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Reich und tot

Reich und tot

Titel: Reich und tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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und zwei Super-Saver-Rückfahrkarten. Dennett tunkte ein Schokocroissant in seinen Twining’s English Breakfast Tea. Johnson starrte auf den großen Cappuccino, den er bisher noch nicht angerührt hatte. Dennett schien die Lust verloren zu haben, ihn zu beschimpfen, vielleicht waren ihm aber auch nur die Beleidigungen ausgegangen. Aston kam zurück. Er hatte einen ›Mirror‹, einen ›Telegraph‹ und den ›Daily Update‹ mitgebracht. Den ›Telegraph‹ behielt er selbst, die beiden anderen Zeitungen legte er auf den Tisch. Dennett nahm den ›Mirror‹ und schlug den Sportteil auf.
    Johnson starrte weiterhin in seinen Cappuccino und rührte den ›Update‹ nicht an. Er wusste, was die beiden sehen wollten. Er wusste genau, worauf sie aus waren: dass der Perverse seine Presse las und sich sabbernd daran aufgeilte. Doch diesen Gefallen, oder irgendeinen anderen, würde er ihnen nicht tun. Wie in Zeitlupe sah er auf die Uhr. Neun Uhr fünfunddreißig. Noch fünfundfünfzig Minuten bis zur Abfahrt. Genug Zeit, um bis hoch in die Berge zu streifen. Bis hoch in die Berge und zurück.

19
    Wie es der Zufall wollte, war bereits ein Streifenwagen in der Gegend gewesen, keine drei Minuten entfernt und in der Lage, gleich alles in Gang zu setzen. Jacobson und Kerr kamen in Kerrs Peugeot wenige Minuten vor den ersten Spurensicherern an. Robinson hatte vom Krankenhaus aus den kürzesten Weg gehabt und bereits eine erste, schnelle Untersuchung vorgenommen. Er wartete vor dem Haus auf sie. Es wäre schneller gewesen, links ums Haus herumzugehen, vorbei am Wintergarten, doch aus irgendeinem unerfindlichen Grund hielt Jacobson den Weg rechts herum für natürlicher: über die Einfahrt bis ans Ende des Hauses und dann quer über den Rasen. Das war der Weg, den sie auch am Samstag genommen hatten.
    Gus Mortimers Leiche lag bäuchlings auf dem gewundenen, noch nicht fertiggestellten Pfad hinter dem Swimmingpool. Die Gießkanne, die Jacobson am Samstag aus dem Weg getreten hatte, stand kaum einen Meter entfernt auf einem Häufchen Erde. Mortimers Körper wirkte verdreht. Eine Hand lag neben dem linken Ohr, die andere vor seinem Kopf ausgestreckt. Beide Handflächen ruhten flach auf dem Boden. Das linke Bein war angezogen und der Unterschenkel merkwürdig nach außen gebogen, sodass Mortimer wie ein Heckenschütze aussah, der unter einem Zaun durchkriechen wollte,oder wie ein seltsam gestrandeter Schwimmer. Hose und Unterhose waren bis auf die Knie heruntergezogen und die Rückseiten der Schenkel mit Blutergüssen übersät. Als Jacobson und Kerr sich zu ihm hinunterbeugten, sahen sie, dass auch Mortimers Gesicht einiges abbekommen hatte: Die Augen waren vorgequollen und blutunterlaufen, die Lippen aufgesprungen, geschwollen, die Nase sicher mehrfach gebrochen. Am Rand des Pfades, neben dem Körper, lag etwas, das sie bisher nur auf Fotos gesehen hatten: ein Elektroschockknüppel. In seiner ganzen Pracht. Knapp einen halben Meter lang, mit einer Lederschlaufe am Griff, die sich der Benutzer ums Handgelenk legen konnte.
    Jacobson und Kerr traten zur Seite. Die Spurensicherer waren noch fast alle damit beschäftigt, in ihre Raumanzüge zu klettern und sich für den Job fertig zu machen. Einer hatte sich jedoch schon eine Kamera gegriffen und filmte die Szene. Jacobson sah ihm zu, während er sich mit Robinson unterhielt.
    »Wie man sagt, ist der erste Eindruck besonders wichtig, alter Junge.«
    Robinson sah ebenfalls zum Spurensicherer mit der Kamera hinüber.
    »Es ist noch sehr früh, Inspector, wie Professor Merchant zweifellos sagen würde . . .«
    »Aber?«
    »Aber Folgendes   ... mit Vorbehalt. Erstens: Es muss ein Überraschungsangriff gewesen sein. Ziemlich sicher von hinten. Ziemlich sicher mit dem Elektroschockknüppel, um das Opfer zu überwältigen und schnell und ohne Gegenwehr zu Boden zu bringen. Was nicht schwierig ist, wenn einem fünfzigtausend Volt zur Verfügung stehen. Zweitens: Als Mortimer am Boden lag,hat ihn der Angreifer auf die gute alte Art mit Tritten malträtiert, besonders gegen den Kopf und ins Gesicht.«
    Kerr fragte nach der Hose. Robinson machte eine unmerkliche Pause, bevor er antwortete.
    »Meine Annahme ist, dass der Knüppel irgendwann auch an Anus und Genitalien zum Einsatz kam. Ob vor oder nach dem Tod wird sich kaum sagen lassen.«
    Jacobson empfand plötzlich Mitleid, selbst noch mit Gus Mortimer.
    »Was hat ihn am Ende also umgebracht? Die Elektroschocks oder die Tritte?«
    Robinson

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