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Rein Wie Der Tod

Rein Wie Der Tod

Titel: Rein Wie Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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Sie wurde wieder auf den Bauch gerollt. Spuckte. Das linke Bein hing immer noch fest. Das Gewicht seines Körpers drückte das andere Bein an den Boden.
    Dann spürte sie eine Hand zwischen den Beinen, harte Finger mit Nägeln, die kratzten. Sie wand sich wie eine Schlange. Der Schmerz war heftig, und sie schrie, ohne es zu wollen, als er seine Finger in sie hineinpresste. Das Schwein, dachte sie.
    Sie bekam noch mehr Sand in die Augen. Dachte: nicht stillliegen. Wenn er sich bewegt, bekomme ich das Bein frei. Wenn er mehr will, muss er sich bewegen.
    Der Schmerz lähmte Bauch und Unterleib. Aber sie wollte nicht schreien.
    Ich bin stärker, sagte sie zu sich selbst, ich bin besser in Form.
    Sein Gewicht verlagerte sich. Es wurde schwieriger, sich zu winden, härter zu widerstehen.
    »So, ja, so, ja, sooo ...«
    Da. Das Gewicht seines Körpers verschwand. Jetzt oder nie!
    Blitzschnell rollte sie sich auf das Bein, das festsaß. Sammelte alle Kraft, die sie zur Verfügung hatte in dem freien Fuß. Trat zu.
    Daneben.
    Blitzschnell zog sie den Fuß wieder heran.
    Sie sah die Umrisse einer Gestalt, den Körper, der über ihr thronte, groß und nackt.
    Ließ den Fuß hervorschießen.
    Treffer.
    Ihre Hacke traf ihn knallhart im Schritt. Er sank zusammen und fiel vornüber. Sie sah ihn wie in Zeitlupe fallen. Der freie Fuß war wie eine Stahlfeder, zuckte zurück und schoss wieder vor. Traf sein Gesicht auf dem Weg zum Boden. Sein Kopf knickte hart nach hinten und wieder zurück. Es knirschte. Sein Kopf, seine Beine und Arme schlugen fast gleichzeitig auf dem Boden auf. Er blieb liegen, leblos. Ein paar Sekunden lang dachte sie, sie hätte ihn getötet. Nein. Blut und Schleim rannen aus seinem Mund. Sein Kopf bewegte sich. Blut in den Zahnzwischenräumen.
    Er versuchte, auf alle viere zu kommen. Aber das würde nicht passieren. Sie trat wieder und wieder zu. Lag auf der Seite, das eine Bein immer noch gefesselt, während der andere Fuß hart und rhythmisch zutrat, wie eine Motorsense. Als er ganz still lag, begann sie zuzuschlagen. So systematisch, als wäre sie bei der Arbeit. Es war nicht dieser Mann, den sie schlug. Sie hämmerte Schmerzen und Schwäche aus ihrem Körper und ihrem Bewusstsein heraus, strafte sich selbst und ihre eigene Willenlosigkeit. Schließlich schlug sie nicht mehr, um zu strafen, sondern schlug wie ein Schmied auf einen Amboss, um ihr Rückgrat zu stärken. Sein Körper lag leblos auf dem Boden und nahm die Schläge einfach entgegen. Sie schlug so lange, bis sie vollkommen erschöpft war und auf dem Bauch lag und nach Luft schnappte. Bis sie kaum noch die Hand heben konnte.
    Als sie sich ausruhen musste, kamen die Schmerzen. Die Hand tat weh, der Fuß, ihr Unterleib. Sie setzte sich auf. Blutete am Knöchel. Er hatte ihren Fuß mit Stahldraht festgebunden. Sie machte ihn los. Krabbelte über seinen Körper, presste das Ohr an seinen Rücken und horchte. Das Herz schlug. Er atmete. Röchelnd. Sie drehte seinen Kopf zur Seite. Grub in seinem Mund nach der Zunge, bis er frei Luft bekam.
    Sie kroch zu einem Stein, setzte sich darauf und betrachtete das Häuflein von einem Mann, das vor ihr lag.
    Kein Licht zwischen den Bäumen, aber sie hörte das Meer. Sie orientierte sich. Ihre Kleider lagen neben dem Stein. Wo waren seine?
    Er gab klägliche Laute von sich.
    Sie sprang auf. Nein. Er lag ruhig.
    Ihr wurde schwindelig, und sie bekam einen Übelkeitsanfall. Sank auf die Knie, blieb auf allen vieren hocken und schluckte, bis die Übelkeit nachließ. Registrierte, dass die Wunde auf ihrem Handrücken nicht mehr blutete. Sie erinnerte sich an den Schmerz, das Handy, das durch die Luft geflogen war. Er musste dort, wo er sich hingekniet hatte, ein Messer auf dem Boden versteckt gehabt haben. Wo war dieses Messer jetzt?
    Sie holte den Kleiderhaufen zu sich heran und zog sich an. Starrte auf den Ärmel, die Blutflecken. Sie wischte sich mit der Hand unter der Nase entlang. Noch mehr Blut. Sie ignorierte es, durchsuchte seine Taschen, fand die Autoschlüssel und das Messer. Es war klein. Ein offenes Taschenmesser mit blauer Stahlklinge. Sie wog es in ihrer Hand. Legte es schließlich in ihre Bauchtasche.
    Danach krabbelte sie auf allen vieren herum, um ihr Handy zu finden. Es erinnerte an einen flachen Stein. Sie hob es auf. Fünf unbeantwortete Anrufe, alle von Gunnarstranda.
    Sie steckte das Handy in die Tasche und ging zu der Gestalt zurück, die immer noch bewegungslos am Boden lag.
    Sie hob den

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