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Reif für die Insel

Reif für die Insel

Titel: Reif für die Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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was von Snowdonia sehen, aber es regnete bald so heftig, daß die Tropfen wie schmutzige Perlenschnüre an den Busfenstern hingen und ich fast nichts sah – nur verschwommene Flächen mit vertrockneten, rostfarbenen Farnkräutern, in denen hier und dort reglos richtig unzufriedene Schafe standen. Der Bus schwankte bedenklich unter den Windböen wie ein Schiff bei rauher See. Mit wild flappenden Scheibenwischern kämpfte er sich schlingernd kurvenreiche Bergstraßen zu einer Hochebene in den Wolken hinauf und begann dann durch steile Talschluchten voll zahlloser Haufen zerbrochener, glänzender Schiefernstücke die rasende, scheinbar unkontrollierbare Abfahrt nach Blaenau Ffestiniog, das ehemalige Herzstück der walisischen Schieferindustrie. Überall lagen Schieferreste herum, bedeckten förmlich jeden Zentimeter Boden und verliehen der Landschaft etwas Schauerliches, Gespenstisches. So etwas hatte ich in Großbritannien noch nie gesehen. Im Epizentrum dieser Schauerlichkeit hockte der Ort Blaenau, auch er eine Art Schieferabfallhaufen. So sah es jedenfalls in dem strömenden Regen aus.
    Der Bus setzte mich im Stadtzentrum neben der Endhaltestelle der berühmten, jetzt von Enthusiasten betriebenen Blaenau Ffestiniog-Eisenbahn ab, von der ich hoffte, sie werde mich durch die wolkenumwaberten Berge nach Porthmadog bringen. Der Bahnsteig war zugänglich, aber die Türen zu Warteräumen, Toiletten und Fahrkartenschaltern waren verriegelt. Niemand da. Ich warf einen Blick auf den Winterfahrplan an der Wand und entdeckte zu meiner Bestürzung, daß ich gerade – genauer: just in dem Moment – einen Zug verpaßt hatte. Der nächste ging erst in vier Stunden. Was, um alles in der Welt, fing ich nun mit mir an? Vier Stunden in diesem gottverlassenen, regentrief enden Nest! Auf dem Bahnsteig konnte ich nicht bleiben. Es war kalt, und der Regen fiel so heimtückisch schräg, daß man ihm selbst in den entferntesten Ecken nicht entkommen konnte.
    Harte Worte über Gwynedd Transport, die Blaenau Ffestiniog Railway Company, das britische Wetter und meine eigene Wahnsinnstat in mich hineingrummelnd, lief ich durch die kleine Stadt. Da dies Wales und es Sonntag war, war nichts geöffnet, in den engen Straßen regte sich kein Leben. Soweit ich sah, gab es auch keine Hotels oder Pensionen. Dann fiel mir ein, daß der Zug bei dem Wetter vielleicht überhaupt nicht fuhr, in dem Fall war ich wirklich gelackmeiert. Naß bis auf die Knochen, frierend und zutiefst vergrätzt, fand ich am anderen Ende der Stadt ein kleines Restaurant namens Myfannwy’s, das wunder-barerweise geöffnet hatte. Ich eilte in seine einladende Wärme, wo ich meine pitschnasse Jacke und den Pullover auszog und mich an einen Tisch in der Nähe des Heizkörpers setzte. Ich war der einzige Gast, bestellte Kaffee und eine Kleinigkeit zu essen und genoß die Wärme und Trockenheit. Irgendwo im Hintergrund sang Nat King Cole eine aufmunternde Weise. Ich sah zu, wie der Regen draußen durch die Straße peitschte, und sagte mir, daß das hier eines Tages zwanzig Jahre her sein würde.
    Wenn ich an dem Tag in Blaenau eines gelernt habe, dann das: Sosehr man sich auch bemüht – eine Tasse Kaffee und ein Käseomelett reichen keine vier Stunden. Ich aß so langsam wie möglich und bestellte eine zweite Tasse Kaffee, aber nachdem ich beinahe eine Stunde lang fein und manierlich gegessen und getrunken hatte, wurde offenkundig, daß ich entweder gehen oder Miete zahlen mußte, also sammelte ich widerstrebend meine Siebensachen ein. An der Kasse erklärte ich dem freundlichen Paar, das den Laden betrieb, meine mißliche Lage, und sie stießen beide diese mitfühlenden »Oje«-Laute aus, wie das freundliche Menschen an sich haben, wenn sie mit anderer Leute Krisen konfrontiert sind.
    »Er könnte zum Schieferbergwerk gehen«, sagte die Frau zu dem Mann.
    »Ja, stimmt«, pflichtete der Mann ihr bei und wandte sich an mich. »Sie könnten zum Schieferbergwerk gehen«, sagte er, als glaube er, ich hätte den kleinen Dialog nicht ganz mitbekommen.
    »Aha, und was hat es damit auf sich?« fragte ich und versuchte, nicht zu skeptisch zu klingen.
    »Das alte Bergwerk. Da gibt es Führungen.«
    »Es ist sehr interessant«, sagte die Gattin.
    »Ja, stimmt«, meinte der Mann. »Obwohl es ein ziemlicher Weg dorthin ist«, fügte er hinzu.
    »Und sonntags ist es vielleicht gar nicht auf«, meinte seine Gattin. »Jetzt ist keine Saison«, erklärte sie mir.
    »Sie könnten natürlich mit

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