Reid 3 Ungezähmte Sehnsucht
wildfremden Mann schöne Augen machen müsst. Und da Ihr meintet, Euch fehlte es an Übung, habe ich beschlossen, Euch ein wenig auf die Sprünge zu helfen. «
Nur ein einfältiges Mädchen hätte keinen blassen Schimmer gehabt, was er bezweckte, als ein sinnlicher Ausdruck sich in seinen Augen zeigte. Rebecca war augenblicklich auf der Hut. Ihr war klar, dass er plante, ihr einen Kuss zu rauben. Aber selbst wenn sie es gewollt hätte - sie brachte keinen Ton über die Lippen, so stark hämmerte das Herz in ihrer Brust. Hinzu kam, dass sie die Gelegenheit, ihm zu versichern, dass sie nichts mehr mit Sarahs Machenschaften zu tun hatte, ungenutzt verstreichen ließ.
Und was für einen Kuss er ihr raubte! Dass er dabei von den Bediensteten, die in der Ferne kamen und gingen, beobachtetet werden könnte, schien Rupert kaltzulassen. Rebecca für ihren Teil bemerkte sie erst gar nicht, schwebte sie doch in gänzlich anderen Sphären. Die ungeahnte Leidenschaft und die Intensität, die sie spürte, als ihre Lippen miteinander verschmolzen, war nur schwer zu beschreiben. Was Rebecca aber am meisten faszinierte, war weniger die Tatsache, dass der Kuss sie überwältigte, sondern dass sie sich ihm aus freien Stücken hingab und zuließ, dass ihre Sinne gehörig durcheinandergerieten.
Sie wünschte sich, ihre Mutter hätte ihr nicht nur in epischer Breite erklärt, was genau es mit dem Beischlaf auf sich hatte, sondern wäre mehr auf das wundersame Phänomen des Küssens eingegangen. War es normal, dass ihr Körper sich danach sehnte, den sanften Forderungen nachzugeben, die seine Hände zum Ausdruck brachten, indem sie sie näher zu ihm zogen? Hatte es seine Richtigkeit, dass seine Berührungen sie in einen nie geahnten Zustand der Erregung versetzten?
»Was für eine angenehme Überraschung! «, raunte er ihr zu, während er zärtlich seine Wange an der ihren rieb.
Wenn es nach Rebecca gegangen wäre, hätte sie den sinnlichen Kuss noch eine Weile fortgesetzt. Damit ihr nichts von dem, was er zu ihr sagte, entging, rief sie sich zur Ordnung. Täuschte sie sich, oder strotzten seine Worte nur so vor Ironie? Mit einem Mal war Rebecca sich sicher, dass schon Dutzende von Frauen vor ihr diesen Satz zu hören bekommen hatten.
»Spart Euch Eure üblichen Schmeicheleien für andere auf! «
»Übliche Schmeicheleien? « Rupert rückte ein wenig von ihr ab. »Es entspricht der Wahrheit, dass ich die meisten Frauen als hübsch erachte, aber glaubt mir, Liebes, es kommt nur selten vor, dass mich eine Maid so überrascht wie Ihr. Ein ums andere Mal ist Euch dieses Kunststück schon gelungen. «
Es war Rebecca schleierhaft, womit sie ihn überrascht haben könnte, sie musste aber zugeben, dass seine letzten Worte um einiges aufrichtiger klangen. Nichtsdestoweniger konnte sie das Gefühl nicht abschütteln, dass er sich der Worte bediente, von denen er annahm, dass sie sie hören wollte. War es mög-lich, dass ihm nach all den Jahren als Draufgänger Sätze wie dieser wie von selbst über die Lippen kamen? Oder waren sie lediglich fester Bestandteil seiner Verführungstaktik? Wie gern sie ihm geglaubt hätte...
Die Anziehungskraft, die er auf sie ausübte, war nicht von dieser Welt und ließ sich mit nichts vergleichen, was sie bisher erlebt hatte. Nicht dass sie viel Erfahrung auf diesem Gebiet hatte. Die Vorstellung, Rupert könnte auch nur einen Hauch von Sympathie für sie empfinden, war überwältigend.
»Jetzt, da Ihr offensichtlich wieder bei klarem Verstand seid, können wir mit dem Unterricht fortfahren, was meint Ihr? «
Unterricht? Beim Allmächtigen, ihr war vollkommen entfallen, dass das Ganze mit seinem Hilfsangebot begonnen hatte! Rebecca errötete, als ihr klar wurde, dass sie etwas in den Kuss hineininterpretiert hatte, das gar nicht existierte.
»Es ist von größter Wichtigkeit, dass Ihr keine Gefühle entwickelt«, fuhr er mit ernster Stimme fort. »Aus diesem Grunde halte ich es für sinnvoll, dass wir so lange üben, bis Ihr den Bogen heraushabt, bis Ihr nüchtern ans Werk geht und nicht die Kontrolle über die Situation verliert wie eben. «
Hatte er denn gar nichts empfunden? War es für ihn nur ein nüchternes Vorspiel, das zum Beischlaf führte? Rebecca fühlte sich zutiefst verletzt und beleidigt; eine Gefühlskombination, die ihr schwer zu schaffen machte. Sie nahm all ihre Kraft zusammen und fuhr ihn an: »Seid mir und Euch gegenüber so freundlich, und seht in Zukunft davon ab, mir irgendwelche
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