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Reid 2 Die ungehorsame Braut

Reid 2 Die ungehorsame Braut

Titel: Reid 2 Die ungehorsame Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Zeitpunkt, daran zu arbeiten, es unter Kontrolle zu bekommen, meinen Sie nicht auch?«
    Ophelia schenkte ihm ein dünnlippiges Lächeln. Er wunderte sich darüber, wie sie es überhaupt zustande brachte, da in ihrem Blick Dolche aufblitzten.
    Ihre Stimme triefte nur so vor Sarkasmus, als sie antwortete: »Worüber sprachen wir gerade? Ach ja, darüber, wie viele Leben ich angeblich zerstört habe. Wieso reden wir nicht lieber noch ein wenig darüber?«
    Ophelia sprang von der Couch auf und lief umher, was Raphael gehörig durcheinanderbrachte. Wie von selbst schweifte sein Blick zu dem wippenden Saum, und er registrierte, wie der Stoff über ihren Allerwertesten glitt...
    »Wer ist das?«, wollte sie wissen und blieb vor dem Porträt über dem Kamin stehen.
    Widerwillig riss Raphael sich vom Anblick ihres Gesäßes los und folgte ihrem Blick. »Das ist meine Großmutter Agatha.«
    Ophelia warf ihm einen Blick über die Schulter zu, die Augenbrauen in die Höhe gezogen. Mit süffisantem Unterton fragte sie: »Ist das die Frau, deretwegen Ihr Großvater das Weite gesucht hat?«
    »Nein, das ist die Frau, zu der er stets nach Hause geeilt ist. Wenn Sie es genau wissen wollen, hat er sie oft mit hierher gebracht, sobald ihre Kinder aus dem Gröbsten heraus waren. Sie wollten ungestört sein.«
    »Es tut mir leid«, sagte Ophelia zu seiner Überraschung. »Ich wollte Sie nur ein wenig aufziehen. Aber wie es scheint, mangelt es mir am nötigen Talent dazu.«
    Da sie einen aufrichtig zerknirschten Eindruck machte, entschied Raphael, sie zu beruhigen. »Es gibt sogar eine Geschichte zu diesem Gemälde. Bei einem Ausritt wurde ich Zeuge, wie der Künstler sich in einen Fluss warf.«
    »Sie meinen, er ist geschwommen?«
    »Das dachte ich anfänglich auch. Es war nämlich ein recht warmer Tag. Aber nein, er hat versucht, sich zu ertränken, hat es aber nicht geschafft. Immer wieder stieg er an die Wasseroberfläche empor. Als ich ihn sah, trieb gerade ein Baumstamm auf ihn zu. Ich rief ihm eine Warnung zu, doch er hörte mich nicht. Und dann begrub der Baum ihn unter sich.«
    »Aber Sie haben ihm das Leben gerettet, nicht wahr?«
    »Sehr zu seinem Leidwesen«, sagte er mit einem Glucksen. »Er wollte mich sogar verprügeln, sobald er wegen des Wassers, das er verschluckt hatte, nicht mehr husten musste. Und dann klagte er mir sein Leid, erklärte mir, warum ich ihm mit meiner Rettung einen Bärendienst erwiesen hätte. Es stellte sich heraus, dass er sich mit Leib und Seele der Kunst verschrieben hatte und keiner anderen Arbeit nachgehen wollte, er jedoch am Hungertuch nagte, weil er keine Abnehmer für seine Gemälde fand. Der Narr lebte in einem winzigen Dorf, wo sich niemand seine Kunst leisten konnte. Aber er dachte nicht daran, von dort fortzugehen.«
    »Also haben Sie ihn mit dem Porträt Ihrer Großmutter beauftragt, um ihm unter die Arme zu greifen.«
    »Genau genommen hatte ich ein Miniaturbild meiner Großmutter bei mir, und er hat mir zum Dank ein Porträt von ihr angefertigt. Dabei habe ich nichts weiter getan, als ihn in die nächste Stadt zu schleifen, wo er sich nun vor Aufträgen gar nicht mehr retten kann. Aber Sie sehen ja selbst, was für ein begnadeter Maler er ist.« Raphael deutet auf das Gemälde. »Das war mir bereits beim ersten Pinselstrich klar, als er sich daran machte, meine Großmutter zu malen. Das Miniaturbildnis wurde meiner Großmutter nicht gerecht, aber dank seines Künstlerauges hat er ihr wahres Wesen erkannt und auf die Leinwand gebannt. Dieses Bild ist ihr wie aus dem Gesicht geschnitten, so behauptet es mein Vater zumindest. Ich hatte eigentlich vor, es in Norford Hall aufzuhängen, doch es erfüllte meine Großmutter zu sehr mit Melancholie, weshalb es jetzt hier hängt.«
    »Warum, wenn es ihr doch so ähnlich sieht?«
    Er zuckte die Achseln. »Vermutlich, weil ihre Jugend längst verblüht ist und sie nicht daran erinnert werden möchte. Sie ist schließlich auch nicht mehr die Jüngste.«
    Ophelia gesellte sich wieder zu ihm aufs Sofa. Sie wirkte um einiges entspannter.
    Raphael räusperte sich, um ihr zu signalisieren, dass er sich nun wieder den eigentlichen Themen zuwenden würde, und sagte: »Sie bestreiten also, anderen das Leben zerstört zu haben, oder irre ich mich?«
    »Im Gegenteil. Ich habe Mavis’ Leben ruiniert. Ich hätte schweigen und zusehen sollen, wie sie diesen Schurken zum Gemahl nimmt. Vielleicht wäre sie ja an der Seite eines untreuen Ehemanns glücklich

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