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Reid 2 Die ungehorsame Braut

Reid 2 Die ungehorsame Braut

Titel: Reid 2 Die ungehorsame Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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hier verhältnismäßig kalt waren, Alder’s Nest aber nur selten so viel Schnee gesehen hatte, worüber Raphael sich insgeheim freute. Ohne Schnee wäre Ophelia nicht im Graben gelandet und ihm womöglich entkommen.
    Amanda war bereits in aller Herrgottsfrühe abgereist. Und zwar, ohne sich von ihm verabschiedet zu haben, weil sie noch immer vor Wut schäumte. Raphael hatte Albert einen Brief für seinen Sachwalter mitgegeben, in dem er anordnete, dass der Kutscher das gesamte Jahresgehalt ausbezahlt bekäme, ehe er den Dienst »quittierte« - vorausgesetzt, er brachte Amanda sicher nach London. Die Summe lag weit unter hundert Pfund, aber weit über dem, was der Bursche nach Raphaels Meinung verdient hatte.
    Während seine Augen jeder noch so kleinen Bewegung von Ophelia folgten, legte er unbewusst die aufgeschürften Fingerknöchel an den Mund. Um sich selbst einen Denkzettel zu verpassen, hatte er am Vorabend mit der Faust auf die Wand seines Schlafzimmers eingedroschen. Wie konnte er nur so dumm sein, ihr anzügliches Angebot auszuschlagen!
    Ophelias Vorgehensweise hatte ihn in Erstaunen versetzt, ihn aber nicht sonderlich überrascht. Im Vergleich zu anderen Debütantinnen schlug Ophelia vollkommen aus der Art, und das nicht nur wegen ihrer ausnehmenden Schönheit. Sie hatte sich schon in Erwachsenenkreisen bewegt, als andere noch mit Puppen spielten, und bereits als Elevin Heiratsanträge erhalten, was zweifelsohne auf die Ambitionen ihres Vaters zurückzuführen war. Sie hatte Welten betreten, die anderen Mädchen in ihrem Alter verwehrt waren. Er war sich sicher, dass sie es am Vorabend ernst gemeint hatte. Leider war er sich - sehr zu seinem eigenen Leidwesen - genauso sicher, dass es ihr einerlei war, mit wem sie seine Theorie überprüfen würde.
    Selbst wenn er nicht auf der Suche nach einer Verlobten war, geschweige denn einer Affäre, so stieß es ihm doch ein wenig sauer auf, dass Ophelia ihm nicht zu Füßen lag.
    »Ich möchte mich wegen letzter Nacht bei Ihnen entschuldigen«, riss sie ihn aus den Gedanken. »Ich habe einfach nicht nachgedacht.«
    Raphael, der vor lauter Grübelei gar nicht bemerkt hatte, dass sie ins Haus zurückgekehrt war, schoss herum und sah, wie sie sich des Mantels entledigte, ihn über eine Sessellehne legte und sich vor den Kamin stellte.
    »Schon vergessen«, sagte er und musterte Ophelia. Sie trug ein Kleid, das er bislang noch nicht an ihr gesehen hatte. Wie die meisten ihrer anderen Kleider, hatte es einen betont tiefen Ausschnitt und kurze Ärmel, war also ganz und gar nicht für den Winter geeignet. Aber das war im Grunde nichts Ungewöhnliches, zogen sich doch die meisten jungen Frauen, die er kannte, ähnlich luftig an, weil die Häuser im Winter oft hoffnungslos überheizt waren und sie nur selten an die frische Luft gingen. Ophelias Kleid war lavendelfarben, was ihre leicht geröteten Wangen, die zweifelsohne vom Spaziergang herrührten, unterstrich. Das Kleid stand ihr gut, wenngleich es um die Brust herum ein wenig spannte.
    Um nicht zu auffällig auf ihre Oberweite zu starren, schloss er die Tür, die Ophelia offen gelassen hatte.
    »Brauchen wir denn Privatsphäre?«
    »Nein, mir ist lediglich daran gelegen, die Wärme nicht entweichen zu lassen«, schwindelte er und genoss insgeheim die Tatsache, dass seine Tante sich erst in einigen Stunden zu ihnen gesellen würde. »Sie machen den Eindruck, als sei Ihnen kalt.«
    »Danke, aber es geht schon wieder.« Nachdem ihre Hände durch das Feuer wieder einigermaßen warm waren, steuerte sie das nächste Sofa an und setzte sich hin. »Jetzt habe ich mich gar nicht von Ihrer Schwester verabschiedet.«
    Raphael durchmaß den Raum, um ihr Gesellschaft zu leisten. »Machen Sie sich nichts daraus, die beleidigte Leberwurst hat niemandem auf Wiedersehen gesagt. Aber lassen Sie uns nicht weiter von Amanda sprechen. Mich würde interessieren, wie es heute um Ihre innere Ruhe bestellt ist.«
    Mit neugierigen Blicken antwortete Ophelia: »Alles in bester Ordnung. So langsam schwant mir, als hätten Sie sich doch getäuscht.«
    Raphael zuckte lässig die Achseln. »Ich habe nie gesagt, dass ich mich nicht auch mal täuschen kann.«
    »Was steht heute eigentlich auf dem Programm?«
    »Wie wäre es, wenn wir damit anfingen, uns zu schwören, dass wir nichts als die Wahrheit sagen?«
    Blitzschnell legte sich Ophelias Stirn in Falten. »Ihr Vorschlag lässt vermuten, dass Sie mir gegenüber nicht ganz ehrlich

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