Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition)
murmelt Tom und schöpft sich etwas von dem dampfenden Essen auf den Teller. Wie einen Hund, dem man ein Kommando gibt, greifen die anderen auch gleich nach den Bestecken und nehmen sich ebenfalls etwas zu essen.
Nachdem Tom sich selbst etwas auf den Teller gemacht hat, nimmt er auch meinen und macht mir ebenfalls Essen drauf. Dankend aber dennoch zurückhaltend lächle ihn an und nehme sachte Messer und Gabel schon mal in die Hand, da auch erst dann gegessen werden darf, wenn Tom angefangen hat. „Du brauchst keine Angst haben! Ich will nicht, dass du Angst hast! Ich will nur, dass du dich wie ein Ehemann oder eben noch Freund verhältst. Du sollst mich ja nicht den ganzen Tag ablecken oder so, aber wenigstens an meiner Seite sein und nicht so ein Gesicht, wie 7 Tage Regenwetter machen. Ein bisschen lächeln oder wenigstens neutral gucken und bei mir sein, damit man sieht, dass wir zusammengehören, okay? Kein Rumgezicke oder hysterische Anfälle, geschweige denn Worte, dass du gegen deinen Willen hier bist!“, flüstert Tom mir ins Ohr und legt kurz seine Hand auf meine Schulter. Stumm nicke ich, starre auf meinen Teller und versuche damit das zu sein, was er verlangt. „Locker, Barry, ich tu dir auch nichts, wenn es mal nicht so klappt, also keine Angst und einfach ganz normal sein. Denk nicht dran, dass du hier bist, mit … einer Person, die du hasst, sondern denke dran, dass du zu Hause bist mit einer Person, der du vertrauen kannst!“ Wieder nicke ich, lasse kurz meine Schultern kreisen, um lockerer zu werden. Tatsächlich funktioniert es sogar, auch wenn das mit den Gedanken oder Vorstellungen nicht wirklich klappt, was wohl auch kein Wunder ist, immerhin bin ich hier nicht Zuhause, sondern in meiner persönlichen Hölle. „Okay, dann geht mal wieder an eure Arbeit, Leute! Ihr habt viel zu tun und ich will keine Beschwerden hören wie vor einer Woche! Wenn es Probleme gibt, dann wendet euch an mich, dazu bin ich da! Ich kann nicht weitere tote Leute gebrauchen, also los! Ab in die Spur!“, spurtet Tom seine Leute an und macht eine Handbewegung, die allen zeigt, dass sie gehen sollen. Als alle raus sind, bleibt Tom noch immer sitzen, weshalb ich es ihm gleich tue und geduldig neben ihm auf den Tisch starre. „Und bei dir wieder alles klar?“, fragt er mich auf einmal und faltet seine Finger ineinander. „Ich … ja“, gebe ich leise von mir. Bilder von gestern bringen mir noch immer die Schauer über den Rücken, und dass ich gestern freiwillig mit Tom geschlafen habe, scheint dagegen einfach so … banal … unwichtig. Als sei es nie passiert. Tom antwortet nichts darauf, nickt einfach zufrieden und lächelt kurz, als er wieder nach vorn schaut und somit seinen Blick von mir abgewendet hat. Kurz schaut er auf die Uhr, als auch schon ein Klopfen zu hören ist. Dass die Hausfrau den Tisch mittlerweile abgeräumt hat, hab ich gar nicht mitbekommen gehabt …
Kapitel 10
„Komm rein!“, ruft Tom freudig und steht auf, als ein junger, blonder Kerl eintritt, der etwa in Toms Alter ist. „Hey Tom, altes Haus! Lange nicht gesehen, geht's dir gut?“, begrüßt der mir Fremde, Tom auch gleich und umarmt ihn herzlich. „Soweit klar, du weißt ja, was zurzeit Sache ist!“, klopft mein „Partner“ dem Typen auf die Schulter und dreht ihn dann zu mir um. Sofort stehe ich auf und gehe ein paar Schritte auf die Beiden zu. Unsicher bin ich, das gebe ich zu, aber ich weiß ja auch nicht, wer das ist. „Du bist also der Kerl, der meinem besten Freund den Kopf verdreht hat, ja? Na du siehst ja auch nicht schlecht aus und wirkst sympathisch, das muss ich schon sagen! Kein Wunder, dass dir Tom nicht widerstehen kann!“, lacht er und bekommt von Tom einen Klaps auf den Hinterkopf. „Jaja, du oller Trotzkopf, schon okay! Na dann stell ich mich mal vor! Ich bin Paul, der beste Freund deines Zukünftigen!“, lächelt der Blonde und reicht mir die Hand. Perplex nehme ich sie entgegen und bringe nur ein eingeschüchtertes „Barry“ über die Lippen. „Schön dich kennenzulernen, Barry! Ich bin übrigens auch einer eurer Trauzeugen!“, fügt er hinzu und geht schon wie selbstverständlich wieder raus. Verwirrt schaue ich Tom an, welcher einfach nur grinsend nickt und meine Hand nimmt. Ich verstehe gerade überhaupt nicht, was hier abgeht, aber es wird schon gut sein … hoffe ich. Eilig folgen wir Paul, welcher schon oben vor unserer Tür steht und auf uns wartet. Tom öffnet die Tür und schiebt mich schon
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