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Reif für die Insel

Reif für die Insel

Titel: Reif für die Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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Holloway-Sanatoriums, eines monumentalen, giebel-bewehrten Backsteinklotzes in einer parkähnlichen Anlage.
    Zwei Mädchen, die ich aus meiner Heimatstadt kannte, arbeiteten dort als Lernschwestern und hatten mir einen Schlafplatz auf ihrem Fußboden angeboten und die Möglichkeit, mit dem Dreck von fünf Monaten einen schönen Schmutzrand in ihre Badewanne zu machen. Am nächsten Tag wollte ich von Heathrow aus den Heimflug antreten, denn in zwei Wochen fing meine Uni wieder an. Lust hatte ich keine, und als ich dann abends bei etlichen Bieren in einem fröhlichen Pub namens The Rose and Crown erfuhr, daß das Krankenhaus immer Hilfsknechte suchte und ich als Muttersprachler gute Karten hatte, füllte ich kurzentschlossen am nächsten Tag mit benebelter Birne und ohne einen klaren Gedanken fassen zu können,
    Formulare aus und ließ mir sagen, daß ich mich am folgenden Morgen um sieben Uhr bei dem diensthabenden Pfleger auf der Station »Tuke« melden solle. Ein liebenswürdiger kleiner Mann mit der Intelligenz eines Kindes wurde abkommandiert, um mich zum Magazin zu führen, wo mir ein gewichtiger Schlüsselbund und ein schwankender Berg ordentlich gefalteter Kranken-hauskleidung ausgehändigt wurden – zwei graue Anzüge, Hemden, Schlips, etliche weiße Laborkittel. (Hilfe! Wo war ich hier hingeraten?) Dann lieferte er mich im Männerhaus B auf der anderen Straßenseite ab, wo mir eine weißhaarige alte Schachtel mein spartanisch eingerichtetes Zimmer zeigte und in einer Art, die mich lebhaft an meine alte Freundin Mrs. Smegma erinnerte, eine Flut von Instruktionen auf mich niederprasseln ließ betreffs des wöchentlichen Wechsels schmutziger Bettwäsche, der Zeiten, in denen es heißes Wasser gab, der Funktionsweise des Heizkörpers und anderer rasend schnell heruntergerasselter Dinge, die ich nicht behalten konnte. Ich war allerdings ziemlich stolz, eine beiläufige Bemerkung zu Überwürfen mitzukriegen. Mich verarscht ihr nicht noch mal, dachte ich.
    Ich schrieb meinen Eltern, sie sollten nicht mit dem Abendessen auf mich warten, probierte froh und glücklich meine neuen Kleider an und posierte etliche Stunden lang vor dem Spiegel, arrangierte meine bescheidene Kollektion Taschenbücher auf dem Fenstersims, machte einen Abstecher zur Post mit anschließender Besichtigung des Dorfes und dinierte in einer kleinen Butze namens The Tudor Rose. Danach schaute ich in einem Pub vorbei, der Trottesworth hieß, und fand das Ambiente so angenehm und alternative Vergnügungsmöglichkeiten so nicht-existent, daß ich, ich gestehe, eine unanständige Menge Bier trank und mein neues Quartier erst wiederfand, nachdem ich mich durch Gestrüpp und um einen denkwürdig unflexiblen Laternenpfahl gekämpft hatte.
    Am nächsten Morgen wachte ich fünfzehn Minuten zu spät auf und erreichte das Krankenhaus im Halbschlaf. In dem Hin und Her des Schichtwechsels fragte ich mich durch zu meiner Station und kam dort zerzaust und leicht schwankend immer noch zehn Minuten zu spät an. Der diensthabende Pfleger, ein freundlicher Bursche von knapp Vierzig, hieß mich herzlich willkommen, sagte mir, wo ich Tee und Kekse fände, und verdrückte sich. Danach sah ich ihn nur noch selten. Die »Tuke« wurde von männlichen, chronisch irren Langzeitpatienten bewohnt, die sich glücklicherweise ganz allein zu managen schienen. Sie holten sich das Frühstück von einem Wagen, rasierten sich selbst, machten ihre Betten, wenn auch mehr schlecht als recht, und verschwanden leise, während ich mich im Personalklo auf erfolglose Suche nach einem Magenmittel begab. Bei meiner Rückkehr stellte ich verwirrt und mit wachsender Besorgnis fest, daß ich nun der einzige Mensch auf der Station war. Konfus wanderte ich durch den Tagesraum, die Küche und die Schlafsäle und öffnete die Stationstür – sie ging auf einen leeren Korridor, an dessen Ende das Tor zur Welt offenstand! Gleichzeitig klingelte das Telefon im Stationszimmer.
    »Wer ist da?« bellte eine Stimme.
    Unter Aufbietung aller meiner Sprachfähigkeiten gab ich mich zu erkennen und spähte gleichzeitig aus dem Fenster, weil ich erwartete, daß die dreiunddreißig Patienten der Station in einem verzweifelten Verlangen nach Freiheit von Baum zu Baum sprangen.
    »Hier ist Smithson«, sagte die Stimme. Smithson war der Pflegedienstleiter, eine einschüchternde Gestalt mit Koteletten und mächtigem, gewölbtem Brustkorb. Am Tag zuvor hatte man ihn mir gezeigt. »Sie sind der neue Junge, nicht

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