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Rein Wie Der Tod

Rein Wie Der Tod

Titel: Rein Wie Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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Stahldraht auf, mit dem er ihren Fuß gefesselt hatte, hielt ihn in der Hand und dachte nach.

46
    Es war kurz nach vier Uhr morgens, als Frank Frølich den Telefonhörer im Büro des Wachhabenden abhob und seinen Freund Karl Anders Fransgård anrief.
    Er hatte mehr als vierundzwanzig Stunden nicht geschlafen, aber er war nicht müde. Das Adrenalin pochte in seinen Adern. Er zählte acht lange Klingeltöne, bevor Karl Anders abnahm.
    »Hei, K. A. Hier ist Frank. Kann ich mit Janne sprechen?«
    »Hä?«
    Frank Frølich hatte keine Lust, auch nur ein einziges Wort zu wiederholen.
    Karl Anders stotterte ein paar leere Phrasen. Bettdecken raschelten, und am anderen Ende wurde geflüstert: »Es ist für dich.«
    »Für mich?«
    Karl Anders, leicht ungeduldig: »Ja, Frank. Er will dich sprechen.«
    »Hallo?« Die Stimme war hellwach - ein gutes Zeichen.
    »Hei, Janne, ich rufe an, weil ich dich ein wenig kenne«, sagte Frølich. »Hab jedenfalls das Gefühl, dich ein wenig zu kennen. Also hör zu. Dein Sohn, Kristoffer, ist verhaftet worden. Er sitzt in U-Haft. Man wird ihn wegen Mordes an Veronika Undset anklagen. Es ist schwer zu sagen, ob die Anklage noch erweitert wird.«
    Er holte Luft, um sie zu Wort kommen zu lassen, wurde aber nicht unterbrochen. Es war ganz still am anderen Ende. Er fuhr fort: »Kristoffer ist volljährig. Das bedeutet, dass wir von der Polizei uns nicht an die Angehörigen wenden. Du wirst nicht offiziell informiert, und du wirst weder Forderungen stellen noch sonst etwas für deinen Sohn tun können. Du hast kein Recht, Kristoffer zu besuchen. Allerdings kann es sein, dass dir ein Besuch gestattet wird, wenn du jetzt hierherkommst.«
    Janne Smith atmete schwer. Frølich ließ die Stille eine Weile im Raum hängen, um abzuwarten, was sie sagen würde. Aber es kam kein Wort.
    »Du musst sofort kommen«, wiederholte er, für den Fall, dass sie es noch nicht begriffen hatte.
    Es blieb weiterhin still am anderen Ende.
    Frølich fuhr fort: »Kristoffer wird hier im Polizeipräsidium festgehalten, bis sein Fall morgen vor den Untersuchungsrichter kommt. Dann wird beantragt, dass er vier Wochen in Sicherheitsverwahrung kommt, mit Kontaktsperre. Wenn dem Antrag der Polizei zugestimmt wird, kannst du ihn also vier Wochen nicht sehen - mindestens.«
    Er holte tief Luft. Wartete ein paar Sekunden. Kein Laut.
    »Außerdem muss ich dich noch darauf aufmerksam machen, dass dein Haus gerade von unseren Kriminaltechnikern untersucht wird. Sie werden eine richterliche Verfügung vorweisen, aus der hervorgeht, dass sie dazu angehalten sind, wenn du sie darauf ansprichst. Wenn du bis morgen Vormittag wartest, bis du nach Hause fährst, dann sind sie sicherlich fertig.«
    Er schwieg wieder.
    Wartete.
    Es raschelte, als sie den Hörer auflegte und die Verbindung unterbrach.
    Frølich betrachtete den stummen Hörer.
    »Was hat sie gesagt?«, fragte Gunnarstranda.
    Frølich schaukelte langsam mit dem Stuhl vor und zurück.
    »Na sag schon«, wiederholte Gunnarstranda ungeduldig, »was hat sie gesagt?«
    »Sie kommt gleich hierher. Sie hat gesagt, das Einzige, was in dieser Situation für sie zählt, ist, ihrem Sohn jede nur mögliche Unterstützung zu geben«, antwortete Frølich und stand auf.

47
    Es war die kurze Stunde in der Mitte der Sommernacht, in der es tatsächlich ganz dunkel wurde, als der Wachhabende der Polizeistation Majorstua beschloss, auf den Tipp eines anonymen Anrufers zu reagieren.
    Zwei Beamte, die gerade langsam zwischen den Geschäftsgebäuden in Karenslyst Streife fuhren, bekamen die Order, sich in Richtung Kongsskogen auf Bygdøy aufzumachen.
    Der Streifenwagen raste durch den Kreisverkehr vor Bygdøy . Sie hatten die Straße für sich allein, erhöhten die Geschwindigkeit nach Kongsgården hinauf und fuhren mit hohem Tempo vorbei. Als der Fahrer abbog, streifte das Scheinwerferlicht die verlassenen Häuser des Freilichtmuseums und spiegelte sich in schwarzen Fensterscheiben. Der Fahrer bremste vor den Temposchwellen, und das Fernlicht verlor sich im Dunkel zwischen den Bäumen, fiel wieder auf die Straße und traf auf den gelben Blick einer einsamen Katze, die sich am Wegrand zusammenkauerte.
    »Der Kongsskogen ist ein riesiger Wald«, sagte der Fahrer.
    Der andere antwortete nicht. Alle wussten, dass der Kongsskogen riesig war.
    Der Fahrer bog auf den Parkplatz ein, der ebenso verlassen war wie die Straße, auf der sie gerade gekommen waren. Er hielt am Ende des Platzes und ließ die

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