Rein Wie Der Tod
etwas anderes.«
Sie hielt fragend den Kopf schief.
»Regine Haraldsen.«
Sie sagte nichts. Ging zum Schreibtisch. Fingerte am Telefon herum, drückte eine Taste und las auf dem Display.
»Hat er angerufen?«, fragte Frølich.
Sie sah auf. »Hm?«
»Egal. Sie sahen nur gerade so aus, als hätten Sie auf einen Anruf gewartet.«
Sie setzte sich gerade hin. »Also, Regine Haraldsen«, sagte sie und lächelte entwaffnend. »Hätten Sie mich auch gefragt, wenn sie nicht eine meiner Kundinnen wäre?«
»Bei ihr ist eingebrochen worden.«
Veronika lächelte nicht mehr. »Oh! Erzählen Sie.«
Frølich ließ sich Zeit. Lehnte sich an die Wand. »Wir sollten unsere Rollen jetzt mal richtig spielen«, sagte er und versuchte, nicht zu kühl oder arrogant zu wirken. »Ich bin hier der Polizist. Also müssen schon Sie mir was erzählen.«
Sie senkte den Blick. »Aber ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
Die Stille wurde unangenehm. Sie fragte: »Was ist mit Regine? Sie ist doch hoffentlich nicht verletzt?«
»Physiologisch betrachtet unverletzt. Sie war nicht zuhause, als es passierte. Sie hat das Wochenende bei ihrem Sohn in Fredrikstad verbracht. Aber als sie zurückkam, war das Haus leer wie eine Eierschale. Sie verstehen sicher, dass sie völlig verzweifelt ist.«
»Ich sollte sie vielleicht anrufen«, sagte sie.
»Kennen Sie diese Kundin gut?«
Veronika schüttelte den Kopf.
»Überlegen Sie erst, bevor Sie anrufen. Diese Frau hat ein langes Leben hinter sich und hart gearbeitet und gespart. Sie hat alles verloren. Fremde sind in ihr Haus eingedrungen und haben sich bedient. Der Schock nach einem solchen Übergriff ist für jeden Menschen schon schlimm genug. Aber sie hat zudem auch noch all ihren Besitz verloren, alles, was sie in vierundachtzig Jahren angesammelt hat, Dinge, die sie ihren Kindern vererben wollte.«
Sie sahen sich einen Moment lang stumm an. Ihr Blick hatte etwas trotzig nach innen Gekehrtes. Das Gesicht mit den reinen, klassischen Zügen wirkte plötzlich starr und maskenhaft.
»Regina Haraldsen ist alt, aber nicht dumm«, fuhr Frølich fort. »Weder sie noch die Polizei glauben an einen Zufall, dass die Diebe ausgerechnet letzte Nacht zuschlugen. Die Täter müssen von ihrer Abwesenheit gewusst haben und dass das Haus einen Besuch lohnte.«
»Ja und?«, sagte sie hart.
»Was und?«
»Was wollen Sie mir eigentlich damit sagen?«
»Regine Haraldsens Bekanntenkreis ist verschwindend klein. Sie wird nicht zuhause gepflegt ...«
»Sie glauben, dass jemand von meinen Leuten beteiligt ist?«
Er schüttelte den Kopf.
Veronika hob die Hände und lächelte wie eine Blondine in einer Highschool-Komödie: »Glauben Sie, ich habe was damit zu tun? Ich kann es Ihnen direkt sagen; ich habe gar nichts damit zu tun. Aber natürlich werde ich untersuchen, wer meiner Angestellten bei Regine gewesen ist. Sie können mit ihnen sprechen. Sie bekommen die Telefonnummern von allen, die für die Firma tätig sind. Ich kann solche Gerüchte nicht gebrauchen.«
»Lassen Sie mich ganz offen sein«, antwortete Frølich. »Wenn wir keinen Zusammenhang zu anderen Fällen sähen, würde die Polizei nicht ihre Ressourcen darauf verwenden, diesen Fall so gründlich zu untersuchen. Diese Leute waren keine Junkies auf der Jagd nach Geld und Dope. Die Täter haben gearbeitet wie eine Umzugsfirma. Sie wussten, dass die Frau am Wochenende verreist war. Sie haben ihre Leute schon vorher ins Haus geschickt, Leute, die sorgfältig notiert haben, was für Wertgegenstände es dort gab. Die Einbrecher haben nichts zerstört. Sie haben nicht wie die Vandalen gehaust und nach Sachen gesucht. Die Polizei hat einen sicheren Verdacht, wer dahintersteckt - Ihr alter Freund Kadir Zahid. Obwohl Ihnen die ganze Zeit klar war, warum ich hier bin, komme ich nun endlich zur Sache: Wir glauben jetzt zu wissen, warum Sie Kadir Zahid in der Nacht zum Samstag besucht haben. Wir glauben, dass Sie in diesem Fall der Missing Link sind. Nicht nur, weil ihr Haushaltshilfedienst bei Frau Haraldsen tätig war.« Er schwenkte seinen Notizblock. »In ganzen vier von sechs Fällen, die diesem hier ähneln, hat Ihre Firma Haushaltshilfedienste in den Häusern organisiert, in die eingebrochen wurde. Das ist eine Trefferquote von fast siebzig Prozent!«
Veronika setzte sich auf den Drehstuhl und sah abwesend aus dem Fenster.
Frølich schob ihr den Block hin. »Sind Sie gar nicht neugierig, wie es Ihren Kunden geht?«
Sie betrachtete den
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