Reid 3 Ungezähmte Sehnsucht
Rebecca durchschaut. Sie war die ganze Zeit darauf aus gewesen, einen Weg zu finden, in die Lock’sche Familie einzuheiraten! Er war also nichts weiter als Mittel zum Zweck.
Kapitel 40
Ich bin die Braut«, offenbarte Rebecca und stellte sich in den Türrahmen. Auf einen Schlag war es mucksmäuschenstill, Sie konnte von Glück sagen, dass sie trotz ihres mutigen Auftritts nicht errötete. Sie sah keine Veranlassung dazu, um den heißen Brei herumzureden, zumal ihr nicht entgangen war, was Rupert zu Ophelia gesagt hatte. Einen Moment lang hatte sie angesichts der vielen Stimmen im Salon mit dem Ge- danken gespielt, sich wieder zurückzuziehen. Doch dann hatte sie sich ins Gedächtnis gerufen, dass sie nicht in dieses Haus gezogen war, um sich zu verstecken. Nein, Rebecca war gekommen, um sich einen Platz in Ruperts Familie zu erkämpfen - ihrem ungeborenen Kinde zuliebe.
Sämtliche Augenpaare ruhten auf ihr - Ruperts eingeschlossen. »Ihr habt vergessen, Euch als glückliche Braut zu betiteln«, zischte er, als er neben sie trat.
Rebecca vermutete, dass andere Bräute dazu mehr Grund hatten als sie. »Nein, das habe ich nicht«, gab sie ebenso leise zurück und setzte ein steifes Lächeln auf. »Ihr könnt von Glück reden, dass ich mich nicht als unglückliche Braut bezeichnet habe, obwohl es mir auf der Zunge lag. Ihr könnt Euch später bei mir bedanken. «
Rupert schnaubte, als Rebecca sich in Bewegung setzte und zu ihrer Schwiegermutter gesellte, die auf dem Brokatsofa Platz genommen hatte. Julie strahlte über das ganze Gesicht - genau wie Raphael, der sie vermutlich mittlerweile wiedererkannt hatte. Ophelia war die Einzige, die sie verwirrt ansah.
»Ihr kommt mir bekannt vor, auch wenn mir kein Name zu Eurem Gesicht einfällt. Sind wir uns schon einmal begegnet? «, wagte Ophelia sich schließlich vor.
»Ja, kurz nach Eurer Vermählung. Meine Mutter und ich haben Euch einen Besuch abgestattet, um Euch in der Nachbarschaft willkommen zu heißen. «
»Ja, natürlich! «, rief Ophelia aus. »Lilly und Rebecca Marshall. Jetzt erinnere ich mich wieder - auch daran, dass Eure Mutter etwas sagte, das meine Neugierde weckte. «
»Ach so? «
»Wenn mich nicht alles täuscht, war es nicht für meine Ohren bestimmt, aber sie hat Euch zugeraunt: Jetzt haben wir die Erklärung. Vielleicht erinnert Ihr Euch und könnt mir endlich sagen, was sie damit meinte. Ich werde das Gefühl nicht los, dass es etwas mit mir zu tun hat. «
Bei dem Gedanken an den Tag, an dem sie Ophelia Locke zum ersten Mal begegnet war, musste Rebecca unweigerlich schmunzeln. Sie hatte nicht lange gebraucht, um zu erkennen, warum Raphael Locke sich Hals über Kopf in Ophelia verliebt hatte: wegen ihrer ausnehmenden Schönheit, die jeder Beschreibung, und sei sie noch so poetisch, trotzte. Lilly war derselben Meinung gewesen und hatte ihr deshalb zugeraunt: »Jetzt haben wir die Erklärung. «
»Ihr habt recht, die Bemerkung galt Euch«, erwiderte Rebecca noch immer grinsend. »Jahrelang dachten meine Mutter und ich, Raphael wäre der perfekte Gemahl für mich. Als er aus heiterem Himmel Euch zur Frau nahm, ohne Euch zuvor offiziell den Hof gemacht zu haben, kamen wir um vor Neugier, was sich dahinter verbergen mochte. Ein Blick auf Euch genügte jedoch, um zu wissen, warum ein Mann, dem Ihr ebenfalls angetan seid, keine Zeit verliert, um mit Euch vor den Altar zu treten. «
Das Kompliment trieb Ophelia die Röte ins Gesicht. Erleichtert stellte sie fest, dass ihr Gemahl an ihrer statt antwortete. »Mein Werben um diese holde Maid mag ungewöhnlich gewesen sein, aber in London wusste man davon. Phelia wird Euch in einer ruhigen Minute sicher alles erzählen. Es war vielmehr so, dass die Kunde nur noch nicht bis Norford vorgedrungen war. « Augenzwinkernd fügte er hinzu: »Ich hoffe, Ihr habt Eure Enttäuschung darüber, dass ich vergeben bin, überwunden. «
»Ich war am Boden zerstört«, erwiderte Rebecca mit gespielter Trauer, »aber nur ungefähr eine Stunde lang. « Als Raphael losprustete, fügte sie hinzu: »Bei genauer Betrachtung wart Ihr eher so etwas wie ein Impulsgeber, jemand, den ich in der Hoffnung angehimmelt habe, schnell erwachsen zu werden. Kurz bevor es so weit war, habt Ihr dann Ophelia geehelicht. «
Alle lachten - mit Ausnahme von Rupert. Er spürte eine Woge unbändiger Wut in sich aufsteigen. Um zu vermeiden, dass die anderen davon Wind bekamen, stahl er sich ungesehen aus dem Raum. Aber nicht schnell
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