Rein Wie Der Tod

ich. Das andere war von dem aufdringlichen Typen. Es war wenige Minuten nach unserem geschossen worden.«
    Karl Anders Fransgård schüttelte den Kopf und hob die Hände. »Erst behauptet sie, dass sie keine Ahnung hat, wovon ich rede, als ich von dem Typen spreche. Und dann sieht sie ein Foto von ihm am Kiosk in Tusenfryd, kauft es, ohne mir etwas zu sagen, und versteckt es in ihrer Tasche?«
    Er schwieg.
    »Haben Sie sie zur Rede gestellt?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Es war ein Schock, auf diese Weise eine Lüge ins Gesicht geschleudert zu bekommen. Eine Ohrfeige ist nichts dagegen. Außerdem wollte ich keine Szene machen, weil die beiden Mädchen dabei waren. Und später - habe ich mich nicht getraut - oder - jedenfalls hab ich nichts gesagt. Ich weiß nicht, warum. Aber ich habe seit damals hundert Mal daran gedacht.«
    Fransgård saß mit geschlossenen Augen da. Eine Art selbst anklagender Pose, dachte Gunnarstranda und fragte: »Warum erzählen Sie mir das?«
    »Ich glaube, dieser Mann hat sie getötet.«
    »Dieser Mann? Dessen Namen Sie nicht wissen?«
    Fransgård nickte.
    »Wie sieht dieser Mann aus?«
    Fransgård dachte nach, bevor er antwortete: »Ganz gewöhnlich, zwischen vierzig und fünfzig, dünnes Haar, etwas lockig an der Stirn, sonst ein ganz gewöhnlicher Mann.«
    »Ethnisch Norweger?«
    »Ja.«
    »Und das ist alles, was Sie wissen?«
    Fransgård nickte. »Er wohnt bestimmt nicht so weit von ihr entfernt, weil ich ihn immerhin zwei Mal direkt vor ihrer Tür getroffen habe. Ich tippe, er wohnt auch da, gleich in der Nähe.«
    »Und Veronika hatte ein Foto von diesem Mann, aufgenommen im Freizeitpark Tusenfryd?«
    »Glauben Sie mir nicht?«
    Gunnarstranda antwortete nicht, sondern fragte stattdessen: »Wissen Sie, wo sie war oder wohin sie an dem Abend wollte, als sie ermordet wurde?«
    »Nein.«
    »Sie hat nichts darüber gesagt?«
    Fransgård schüttelte den Kopf.
    »Kein kleiner Hinweis?«
    »Nein.«
    »Nichts, was sie gewöhnlich montags tat oder irgendein Anhaltspunkt, was sie an diesem Tag vorhatte?«
    »Keine Ahnung.«
    »Und Sie haben auch keinen Verdacht?«
    Fransgård sah zu ihm hinüber, ohne etwas zu sagen.
    Stille breitete sich im Wagen aus. Das Dröhnen von draußen drang durch das Fenster herein. Fransgård sah auf die Uhr. Er räusperte sich und wollte etwas sagen, aber Gunnarstranda kam ihm zuvor:
    »Sie haben gesagt, Sie seien diesem aufdringlichen Typen hinterhergelaufen - wann war das?«
    »Das war an einem Mittwoch. Vor ein paar Wochen.«
    »Sie erinnern sich, dass es ein Mittwoch war, aber nicht, wie lange es her ist?«
    »Ich war immer mittwochs bei ihr. Das war eine feste Verabredung.«
    »Sie sagen, er verschwand?«
    Fransgård nickte.
    »Können Sie das etwas genauer beschreiben?«
    »Was meinen Sie?«
    »Wie ist er verschwunden?«
    »Ich habe aufgegeben, bin nicht weiter hinterhergelaufen.«
    »Er war ein guter Sprinter?«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    Gunnarstranda holte tief Luft und zählte im Stillen rückwärts. Er wollte eine Rakete abfeuern, und da passte ein Count-down gut: »Ist es nicht naheliegend, worauf ich hinauswill? Sie reden eine Menge Scheiße, und das wissen Sie selbst.«
    Fransgård zuckte zusammen. Er presste die Schulter gegen die Tür und sah den Polizisten mit weit aufgerissenen Augen an. »Was?«
    »Null«, murmelte Gunnarstranda leise. Laut sagte er: »Frølich zufolge behaupten Sie, dass Sie an dem Abend, als Veronika ermordet wurde, mit Janne Smith zusammen gewesen sind, stimmt das?«
    Fransgård fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn. Er klang angestrengt, als er schließlich ruhig sagte: »Das stimmt.«
    »Janne Smith behauptet, dass es nicht stimmt. Was sagen Sie dazu?«
    Fransgård betrachtete Gunnarstranda wie aus weiter Ferne. »Dazu habe ich nichts zu sagen.«
    »Möchten Sie Ihre Aussage revidieren?«
    Fransgård drehte den Kopf und sah leer vor sich hin, als habe er die Frage nicht gehört.
    »Wo Sie sich befanden und was Sie taten, als Veronika ermordet wurde«, wiederholte Gunnarstranda, »möchten Sie Ihre diesbezügliche Aussage revidieren?«
    Fransgård schluckte und schüttelte den Kopf. Er wich Gunnarstrandas Blick aus.
    »Kann ich Ihr Kopfschütteln so deuten, dass Sie Ihre Aussage nicht revidieren wollen? Sie behaupten nach wie vor, dass Sie Montagabend mit Janne Smith zusammen waren und sich nicht in Veronikas Nähe befanden?«
    » Ja .«
    Gunnarstranda drehte den Zündschlüssel herum, legte den Gang ein und