleidung, die sie trennte, keine Rolle mehr spielte. Er küsste sie mit einer Leidenschaft, dass ihr die Knie schwach wurden. Das Blut strömte heiß durch ihre Glieder, Verlangen pulsierte mit jedem Herzschlag durch ihre Adern. Bebend erwiderte sie seinen Kuss, mit gierigen, aggressiven Lippen, einer schon fast verzweifelten Gier. Seine Lippen nahmen ihre ganze Aufmerksamkeit gefangen, sein Kuss in den Schatten, mitten im Stall, inmitten der wachsenden Finsternis. Sie schmiegte sich noch enger an ihn, suchte mit zitternden Fingern nach den Knöpfen seines Hemdes, versuchte gleichzeitig ihre Seidenbluse abzustreifen. Dann stellte sich noch einmal ein kurzer Augenblick höchster Bewusstheit ein, als seine Hand zum ersten Mal ihre nackte Haut berührte, ihre Hüften, ihre Rippen betastete, sich um eine Brust legte. Sie stieß sanfte Laute heißen Verlangens aus. Wann sie den Rest ihrer Kleidung abstreifte, merkte sie gar nicht mehr – die Schuhe, die Hose, die Unterwäsche. Sie sah nur noch, wie all diese Sachen auf dem mit Heu und Getreidekörnern bedeckten Boden eine Spur bildeten, die zu den weichen Heuballen führte. Die Schatten, so gefährlich sie letzte Nacht gewirkt hatten, erschienen ihr jetzt wie eine Decke, die ihr die herrlichste Intimität ermöglichte. Er legte ein paar Pferdedecken auf das Heubett, und als sie sich darauf niederließ, kam es ihr vor, als hätte sie nie auf einer weicheren Unterlage gelegen, nie so angenehm.
    Und er – er war alles, was sie schon immer geahnt hatte –, seine glatte Haut, sein schlanker, geschmeidiger, muskulöser heißer Körper. Jede seiner Bewegungen, jede seiner Berührungen entfachte ein Feuer in ihr, steigerte ihr Verlangen. Ihr war, als wäre ihr Zusammentreffen von der Ewigkeit bestimmt worden – etwas, auf das sie ihr Leben lang gewartet hatte.
    Er war ein erfahrener Liebhaber.
    Seine Lippen wanderten über ihren ganzen Körper, sachte, verführerisch, aggressiv. Sie ließ sich von den Wellen der Empfindungen treiben, die auf sie einstürmten, vom starken, sauberen Duft des Heus und dem des Mannes. Manche Momente erlebte sie so intensiv, dass alle Gedanken schwanden und nur die Lust zählte; in anderen, kurzen Momenten dachte sie, nichts würde mehr sein wie früher: Niemals mehr könnte ein Mann sie wieder so berühren, ihr ganzes Sein mit dieser flüssigen Hitze durchdringen und sie dazu bringen, sich verzweifelt nach einer völligen Verschmelzung mit ihm zu sehnen; niemals würde ein anderer sie dazu bringen, sich so nach ihm zu verzehren. Doch in diesen kurzen Momenten bewussten Denkens hatte sie tief in ihrem Innern auch große Angst, verrückt zu werden, nun auch selbst zu glauben …
    Dann war kein Gedanke mehr möglich. Das Feuer, das nun in ihr brannte, erfasste alles; die rote Flamme der Begierde verzehrte ihre Lippen, Brüste, Schenkel, ihr nacktes, pochendes, wartendes Geschlecht. Dann endlich vereinigten sie sich in den Schatten, im Nebel. Sie bäumte sich ihm entgegen, bebend, zitternd, gespannt. Er schien sie völlig auszufüllen, und sie sehnte sich danach, ihn nie mehr loszulassen, gierig, verzweifelt und gleichzeitig die Explosion bereuend, nach der sie mit jedem Zucken, jedem Entgegenbäumen so gierig verlangte.
    Schließlich war es, als würde die Nacht gemeinsam mit ihnen zu einem Ende kommen. Schatten wurden Licht, die Dunkelheit schien zu implodieren, Nebel sich in kristallklare Lichtpunkte aufzulösen. Plötzlich nahm sie wieder den intensiven Heugeruch wahr und auch den Duft ihres eigenen, schweißnassen Körpers sowie durch die Decke pieksende Strohhalme. Die Wirklichkeit kehrte zurück: der Stall, die Nacht, ihre Nacktheit, die Arme um den nackten, muskulösen Oberkörper eines fast Fremden geschlungen.
    Aber das spielte keine Rolle mehr; es gab keinen Weg zurück.
    Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.
    Doch auch das spielte keine Rolle, denn er war es, der das Schweigen brach.
    »Es ist schon ganz dunkel«, sagte er und drückte ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. »Ich muss los.«
    Ann ging nur noch einmal kurz ins Büro. Henriette war schon weg, und die meisten der anderen Angestellten schickten sich ebenfalls an zu gehen. Ann war es egal, dass ihr Chef sie womöglich rügte, weil sie das Meeting am Nachmittag versäumt hatte. Sie machte jede Woche Überstunden, und sie wusste, dass sie gut war in ihrem Job. Jedem, der etwas

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