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Reif für die Insel

Reif für die Insel

Titel: Reif für die Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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Wetter, aber als die Frau merkte, daß ich Amerikaner bin, schweifte sie sofort ab und ließ sich ausführlich über einen Trip aus, den sie und Arthur – Arthur war der schüchtern lächelnde Dämlack neben ihr – kürzlich zu Freunden in Kalifornien gemacht hatten. Und langsam verwandelte sich das Gespräch in eine vermutlich oft heruntergeleierte Tirade über die Unzulänglichkeiten der Amerikaner. Ich werde nie begreifen, was sich die Leute eigentlich dabei denken. Glauben sie, ich weiß ihren Freimut zu schätzen? Nehmen sie mich auf den Arm? Oder vergessen sie schlicht und ergreifend, daß ich auch zu dieser minderen Spezies gehöre? Sie reden zum Beispiel auch oft völlig ungeniert mit mir über das Problem der Einwanderung.
    »Die Amerikaner sind so aufdringlich, finden Sie nicht?« Die Lady rümpfte die Nase und trank einen Schluck Tee. »Man braucht nur fünf Minuten mit einem Fremden zu plaudern, und schon denkt er, man ist sein Freund. In Encino hat mich doch tatsächlich ein Mann – ein pensionierter Postangestellter oder so was – um meine Adresse gebeten und gesagt, wenn er das nächste Mal in England sei, wolle er v orbei kommen! Können Sie sich das vorstellen? Ich kannte den Mann überhaupt nicht!« Wieder nahm sie einen Schluck Tee und dachte einen Moment nach.
    »Seine Gürtelschnalle war sehr ungewöhnlich. Ganz aus Silber und mit kleinen Edelsteinen.«
    »Mir macht das Essen zu schaffen«, sagte ihr Gatte und reckte sich ein wenig, um einen Monolog zu beginnen, aber es wurde rasch deutlich, daß er zu den Männern gehörte, die in Gegenwart ihrer Gattinnen nie über den ersten Satz einer Geschichte hinauskommen.
    »O ja, das Essen!« rief sie und bemächtigte sich des Themas.
    »Die Amerikaner haben eine recht ungewöhnliche Einstellung zum Essen.«
    »Wieso, weil sie schmackhaftes Essen mögen?« erkundigte ich mich mit einem matten Lächeln.
    »Nein, mein Lieber, es geht um die Portionen. Die Portionen in Amerika sind richtiggehend obszön. «
    »Einmal habe ich ein Steak bekommen …« begann der Mann mit einem kleinen Gluckser.
    »Und was sie der Sprache antun! Sie können einfach kein Queen’s English.«
    Moment mal. Solche Herrschaften können über amerikanische Essensportionen und freundliche Typen mit bunten Gürtelschnallen sagen, was sie wollen, aber bei der Diskussion über das amerikanische Englisch verstehe ich keinen Spaß. »Warum sollten sie Queen’s English sprechen?« fragte ich eine Spur frostig.
    »Es ist ja nicht ihre Königin.«
    »Aber was sie für Worte gebrauchen. Und die Akzente! Welches Wort war es noch, daß dir so mißfallen hat, Arthur?«
    »›Normalcy‹«, sagte Arthur. »Einmal habe ich einen Burschen kennengelernt …«
    »Aber ›normalcy‹ ist kein Amerikanismus«, sagte ich.
    »Es ist in Großbritannien geprägt worden.«
    »O nein, das glaube ich nicht, mein Lieber«, sagte diese dumme Pute im Brustton der Überzeugung und bedachte mich mit einem herablassenden Lächeln. »Nein, ganz bestimmt nicht.«
    »1687«, sagte ich. Eine dreiste Lüge. Das heißt, nicht ganz; »normalcy« ist ein Anglizismus. Ich konnte mich nur nicht an Einzelheiten erinnern. Aber dann hatte ich einen Geistesblitz.
    »Daniel Defoe benutzt es in seinem Buch Glück und Unglück der berühmten Moll Flanders. « Wenn man als Amerikaner in England lebt, gewöhnt man sich an die ewige Behauptung, Amerika sei der Tod der englischen Sprache. Das erzählt man mir gern und oft, normalerweise bei Dinnerparties, und normalerweise ist es jemand, der ein bißchen zu tief ins Glas geschaut hat. Manchmal auch eine nicht zurechnungsfähige, zu stark gepuderte alte Zicke wie die hier. Und irgendwann verliert man die Geduld. Ich sagte ihr also – ich sagte ihnen, denn ihr Gatte sah aus, als wolle er auch noch einen schlichten Gedanken äußern –, ob es ihnen nun passe oder nicht, die britische Sprache sei über die Maßen durch in Amerika geprägte Worte bereichert worden, Worte, ohne die sie gar nicht auskämen, und eines davon sei »moron«, Schwachkopf. Ich grinste zähnefletschend, trank meinen Kaffee aus und entschuldigte mich einen Hauch arrogant. Dann ging ich weg, um noch eine Epistel an die Redaktion der Times zu entwerfen.
     
    Als John Price und ein sehr netter Bursche namens David Partridge am nächsten Morgen um 11 Uhr in Prices Auto vor dem Hotel vorfuhren, erwartete ich sie schon an der Tür. Mit der Begründung, ich könne das Kaff nicht länger ertragen, verbot ich ihnen,

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