Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition)
etwas gemacht haben. Aber Tom hat nicht einfach die Eier geschaukelt und sich an seiner Macht ergötzt, sondern intensiv mitgearbeitet und sich um seine Leute gekümmert. Ich antworte nichts auf seine Proteste und ignoriere sein Schmollen geflissentlich, während ich mich wieder ordentlich in die Decke einkuschle und genüsslich die Augen schließe. Ich bin wirklich noch müde und würde mich gerne noch ein wenig ausruhen. Die letzten Tage und Wochen waren anstrengend genug. Ich könnte von mir aus gerne den ganzen Tag verschlafen, aber ich denke, das muss nicht unbedingt sein. Außerdem wollten sich Toms Eltern ja vielleicht noch mal melden.
Leise raschelt es hinter mir und ich merke, wie Toms Wärme unter der Decke immer präsenter wird. „Was wird das?“, frage ich skeptisch, drehe mich aber nicht zu ihm um und lasse meine Augen noch geschlossen. Augenblicklich verstummt das Rascheln und auf eine Antwort warte ich vergeblich. Seufzend schüttle ich kaum merklich den Kopf und versuche weiterhin einzuschlafen. Langsam drifte ich ab, bin schon im Halbschlaf, als ich abermals ein Rascheln hinter mir höre. Ruckartig drehe ich mich zu Tom um, welcher ertappt innehält und mich anschaut, ohne auch nur ein Wort zu sagen. „Hallo?!“, empöre ich mich und schaue hin und her, um zu verdeutlichen, dass ich nicht wirklich schnalle, was das werden soll. Verbissen kaut Tom auf seiner Unterlippe herum, ehe er sich mit einem Mal umdreht und die Decke fest über sich zieht. Verwirrt lüpfe ich eine Augenbraue und bin nun endgültig verwirrt. „Was ist denn los?“, hake ich abermals nach und hoffe, endlich mal eine Antwort zu bekommen. Eine halbe Ewigkeit starre ich Tom starr von hinten an und sehe immer öfter, wie er sich leicht krümmt. „Tut es wieder so doll weh?“, frage ich, spreche ihn somit noch mal an, auch wenn ich langsam sauer werde, da er mir nicht antwortet, aber er tut mir gerade wieder leid. Sachte nickt er und flüstert dann ein leises „Ja“. „Ansonsten ist es okay?“, frage ich weiter, weil der Arzt mir nichts gegen die Schmerzen gegeben hat. Nur die Aufbautabletten. Schmerzmittel hat er ja gespritzt gehabt und eine Aufbauspritze hat er ihm ja eigentlich auch gegeben, dennoch will ich wissen, wie es ihm gerade „genau“ geht. „Tut nur weh ...“, antwortet Tom aber und bewegt sich keinen Zentimeter. „Wieso?“ „Weil ich mich gerade in deine Richtung gedreht hab.“ Stöhnend wische ich mir mit meinen Händen durchs Gesicht und muss erst mal wieder klar im Kopf werden. Mir ist das gerade alles zu viel. Tom war vorher ja schon schwierig, aber gegen jetzt ist das ja fast ein Kinderspiel gewesen. Okay, von ihm weg gesperrt und angeschrien zu werden, war verdammt scheiße und ich will das auf keinen Fall wieder haben, aber im Moment weiß ich einfach nicht, was ich mit ihm anfangen soll. Zumal er dazu ja auch noch verletzt ist und es ihm nicht gut geht. Ich weiß nicht, ob ich es schaffe mit ihm da zurechtzukommen und ihm helfen zu können. Nicht nur im Allgemeinen gemeint, sondern vor allem nervlich ...„Wieso hast du dich so gut aufs Abhauen vorbereitet gehabt? Also ich meine den Ausweis, Krankenkarte und das ganze Zeug?“, versuche ich vom Thema abzulenken, was zum Glück auf anhieb funktioniert. „Ich wollte nicht bleiben. Ich wollte irgendwann mal gehen. Außerdem … Du hast keine Ahnung, wie unberechenbar die Mafia ist. Wenn man in einem richtigen Bandenstreit ist oder so, dann ist so was einfach nötig, sonst kann man sich gleich nackt auf die Straße stellen und sich selbst ausliefern. Es war einfach eine kleine Sicherheit für mich, die sich anscheinend gelohnt hat“, antwortet er mir und legt sich auf den Rücken, starrt an die Decke.
„Und wieso bist du nicht schon viel eher abgehauen?“, frage ich weiter und sehe ihn interessiert an. Einige Zeit ist es mal wieder still und ich rechne kaum noch mit einer Antwort, als er sich auf einmal räuspert und sich kurz mit der Hand durchs Gesicht fährt. „Ich wollte das nicht unnötig tun! Was heißt unnötig? Es ist mit so viel Risiko verbunden, wie du ja auch selber gesehen hast. Ich wollte nicht einfach so aufgeben, ich wollte es so lange durchhalten, wie es eben möglich ist!“, grinst er schief und dreht seinen Kopf zu mir, sodass er noch immer auf dem Rücken liegt, mich aber ansehen kann. „Mhm, okay, kann ich schon irgendwie verstehen!“, sage ich und schließe die Augen. Es scheinen nur Minuten zu sein, aber es rührt
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