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Rein Wie Der Tod

Rein Wie Der Tod

Titel: Rein Wie Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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zur Wand rollen, stieg an ihnen vorbei, fand die Kellertreppe und ging hinunter. Unten blieb er stehen und schnupperte. Es roch leicht modrig. Er sah sich um, ließ den Anblick des kleines Flures auf sich wirken. Betonboden. Ein heller Fleck auf dem Beton, wo ein Teppich gelegen hatte.
    Er erkannte zwei Türen. Eine führte in einen riesigen Kellerraum mit schwarzen Wänden, Plakaten mit Vampirmotiven und einem Kreuz, das verkehrt herum hing. Auf einem flachen Tisch brannte eine Kerze auf einem Totenschädel.
    Er hob den Totenschädel hoch und betrachtete ihn. Die Kerze fiel um. Er blies sie aus. Der Schädel wirkte echt. Er klopfte mit einem Finger gegen die Schädeldecke. Na so was, dachte er. Was für ein Hobby!
    Die andere Tür führte in ein Badezimmer. Dort stand eine altmodische weiße Badewanne auf Löwenfüßen, und an der Wand hing ein älteres Waschbecken. Blaue Fliesen auf dem Boden, weiße Fliesen an der Wand.
    Als Frølich hereinkam, kniete Gunnarstranda auf dem Badezimmerboden und versuchte mit seinem Taschenmesser den Abflussdeckel abzunehmen. »Es stimmt, dass er allein zuhause ist«, sagte Frølich. »Was machst du da?«
    »Ich suche«, sagte Gunnarstranda. »Könntest du in die Küche gehen und nachschauen, ob du einen Teller findest?«
    »Einen Teller?«
    »Ja, einen Teller.«
    »Und der Junge?«
    »Einen Teller, Frølich.«
    Frølich ging.
    Gunnarstranda krempelte seinen rechten Ärmel auf und steckte die Hand ein gutes Stück in den Abfluss.
    Frølich war schnell zurück und hatte einen großen weißen Porzellanteller in der Hand.
    Aus dem Abfluss zog Gunnarstranda einen schwarzen, nassen Klumpen Dreck.
    Es stank.
    Frølich rümpfte die Nase und schnitt Grimassen.
    Gunnarstranda grub weiter. Ein neuer Klumpen landete auf dem Teller. Als er die Hand noch einmal hineinsteckte, begegnete er Frølichs Blick und erklärte: »Wenn es Kristoffer war, der ihren Körper mit kochendem Wasser abgespült hat, dann hat er es an einem Ort getan, wo das Wasser ablaufen konnte.«
    Gunnarstranda kam wieder auf die Beine und betrachtete den Fang auf dem Porzellanteller. Er wusch sich die Hände, nahm einen Kugelschreiber aus der Brusttasche und stocherte interessiert damit in dem schwarzen Matsch herum.
    »Bård und die anderen brauchen sicher ein paar Stunden bei dem Psychologen«, sagte Frølich, nur um etwas zu sagen.
    »Wir brauchen Bård nicht«, sagte Gunnarstranda und richtete sich auf. Zwischen Daumen und Zeigefinger hielt er ein winziges Objekt. »Was ist das?«
    »Wie Marilyn so überzeugend singt: Diamonds are a girl's best friend. Das hier ist der Diamant, Frølich. Veronika Undsets vermisster Ohrring.«

45
    Ein glühender Schmerz hinter der Stirn. Sie hatte etwas im Mund, musste sich erbrechen.
    »Lieg still!«
    Sie gehorchte, aber sie brauchte Luft. Hyperventilierte. Bekam nicht genug Sauerstoff. Konzentrierte sich: einatmen, ausatmen, ein, aus, ein. Langsam bekam sie ihren Atem unter Kontrolle. Als das taube Gefühl den Körper verließ, spürte sie, wie seine Hände über ihren Körper tasteten. Es war kein Stoff, den sie im Mund hatte. Es war eine Schwellung, Sand und Blut. Sie spuckte aus, öffnete die Augen. Versuchte, die Beine unter sich zu ziehen.
    Erst jetzt merkte sie, dass sie nichts mehr am Körper hatte. Er hatte ihr den Jogginganzug ausgezogen.
    »Augen zu!«
    Sie drehte sich in die Richtung, aus der die Stimme kam.
    »Augen zu, hab ich gesagt!«
    Der Schmerz knisterte, als der Schlag sie traf. Sie fiel wieder auf die Seite. Spürte kaum, dass er trat, stöhnte nur, als alle Luft aus ihrem Körper gepresst wurde. Der Bauch und die Seite wurden taub.
    Einatmen ... aus ... ein ... aus.
    Sie rollte sich auf den Bauch und versuchte wieder, aufzustehen.
    »Hörst du so schlecht? Augen zu!«
    Dieses Mal schaffte sie es nicht, sich zu kontrollieren, und schrie vor Schmerz auf. Es brannte auf ihrem Rücken. Womit schlägt er?
    »Halt die Schnauze, lieg still und mach die Augen zu.«
    Ihr linkes Bein war eingeklemmt.
    Sie zog an dem Bein. Metall am Knöchel. Er war dabei, sie zu fesseln. Das sollte ihm nicht gelingen.
    »Glaubst du, ich hab dir deine Opfer-Geschichte abgekauft? Glaubst du, ich weiß nicht, wer du bist? Es ist ein Foto von dir in der Zeitung, Mädchen! Willkommen in der Wirklichkeit, Lena. Jetzt darfst du mit dem bösesten Jungen der Klasse spielen. Augen zu, hab ich gesagt!«
    Für ein paar Sekunden war sie besinnungslos. Als sie zu sich kam, war ihr Mund wieder voller Blut.

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