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Reif für die Insel

Reif für die Insel

Titel: Reif für die Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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keinen Moment, daß Panda Cola von minderer Qualität ist als Coke, Pepsi, Dr. Pepper, Seven-Up, Sprite oder all die anderen Getränke verschiedener Geschmacksrichtungen, die aus unerfindlichen Gründen so gern konsumiert werden. Ich finde es auch gar nicht tragisch, ein Erfrischungsgetränk warm serviert zu bekommen, aber diese Panda Cola hatte etwas seltsam Unbefriedigendes. Ich trank eine Flasche nach der anderen leer, bis es in meinem Magen schwappte und er fast platzte, und hätte immer noch nicht behaupten können, daß mein Durst gelöscht war. Seufzend verstaute ich die beiden verbliebenen Flaschen im Rucksack. (Für den Fall, daß ich eine Sirupkrise kriegte.) Dann ging ich weiter.
    Ein paar Meilen nach Kimmeridge, hinter einem irrsinnig steilen Berg, steht das kleine, vergessene Dorf Tyneham beziehungsweise das, was davon übrig ist. 1943 befahl die Army den Einwohnern, es ein Weilchen zu verlassen, weil man üben wollte, Granaten in hohem Bogen auf umliegende Berghänge zu werfen. Man gab ihnen das feierliche Versprechen, daß sie alle zurück könnten, wenn Hitler erst einmal eins vor den Latz gekriegt hätte. Einundfünfzig Jahre später warteten sie immer noch. Verzeihen Sie meinen respektlosen Ton, aber das finde ich eine Schande, nicht nur, weil es schrecklich unpraktisch für die Bewohner ist (vor allem für die, die vergessen haben, ihre Milch abzubestellen), sondern auch für arme Schweine wie mich, die darauf hoffen müssen, daß der Fußweg durch den Schießplatz offen ist. Bisweilen ist er das. Ich hatte es sogar vorsorglich überprüft, ehe ich losgelaufen war, und nachdem ich den steilen Hügel hinter Kimmeridge erfolgreich überwunden hatte, konnte ich mich in dem Häuflein dachloser Häuser umsehen. Mehr ist nämlich von Tyneham nicht übriggeblieben. Als ich Ende der Siebziger das letztemal dort gewesen war, war Tyneham einsam und verlassen, überwachsen und praktisch unbekannt gewesen. Nun wird es eine richtige Touristenattraktion. Die Grafschafts-verwaltung hat einen großen Parkplatz angelegt, Schule und Kirche wiederaufgebaut und zu kleinen Museen umgestaltet. Dort kann man auf Fotos sehen, wie es früher aussah. Schade. Mir gefiel es viel besser, als es noch ein richtiges Geisterdorf war.
    Ich weiß, daß Soldaten irgendwo Schießübungen veranstalten müssen, aber sie hätten doch sicher einen anderen, unansehnlicheren Ort finden können, den sie in die Luft sprengen. Komisch war, daß ich kein Zeichen von Zerstörung auf den Berghängen sehen konnte. Große rote, numerierte Schilder standen überall an strategisch wichtigen Stellen, aber sie waren wie die Landschaft darum herum gleichermaßen intakt. Vielleicht schießt die Army mit Schaumgummibällen oder so was. Ich wurde jedenfalls nicht so recht schlau daraus, stärkte mich mit einer Panda Cola und stampfte weiter.
    Der Nachbarberg mit Namen Bindon Hill war ein Hammer. Er erhob sich nicht nur geradewegs bis in die unteren Regionen der Troposphäre, sondern wartete oben auch mit einem Kammweg auf, der mehr oder weniger ewig auf- und abging. Als endlich das weit auseinandergezogene Dorf West Lulworth in Sicht kam und ich stolpernd den langen Abstieg begann, waren meine Beine nicht mehr unter Kontrolle zu bringen, und zwischen meinen Zehen blubberten Blasen. Wie ein Mann, der in einem Abenteu-erfilm aus der Wüste herbeitaumelt, torkelte ich schweiß-überströmt, delirios vor mich hinmurmelnd und kleine Nasenringe aus Panda-Cola-Schaum produzierend, nach Lulworth hinein. Aber wenigstens hatte ich den schwierig-sten Teil des Weges geschafft und war nun zurück in der Zivilisation, in einem der entzückendsten Seebäder Englands. Nun konnte alles nur noch besser werden.
     

Neuntes Kapitel
     
    Vor vielen, vielen Jahren schenkte uns ein Verwandter meiner Frau – in weiser Voraussicht der Kinder, die wir eines Tages haben würden – eine Kiste Ladybird-Bücher aus den Fünfzigern und Sechzigern. Sie hatte alle Titel wie Draußen in der Sonne und Sonnige Tage am Meer und enthielten minutiös gezeichnete, kunterbunte Illustrationen eines blühenden, zufriedenen, abfallfreien Großbritannien, in dem immer die Sonne schien, die Ladenbesitzer lächelten und Kinder in frischgebügelten Kleidern Glück und Freude an unschuldigem Zeitvertreib fanden. Sie fuhren mit dem Bus einkaufen, ließen ein Modellschiff in einem Parkteich schwimmen oder schwatzten mit einem freundlichen Bobby.
    Mein Lieblingsbuch war Abenteuer auf der Insel. In

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