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Rein Wie Der Tod

Rein Wie Der Tod

Titel: Rein Wie Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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Scheinwerfer an. Die Lichtkegel trafen ein paar Baumstämme und wurden langsam fahler, je weiter sie in den Wald hineinfielen. Schweigend saßen die beiden da und sahen in die Dunkelheit hinaus. Schließlich durchbrach der Fahrer die Stille.
    »Ich sehe niemanden, kein Auto, keinen Menschen.«
    Der andere antwortete nicht. Es war nicht nötig. Er sah auch nichts.
    Der Fahrer berichtete über Funk, dass sie offenbar auf einen falschen Alarm reagiert hatten.
    »Sitzt ihr im Auto?«, fragte der Wachhabende.
    Die beiden sahen sich an. Der Fahrer bejahte.
    »Dann steigt aus! Sucht!«
    Als der Fahrer die Tür öffnete, ging die Deckenlampe an. Sie konnten ihr Spiegelbild in der Windschutzscheibe sehen.
    Beide zögerten. Doch schließlich griff jeder nach seiner Taschenlampe, und sie stiegen aus. Sie waren Trainingskameraden. Beide hassten es, zu verlieren, wenn sie gegeneinander konkurrierten, ob es nun beim Skilaufen, Schwimmen oder Squash war. Keiner von beiden wollte dem anderen gegenüber seine Ängstlichkeit oder Zurückhaltung verraten. Keiner wollte dem unbehaglichen Gefühl Worte verleihen, dass sie verspürten, als sie in die Dunkelheit hineingingen. Deshalb schritten sie schweigend aber schnell durch das Gras, jeder mit einer brennenden Taschenlampe in der Hand, in einem Abstand von dreißig Metern.
    Zwei Lichtkegel strahlten zwischen die Bäume. Keiner der beiden Polizisten sprach ein Wort. Das hier war verdammt noch mal ein normaler Arbeitseinsatz. Es war Routine.
    Der Fahrer warf einen Blick nach rechts, als der Taschenlampenschein des Freundes innehielt. Er blieb ebenfalls stehen. Lauschte. Hörte nichts. Er sagte: »Steffen, was ist los?«
    Keine Antwort.
    In dem Moment erlosch die Taschenlampe des Freundes.
    Der Fahrer richtete seinen Lichtstrahl auf den Punkt, wo er zuletzt das Licht gesehen hatte. Der Strahl huschte nur über Büsche und Baumstämme.
    Plötzlich lief es ihm kalt den Rücken hinunter. Sein Magen krampfte sich zusammen. Er atmete mit offenem Mund und zwang sich zu gehen, sich auf den Ort zuzubewegen, an dem sich sein Freund befinden musste.
    Der Lichtkegel pendelte im Takt seiner Schritte hin und her. Zum Boden, zum Himmel, zum Boden, zum Himmel. Er blieb stehen, drehte sich um hundertachtzig Grad, den Lichtstrahl in rechtem Winkel vor dem Körper. Da streifte der Lichtstrahl ein Gesicht. »Bist du das?«, rief er und ließ das Licht flackern, um das Gesicht wiederzufinden. Aber dort war niemand. Was zum Teufel ist hier los?
    »Steffen!«, brüllte er.
    »Still! Mach deine Lampe aus!«
    Es war Steffens Stimme, aber sie kam von irgendwo hinter ihm.
    Der Fahrer knipste die Taschenlampe aus und erkannte die Silhouette des Kollegen in der Dunkelheit und hörte ihn flüstern: »Ich habe jemanden gesehen.«
    »Wo?«
    »Da hinten.« Er blinkte mit der Taschenlampe die schwarzen Bäume an.
    »Nein«, flüsterte der andere. »Das Geräusch kam von da.« Steffen ließ seine Lampe in eine andere Richtung aufblitzen. »Sei still und hör hin!«
    Da hörte der Fahrer Schritte, die sich entfernten.
    Er schaltete die Lampe wieder ein.
    Ein Schatten bewegte sich zwischen den Bäumen.
    »Stehen bleiben!«, brüllte er und setzte sich in Bewegung.
    Er begann zu laufen. Der Lichtstrahl flackerte über den Boden, streifte den Wald und zuckte hinauf in den Himmel. Er lief schneller. Konnte hören, wie jemand nach Atem rang. Hörte dessen Schritte, dazwischen das Geräusch seiner eigenen Schritte. Näher, näher ...
    In dem Moment verfing sich sein Fuß in etwas. Er fiel, die Schulter traf den Boden, und er rollte zweimal herum, bevor sein Kopf hart aufschlug und die Luft aus seinen Lungen gepresst wurde. Aber er spürte es nicht. Das Einzige, woran er dachte, war die Taschenlampe. Er hatte sie verloren. Er hatte das Licht schweben sehen, bevor die Lampe auf den Boden getroffen war und durch das Gras rollte. Dort lag sie jetzt und beleuchtete ein Dreieck aus Gras wenige Meter von ihm entfernt.
    Er krabbelte auf allen vieren. Griff nach der Lampe. In dem Moment stieg sie in die Luft. Jemand hob sie auf und schaltete sie aus.
    Alles wurde schwarz. Er sagte: »Geben Sie mir meine Taschenlampe.«
    Er bekam keine Antwort. Im selben Moment wurde er vom Licht seiner Lampe geblendet. Da schrie er: »Weg mit dem Licht!«
    Das Licht erlosch.
    Der Fahrer hielt die Luft an. Es war ganz still. Kein Laut war zu hören. »Steffen!«, schrie er. »Hier!«
    »Wo«, fragte Steffens vertraute Stimme. Doch sie kam von weiter hinter

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