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Reich und tot

Reich und tot

Titel: Reich und tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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in seinem Vorgarten, beschattet von einem gesund aussehenden Goldregen. Vor ihm standen eine Teekanne und Tassen, und auf seinem Schoß lag eine Ausgabe des ›Times Literary Supplement‹. Jacobson setzte sich neben ihn und kam gleich zur Sache.
    »Eric. Ah ja, Eric«, sagte Grant. »Noch ein guter Mann, der dem Beruf verloren gegangen ist. Ich habe seine Adresse hier drin.«
    Der ehemalige Fachleiter Englisch griff nach einem kleinen Palmtop, der neben ihm auf der Bank lag, und tippte etwas in die winzige Tastatur ein.
    »Sie sollten sich auch so einen besorgen, Inspector. Müsste bei Ihrer Art Arbeit äußerst nützlich sein, würde ich denken.«
    Jacobson beherrschte gerade mal die Grundzüge der Textverarbeitung und ein paar einfache Suchanfragen im nationalen Datenbanksystem der Polizei, und so nickte er nur unverbindlich. Er redete sich gerne damit heraus, Computer seien was für junge Leute und niemand könne erwarten, dass er in seinem Alter da noch mithalte. Aber Grant war siebzig, mindestens. Alle, wirklich alle, schienen sich der technologischen Revolution angeschlossen zu haben, alle bis auf DCI Frank Jacobson.
    Grant gab ihm den Palmtop. Eric Browns Adresse undTelefonnummer pulsierten in einer gut lesbaren Zwölf-Punkt-Courier-Schrift auf dem kleinen Bildschirm.
    »Das ist er, Inspector. Eric ist doch nicht in Schwierigkeiten, hoffe ich?«
    Jacobson schrieb die Angaben in sein Notizbuch und erzählte Grant die Kurzversion der Ereignisse: Jenny Mortimer war gewaltsam zu Tode gekommen, und er musste mit allen reden, die sie kannten.
    »Das ist reine Routine. Wir müssen uns ein Bild machen. Sie sagen, Mr Brown arbeitet nicht mehr als Lehrer?«
    »Nein   ... nein, das tut er nicht mehr.«
    Eben war Grants Stimme noch entspannt und selbstsicher gewesen, jetzt klang er zurückgenommen und zögerlich. Die Nachricht von Jenny Mortimers Tod war eindeutig neu für ihn und hatte ihm einen Schlag versetzt. In diesem Moment kam seine bessere Hälfte, wie Jacobson annahm, um das Haus herum: eine kleine, vogelartige Frau in einem geblümten Kleid, die eine Gartenschere in der Hand hielt. Sobald sie begriffen hatte, wer Jacobson war und um was es ging, verschwand sie im Haus und kam mit einer Flasche Glenmorangie zurück. Sie goss eine großzügige Menge in eine der unbenutzten Tassen und gab sie ihrem Mann.
    »Inspector?«, fragte sie und hielt die Flasche hoch.
    Jacobson konnte sich kaum etwas Besseres vorstellen als ein oder zwei gute Gläser im Schatten eines gepflegten englischen Gartens auf der Höhe eines langen Sommers. Besonders, wenn es womöglich auch ein paar Eiswürfel gab. Aber es gelang ihm, nein zu sagen. Er wartete, bis Grant einen guten Schluck genommen hatte, und fragte ihn dann, was er über Eric Brown und Jenny Mortimer, geborene Swain, zu sagen wusste.
    »Ich habe die junge Frau kaum gekannt, Inspector. War aber ziemlich attraktiv. Sie   ... sie unterrichtete Moderne Sprachen, glaube ich. Eric dagegen war meine rechte Hand. Einige Menschen sind geborene Lehrer, die meisten nicht, Eric aber auf jeden Fall. Er brachte Kinder dazu, Aufsätze über ›Macbeth‹ zu schreiben, die sonst nur daran interessiert waren, Klebstoff zu schnüffeln und Killerfilme zu sehen.«
    »Trotzdem hat er die Schule verlassen und seinen Lehrerjob aufgegeben?«
    Kenneth Grant trank seine Tasse Malt bis zum letzten Tropfen leer.
    »Das ist immer die gleiche tragische Geschichte, Inspector. Da werden intelligente junge Menschen geholt, man gibt ihnen einen der schwierigsten Jobs auf dieser Welt – und demoralisiert sie von Beginn an. Abfällige Medienberichte, Überprüfungen, Hexenjagden, miese Bezahlung. Die Schwachen gehen unter, und die Starken suchen das Weite. Eric ist ins Marketing gegangen und hat seinen Verdienst innerhalb von sechs Monaten verdoppelt.«
    Jacobson holte zögernd seine Zigaretten hervor. Statt die Stirn krauszuziehen, bediente sich Mrs Grant gleich selbst und quetschte sich neben ihrem Mann auf die Bank, so dass Jacobson gezwungen war, bis ans Ende zu rutschen.
    »Eric und Jenny waren ein paarmal zum Essen hier, als sie noch zusammen waren«, sagte sie. »Aber wir hatten nie wirklich das Gefühl, dass Jenny sich uns gegenüber öffnete, Mr Jacobson. Ich hatte doch sehr den Eindruck, dass Erics junge Freundin eine lebhaftere Abendunterhaltung vorzog.«
    Jacobson gab ihr Feuer und steckte sich dann selbst eine Zigarette an.
    »Wissen Sie in etwa, wie lange die beiden zusammen waren?«
    Mrs Grant

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