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Reid 2 Die ungehorsame Braut

Reid 2 Die ungehorsame Braut

Titel: Reid 2 Die ungehorsame Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Korb mit Reiseproviant packen zu lassen, damit sie zur Mittagszeit nirgends einkehren mussten. Doch mittlerweile bereute er seine Entscheidung ein wenig, denn der beißende Winterwind machte ihm als unerfahrenem Kutscher sehr zu schaffen. Wie gern hätte er sich am Kamin des letzten Gasthofes aufgewärmt, den sie passiert hatten. Mit jeder Wagenlänge gen Norden wurde der Wind schneidender und die Landschaft weißer.
    Als sie am späten Nachmittag endlich Alder’s Nest erreichten, das fernab jeglicher Zivilisation lag, stellte er erfreut fest, dass aus einem der Kamine Rauch stieg. Das bedeutete, dass sein Verwalter im Haus weilte und er sich endlich die durchgefrorenen Glieder wärmen konnte. Ehe es so weit war, würde er sich jedoch erst mit Ophelias Ungehaltenheit herumplagen müssen, sobald sie erfuhr, wo sie war und was er mit ihr vorhatte.
    Nachdem er sich für eine höchst ungemütliche Begegnung gewappnet hatte, brachte er die Kutsche zum Stehen, sprang vom Kutschbock und öffnete den Verschlag. »Anstelle der Damen würde ich auf kürzestem Wege ins Haus gehen, um den eisigen Fingern des Winters zu entkommen«, sagte er beschwingt.
    »Dabei täte ein wenig Abkühlung nicht schlecht«, hob Ophelia an. »Hier drinnen war es brütend warm. So warm, dass mir die Augen zugefallen sind.«
    So kam es, dass Ophelia als Erste aus der Kutsche stieg.
    Genau wie er befürchtet hatte, musterte sie das kleine Anwesen mit großen Augen und fragte mürrisch: »Wo sind wir denn jetzt schon wieder? Wie viele Verwandte wollen Sie denn noch besuchen?«
    »Seien Sie beruhigt, dieses schmucke Häuschen gehört mir.«
    »Das erklärt aber noch nicht, warum wir hier halten? Bis London kann es doch nicht so weit sein. Warum halten wir dann hier?«
    »Bis London ist es weiter, als Sie denken, meine Liebe. Herzlich willkommen in Alder’s Nest.«
    Ophelia versuchte, aus Raphaels Worten schlau zu werden. Mit jedem Herzschlag wurden die Furchen auf ihrer Stirn tiefer. Ihr Blick glitt an der Kutsche vorbei auf die winterkahle und, verglichen mit dem Sommer, trostlose Moorlandschaft, die sich bis zum Horizont erstreckte.
    »Ich hoffe inständig, dass uns genug Personal zur Verfügung steht«, bemerkte Esmeralda, an ihren Neffen gewandt. »Meine Wenigkeit wird sich nicht an den Herd stellen, nur dass du das weißt.«
    »Sei unbesorgt, Tantchen. Das Haus wird seit einigen Jahren von dem Verwalter bewohnt, der einst im Dienste meines Vaters stand. Immer, wenn ich hier einkehre, springt seine Frau als Haushälterin und Köchin ein. Wenn mich nicht alles täuscht, haben die beiden eine Hand voller Töchter, so dass es uns an nichts fehlen dürfte.«
    Esmeralda nickte und hastete in Richtung Tür, die Bartholomew Grimshod, der leicht ergraute Verwalter mittleren Alters, zum Empfang der Gäste offen hielt. Esmeraldas hübsche, junge Zofe folgte ihrer Herrin, aber nicht ohne Raphael ein aufreizendes Lächeln zuzuwerfen. Der jedoch bekam davon nichts mit, weil er in Gedanken bei Ophelia weilte.
    »Wieso habe ich das Gefühl, dass wir hier nicht nur einen Zwischenhalt einlegen?«, erkundigte sich die Londoner Schönheit mit pikierter Stimme.
    »Weil wir fürs Erste hier unsere Zelte aufschlagen werden.«
    »Den Teufel werden wir. Ich bestehe darauf, dass Sie mich auf der Stelle nach London bringen. So war es vereinbart.«
    »Sie können darauf bestehen, so lange Sie wollen. Ich werde hierbleiben. Außerdem habe ich nie versprochen, Sie nach London zu bringen. Ich habe lediglich gesagt, dass wir denselben Weg haben. Und genau der endet hier.«
    Mit diesen Worten half er Sadie aus der Kutsche. Die Zofe rieb sich die Augen und warf den beiden einen fragenden Blick zu. Sofort packte Ophelia sie beim Arm. »Untersteh dich, ins Haus zu gehen. Wir kehren augenblicklich wieder um.«
    Raphael tat, als höre er Ophelia nicht, und wandte ihr den Rücken zu. Aus Ophelias wütendem Schnauben schloss er, dass sie Gleichgültigkeit von Männern nicht gewohnt war. Doch das war ihm einerlei. Schließlich wartete im Innern ein prasselnder Kamin auf ihn, an dem er sich endlich ein wenig wärmen konnte.
    »Lord Locke«, rief Ophelia ihm mit schriller Stimme hinterher. »Raphael!« Sie schrie fast. »Himmel, Arsch und Zwirn, Raphael, so bleiben Sie doch stehen.« Ihre Stimme drohte sich zu überschlagen.
    Doch Raphael blieb einzig kurz stehen, um Bartholomew zu begrüßen und ihm eine erste Anweisung zu geben: »Lassen Sie das Gepäck bitte vorerst hier draußen

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