Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition)
Vertrauen geschenkt hab?“, frage ich ihn, als er sich wieder von mir getrennt hat und trotzdem noch vor mir stehen bleibt. „Weil ich das weiß … Und dafür bin ich dir wirklich dankbar, ich weiß das zu schätzen, glaub mir!“, lächelt er kurz, ehe er wieder zum Schrank geht und noch eine Krawatte raussucht und sich umbindet.
Ich antworte nichts darauf, weiß auch nicht wirklich, was ich darauf sagen soll. Eigentlich hab ich ihm ja nicht vertraut. Nicht bewusst, aber er hat schon recht. Ein bisschen vertraut habe ich ihm, aber ich meine, wie soll ich das denn nicht? Ich bin auf ihn angewiesen, da ist zumindest ein bisschen Vertrauen, das gezwungen da ist, vorhanden gewesen und auch noch vorhanden. Aber das, was normalerweise Bekannten, Freunden, Familie oder gar Verlobten gegenüber da ist, ist hier nicht mal als Bruchteil vorhanden. Aber egal jetzt, es hat ja eh keinen Sinn, darüber weiter nachzudenken. „Wann soll das Kaffeetrinken denn sein?“, frage ich stattdessen, lenke mich somit ein wenig ab und will, davon abgesehen, ja auch ein bisschen vorbereitet sein. „Drei Uhr, also in einer Stunde. Mach dich doch noch ein bisschen frisch und dann gehen wir runter, ja?“, gibt mir Tom die Antwort und setzt bzw. legt sich auf das Bett, als ich aufgestanden bin. Seufzend schaltet er den Fernseher ein und zappt ein bisschen durch die Kanäle.
Im Bad angekommen, nehme ich mir gleich ein bisschen Seife und wasche mir mein Gesicht. Bestimmt kommt das besser an, als wenn ich mit fettiger und unreiner Haut, nach unten gehe und mich meinen „Schwiegereltern“ und „Schwiegergroßeltern“ zeige. Nicht, dass ich total eklige Haut habe, aber ich bin da schon recht zimperlich. Außerdem style ich noch ein bisschen meine Haare, bis ich zufrieden bin. Aufatmend gehe ich wieder ins Schlafzimmer und setze mich nun ebenfalls wieder auf das Bett, wo Tom noch immer sitzt und irgendeinen Film oder eine Serie guckt, die ich nicht kenne. „Du siehst wunderschön aus, mein Schatz!“, flüstert er auf einmal und streichelt mir behutsam über die Haare. Er zittert wieder oder noch immer leicht, was mich langsam wirklich stutzig macht. Vielleicht hat Tom ja wirklich irgendeine Sucht und ist gerade auf Entzug, oder so? Aber wenn er wirklich Drogen oder so nehmen würde, könnte er das doch auch tun … Am Geld würde es wohl kaum hapern und seine Eltern oder Großeltern würden es doch nicht mitbekommen, solange er sich nicht total zudröhnen würde. Aber mir ist noch nicht aufgefallen, dass Tom mal Drogen genommen hat oder auf einem Trip war oder so, deswegen glaube ich das nicht unbedingt und hoffe es auch nicht, denn Leute, die auf Drogen oder Alkohol sind, sind unberechenbar und haben sich dann selber nicht mehr unter Kontrolle, was mehr als ungemütlich enden kann.
„Lass uns runter gehen, mal schauen, ob alles gut läuft und Lisa zurechtkommt, okay?“, nimmt Tom meine Hand in seine und zieht mich auf, nachdem er die Flimmerkiste ausgeschaltet und die Fernbedienung weggelegt hat. Zaghaft nicke ich, bin ja froh nicht die ganze Zeit im Zimmer hocken zu müssen und gehe deswegen auch bereitwillig mit. Hinter uns schließt Tom die Tür und geht dann mit mir gemeinsam die Treppen runter. „Ist alles klar?“, fragt er nach, als wir unten in der Küche ankommen und Lisa fleißig am Rumwerkeln ist. „Ja, ist alles okay! Der Kuchen ist gleich fertig und die Torte auch, wie Sie sehen!“, lächelt sie sofort und zeigt auf die Torte vor sich, welche sie gerade mit irgendeiner Creme verziert. Es ist richtig ungewohnt, Tom mal wieder gesiezt zu hören. Es ist komisch, dass am Anfang alle Meister und Herr zu ihm gesagt haben, zumindest an dem Tag, wo sie mich … entführt haben und seitdem alle Tom duzen. Meistens jeden Falls. Ob da auch wieder eins von den ganzen Geheimnissen dahinter steckt? Ich will es glaube gar nicht wissen… „Okay, das ist gut. Hast du den Tisch schon gedeckt?“, hakt Tom weiter nach und bekommt ein Nicken. Mein Zukünftiger scheint zufrieden zu sein, denn im nächsten Moment dreht er sich zu mir um und zieht mich wieder aus der Küche raus. „Wir setzen uns schon mal hin, meine Eltern und meine Großeltern müssten auch jeden Moment kommen!“, lächelt er mich an und tritt schon in den Speisesaal. Bisher ist noch keiner da, worüber ich ehrlich gesagt froh bin.
Gemeinsam setzen wir uns hin und warten geduldig, dass es hier weiter geht. Es dauert auch nicht lange, da kommen schon die restlichen
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