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Rein Wie Der Tod

Rein Wie Der Tod

Titel: Rein Wie Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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Block rechts, dritte Etage, dritter Balkon von rechts. Der mit der Spirea im Blumenkasten.«
    Ein Auto kam den Hügel heruntergefahren. Bremste ab, fuhr an ihnen vorbei. Lena winkte.
    »Wer war das?«
    »Ein Nachbar«, log sie. Sie hatte keine Ahnung, wer in dem Auto gesessen hatte.
    »Springen Sie rein«, wiederholte er.
    Sie stand still und wartete.
    Er leckte sich noch einmal die Lippen. Verzog sie zu einem Lächeln, das kein Lächeln war, sondern eine Grimasse. »Ich will nur ein bisschen mit Ihnen reden.«
    Ein paar lange Sekunden herrschte Schweigen.
    »Und warum?«, fragte sie.
    Die Haut auf seinen schmalen Lippen war spröde und aufgesprungen. »Lena, tun Sie, was ich Ihnen sage.«
    Sie betrachtete die schwarze Schurkensonnenbrille, suchte nach seinen Augen, ohne sie zu finden. Plötzlich beugte er sich über den Sitz und öffnete die Beifahrertür. Da stieg sie ein.

41
    Es war schon fast sechs Uhr abends. Gunnarstranda hatte die Beine auf den Schreibtisch gelegt und öffnete gerade eine neue Packung Nikotinkaugummi, als das Telefon klingelte. Es war Schwenke.
    »Gratuliere, Gunnarstranda.«
    Gunnarstranda steckte sich ein Kaugummi in den Mund und drückte es wie eine Prise Kautabak ans Zahnfleisch. Er führte die Bewegung ganz automatisch aus, während er darüber nachdachte, was Schwenkes Worte bedeuteten. Dies war der Beginn einer neuen und strapaziösen Phase der Ermittlungen.
    »Die Probe«, fuhr Schwenke fort, »die Haarprobe, die Sie geschickt haben, stimmt überein.«
    »Mit Almeli?«
    »Nein. Almelis Mörder ist noch immer unbekannt. Die DNA stimmt mit der aus dem Fall in Senja überein. Der Mann, von dem die Haare stammen, hat seinen Samen zwischen Signe Herrings weiße Schenkel gepumpt, bevor er sie umgebracht hat. Was für ein Typ ist das?«
    »Ein Psychologe«, sagte Gunnarstranda. »Das Mädchen war seine Patientin. Irgendetwas Sexuelles in der Behandlung muss es ausgelöst haben.«
    »Und Veronika Undset?«
    »Sie war auch seine Patientin«, sagte Gunnarstranda steif.
    Schwenke stieß einen vielsagenden Pfiff aus.
    Gunnarstranda dachte daran, wer die Probe abgegeben hatte, und hatte es plötzlich eilig, das Gespräch zu beenden.
    »Wenn ich Sie wäre, würde ich versuchen, mir die Krankenakte von Signe Herring anzusehen«, sagte Schwenke. »Beim Verhör sollten Sie in die Vergangenheit des Mannes gehen. Irgendetwas muss ihn ja angetriggert und zu der Tat getrieben haben.«
    Mit mühsam erkämpfter Ruhe sagte Gunnarstranda: »Danke, vielen Dank, und besonders, weil Sie sich Zeit genommen und so schnell gearbeitet haben.«
    »Jetzt schulden Sie mir einen Gefallen«, sagte Schwenke jovial.
    »Schreiben Sie ihn auf die Liste«, gab Gunnarstranda zurück und legte den Hörer auf.
    Er hob ihn sofort wieder ab und rief Lena zuhause an.
    Keine Antwort.
    Er holte sein Handy aus der Tasche, wo er ihre Handynummer gespeichert hatte. Es klingelte, aber sie ging nicht dran.
    Er stand auf und eilte über den Flur in den Pausenraum, wo Yttergjerde in eine Autozeitschrift vertieft saß.
    »Lena?«
    »Arbeitet heute zuhause, glaub ich. Das hat sie jedenfalls gesagt, als sie ging.«
    »Frølich gesehen?«
    Yttergjerde schüttelte den Kopf. »Wieso?«
    »Eine Festnahme.«
    Yttergjerde sprang von seinem Stuhl auf. »Wer?«
    »Der Psychologe«, sagte Gunnarstranda kurz.

42
    Drei Stunden lange authentische Videoaufzeichnungen von Vergewaltigungen und Misshandlungen lieferten das Beweismaterial. Es war von den Tätern selbst verfertigt worden. Frølich hatte außerdem die Aussage des Opfers. Sobald Mattis Langeland mit den Beweisen konfrontiert wurde, gestand er zwar die Freiheitsberaubung, nicht aber Körperverletzung und Vergewaltigung ein. Seine Anwältin, eine dunkelhaarige Frau Mitte vierzig, wollte verhandeln. Sie preschte sehr hart vor und bot zwei mögliche Vorgehensweisen an. Entweder sie würden behaupten, Rosalind habe freiwillig mit Mattis Sex gehabt, was viele lange Runden durch den Rechtsapparat bedeuten würde - oder das volle Geständnis und die ganze Packung. Sie wollte Strafminderung erwirken und faselte etwas von einer unrechtmäßigen Form der Verhaftung - wahrscheinlich um Frølich weichzukochen. Frølich überhörte die Andeutungen und überließ das Dreckige-Wäsche-Waschen Rindal und den Polizeijuristen.
    Rosalind M'Taya war aus dem Universitätskrankenhaus entlassen worden. Die Studenten der Sommeruniversität hatten eine Hilfsgruppe gebildet mit einer Repräsentantin, die sich der

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