Reid 2 Die ungehorsame Braut
fuhr er fort, »habe ich ja nun auch ein gesteigertes Interesse daran, dass du endlich den richtigen Mann findest. Das war Teil der Abmachung, wie du dich vielleicht erinnern kannst.«
Ophelia hüllte sich demonstrativ in Schweigen. War das sein Ernst? Wollte er sie verkuppeln?
»Wirklich?«, entgegnete sie schroff. »Ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern, dass du so etwas erwähnt hast.«
»Aber das versteht sich doch von selbst«, antwortete er in seiner für ihn so typisch jovialen Art. »Du hast doch vor, in absehbarer Zeit zu heiraten, oder irre ich?«
»Selbstredend.«
»Und da du den Rest deines Lebens mit dem Glückspilz verbringen wirst, müssen wir sicherstellen, dass er zu dir passt.«
»Wir? Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, wie man jetzt schon Vorhersagen will, dass er mich auf immer und ewig glücklich machen wird.«
Rafe warf ihr einen überraschten Blick zu. »Jetzt sag nicht, dass du noch immer auf der Suche nach einer prallen Geldbörse bist. Geld macht nicht glücklich, Phelia, es hilft lediglich dabei, das Unglück leichter zu ertragen. Auf lange Sicht hilft aber auch das nicht.«
Ophelia nahm einen Bissen von ihrem Würstchen und kaute länger als nötig. »Was hilft denn dann?«
»Liebe, natürlich.«
»Wusste gar nicht, dass du so romantisch bist.«
»Wusste ich auch nicht.« Er zog eine Grimasse. »Ich versuche lediglich, die Sache vom weiblichen Standpunkt aus zu betrachten. Ausgehend von den Gedanken meiner Schwester, denen ich gezwungenermaßen bereits einige Male habe zuhören müssen, weiß ich, dass sie überzeugt davon ist, nur die wahre Liebe könne sie über alle Maßen glücklich machen. Als gingen Liebe und Glück Hand in Hand.«
»Vermutlich ist dem so, auch wenn ich das nicht aus persönlicher Erfahrung bestätigen kann. Aber es gibt auch andere Dinge, die Glück verheißen.«
Er seufzte. Bestimmt war ihm in der Zwischenzeit aufgegangen, dass sie leicht gereizt klang. »Jetzt sag nicht, dass du schon wieder Rückschritte gemacht hast und all unsere gemeinsamen Anstrengungen...«
»Sei still.« Sie stieß ebenfalls einen Seufzer aus. »Ich habe lediglich ein neues Ziel und möchte, so schnell es geht, an den Punkt kommen, an dem ich nichts mehr mit meinem Vater zu tun haben muss. Ich habe die Nase gestrichen voll davon, dass er Entscheidungen fällt, die seinem und nicht meinem Glück dienen.«
»Das legt nahe, dass du das erstbeste Angebot annimmst.«
Raphael wirkte derart besorgt, dass Ophelia sich dabei erwischte, wie sie ihn in Sicherheit wiegen wollte. Also sagte sie kichernd: »Rund die Hälfte der heute anwesenden Männer haben bereits um meine Hand angehalten, einige davon erst vor wenigen Minuten. Noch habe ich keines der Angebote davon angenommen.«
»Gibt es denn jemanden, der dich... interessiert?«, hakte er leicht zögerlich nach. »Vielleicht weiß ich Dinge über sie, die dir verborgen geblieben sind.«
Ophelia zuckte mit den Schultern. »Das wage ich zu bezweifeln.« Sie nahm sich die Zeit, Jonathan ein Lächeln zuzuwerfen. Nachdem sie den Raum betreten hatte, hatten die beiden ihr Streitgespräch eingestellt und warfen ihr abwechselnd verstohlene Blicke zu. »Noch bin ich nicht bereit, von den Kriterien abzuweichen, die ich für den perfekten Mann aufgestellt habe.«
»Du hast dich nie darüber ausgelassen, was ein Mann haben muss, damit er für dich in die engere Auswahl kommt. Abgesehen von Reichtum.«
»Nein, das habe ich nicht.«
»Und willst es auch dabei belassen, wie mir scheint.«
Sie seufzte. »Nein, ich wollte es seinerzeit, als du mich danach gefragt hast, einfach nicht beantworten, das ist alles. Es ist so... Ich vertraue keinem Mann, der meint, mich zu lieben, ohne mich wirklich zu kennen. Und genau das ist bei den meisten der Fall.« Sie machte eine ausholende Bewegung, die ganz London einschloss. »Ich warte noch immer auf den einen, der sich erst die Mühe gibt, sich eingehender mit mir zu beschäftigen. So wie du.« Ophelia errötete nicht, auch wenn sie das im Grunde nicht hätte sagen sollen. Schließlich hatte sie Rafe ja bereits dargelegt, dass er sich keine Sorgen machen musste, sie könne es auf ihn abgesehen haben.
»An und für sich ein löbliches Motiv, Phelia, aber ich habe so meine Zweifel, ob das tatsächlich eine gute Idee...«
»Papperlapapp«, fuhr sie ihm ins Wort, in dem Wissen, dass er ihr früheres Verhalten ins Feld führen wollte. »Ich weiß, dass du dich gern damit rühmen
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