Reid 3 Ungezähmte Sehnsucht
nicht, dass es sie nicht gab. Allem Anschein nach existierte allerdings eine wie auch immer geartete Verbindung zwischen Sarah und Lord Alberton. Oder handelte sie aus privaten Motiven? Immerhin war Alberton noch Junggeselle. Wie auch immer die Wahrheit aussehen mochte, er würde Nigel schnellstmöglich von den neuesten Entwicklungen berichten.
Verdammt, dachte Rupert. Das kann nur eines bedeuten: dass Rebeccas Loyalität Sarah galt. Die Enttäuschung, die sich daraufhin in seiner Brust breitmachte, überraschte ihn. Sehr sogar.
Kapitel 18
Das Buchgeschäft war anheimelnd und bot eine riesige Auswahl an Büchern. Nichtsdestoweniger traf Rebecca ihre Wahl zügig. Flora, die nicht so schnell las wie Rebecca, brauchte ein wenig mehr Zeit, um sich für eine passende Lektüre zu entscheiden. Glücklicherweise waren die beiden nicht in Eile, und es war noch nicht einmal elf Uhr. Bis zum Mittagessen konnten sie längst wieder im Palast zurück sein, es sei denn, sie fanden ein gemütliches Restaurant in der Nähe. Eine Vorstellung, die Rebecca zusagte, weil sie zur Abwechslung einmal nicht beim Essen in Elizabeths sauertöpfisches Gesicht blicken müsste.
Constance, die sich nicht für Bücher erwärmen konnte, war der Einladung des Buchhändlers gefolgt und trank gemeinsam mit ihm eine Tasse Tee. Dem älteren und ausgesprochen zuvorkommenden Herren war es gelungen, das eher schüchterne Mädchen in eine lebhafte Diskussion über den Palast zu verwickeln, als er erfuhr, dass sie dort als Hofdame tätig war.
Rebecca, der nicht der Sinn nach Tee stand, zog es vor, dem Handarbeitsgeschäft auf der anderen Straßenseite, das ohnehin als Nächstes auf ihrer Liste stand, einen Besuch abzustatten. Vom Schaufenster aus ließ sich erkennen, dass der Verkaufsraum um einiges größer war als der des Buchhändlers und dort einige Stoffe, Garnen und Wolle ausgelegt waren.
Kaum hatte Rebecca die Tür aufgestoßen, woraufhin eine kleine Glocke ertönte, wurde sie tiefer in das Geschäft geschoben.
Laut nach Luft schnappend fuhr sie herum - und erblickte Ruperts fesselndes Lächeln. Nicht im Traum hätte sie daran gedacht, ihm ausgerechnet hier in der Bond Street über den Weg zu laufen. Die freudige Erregung, die nach ihrem Herzen griff, trieb ihr die Röte in die Wangen. Mit Freude registrierte sie, dass sie diesmal nicht mit Benommenheit reagierte. Mit jedem Mal, das sie ihn traf, wurde es einfacher, ihn anzusehen und dabei bei klarem Verstand zu bleiben.
Dennoch dauerte es einen Augenblick, bis sie registrierte, dass er einen burgunderfarbenen Gehrock aus Satin und schwarze Beinkleider trug. Weder an dem weißen Hemd, den Beinkleidern oder den Stiefeln war etwas auszusetzen. Ganz anders sah es bei seinem Gehrock aus, der für die Tageszeit vollkommen unangemessen war und die Blicke der Umstehenden auf sich zog. Rebecca machte sich jedoch keine Mühe, ihn daraufhinzuweisen.
»Welch ein Zufall, Euch hier zu begegnen! «, begrüßte er sie freundlich.
Rebecca glaubte nicht an einen Zufall, sondern nahm vielmehr an, dass er ihr gefolgt war. Was sonst mochte ihn in ein Handarbeitsgeschäft führen?
»Ich wusste gar nicht, dass Ihr des Strickens mächtig seid«, entgegnete sie und hielt auf die Wollabteilung zu.
»Das bin ich auch nicht, aber da es die einzige Möglichkeit war, Euch unter vier Augen zu sprechen, scheue ich auch nicht davor zurück, ein Handarbeitsgeschäft: zu betreten. «
Ruperts Antwort schmeichelte Rebecca mehr, als sie sich eingestehen wollte. Dennoch entschied sie sich, ihn vorzuwarnen. »Ich bin nicht allein. «
»Im Moment schon. «
Rebecca war vor einem Tisch stehen geblieben, auf dem sich Wollknäuel in allen erdenklichen Farben türmten. Im selben Moment spürte sie, wie er dicht hinter sie trat und auf ein rosafarbenes Knäuel deutete. »Diese Farbe würde gut zu Euch passen. «
Rebecca hörte ihn kaum. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt dem Gefühl, dass er sich an sie presste, und der Erregung, die sich daraufhin in ihrem Körper ausbreitete. Die Verkäuferin nahm vermutlich an, dass sie ein Paar waren, und störte sich deshalb nicht an seinem Verhalten.
Eine schöne Erklärung, die Rebecca vorschob, um vor sich selbst zu rechtfertigen, warum sie nicht umgehend von Rupert abrückte. Im Grunde genommen benahm er sich wie ein Rüpel. Ja, der Anstand gebot, dass sie ihn von sich stieß, aber sie konnte es einfach nicht - noch nicht.
»Ihr habt faszinierende Augen, Becca. Eine Spur zu dunkel, um darin
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