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Rein Wie Der Tod

Rein Wie Der Tod

Titel: Rein Wie Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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Frølich.
    Abid sah ihn an.
    »Ich kenne ihn«, sagte Frølich. »Was hat er gemacht?«
    »Verkauft Kokain in Lokalen wie diesem - Mono, Cosmopolite ...«
    Die Gestalt näherte sich. Ein spindeldürrer Junge trat ins Licht der tief stehenden Sonne. Er war schwarz gekleidet, in Lederjacke und Jeans, hatte lange, schwarz gefärbte Haare und einen kleinen Kinnbart. Es war der Sohn von Janne Smith - Kristoffer.
    Abid wollte die Tür öffnen, aber Frølich hielt ihn zurück. »Lass ihn gehen, please.«
    Abid riss sich mit verärgerter Miene los.
    »Bitte!«, insistierte Frølich.
    Der Junge ging an ihnen vorbei, und Frølich folgte der Gestalt mit den Blicken. Beide sahen zu, wie er um die Ecke bog und in der Møllergate verschwand.
    Abid war sauer. »Jetzt brauchst du aber eine verdammt gute Erklärung, Frank.«
    »Die hab ich.«
    Frølich holte sein Handy heraus. Bevor er die Nummer seines Chefs gewählt hatte, rief dieser ihn schon an.
    »Wo bist du?«
    »Im Zentrum«, sagte Frølich. »Youngstorget. Ich denke, ich kann dir einen kleinen Durchbruch in den Ermittlungen melden. Vielleicht solltest du aufsatteln und mich irgendwo treffen.«
    »Der Psychologe hat Signe Herring ermordet«, gab Gunnarstranda zurück. »Die DNA stimmt überein. Aber Erik Valeur ist nicht zuhause. Wenn er Veronika ermordet hat, könnte das in seiner Praxis passiert sein - in der Hortengata. Wir treffen uns dort.«

43
    Die tief stehende Abendsonne wärmte nicht mehr. Sporadische Windstöße nahmen die Hitze mit, die vorher drückend gewesen war. Kinderlachen drang zu ihr herüber und übertönte die leisen rhythmischen Geräusche der Wellen, die den Strand hinaufleckten. Der Wind spielte in ihrem Haar. Lena sammelte ein Paar Locken mit einer Hand und versuchte, sie hinters Ohr zu stecken.
    »Ich weiß, was Sie denken«, sagte er.
    Sie antwortete nicht. Niemand konnte wissen, was sie dachte.
    »Sie fragen sich, warum ich Sie privat aufsuche«, sagte er.
    Sie sah zu ihm auf, immer noch stumm. Sie gingen langsam weiter. Leichte Wellenschläge rollten über nassen Sand, der heller wurde, wenn das Wasser sich wieder zurückzog. Die Felsen waren fast nackt. Marmorierungen schlängelten sich malerisch durch den Stein.
    »Was Sie über Ihren Freund und die Beziehung gesagt haben, die Sie beenden wollen, hat etwas mit mir gemacht«, sagte er.
    Sie schlüpfte aus ihren Joggingschuhen und nahm sie in die Hand. Ihre Füße drückten weiche Spuren in den Sand.
    Er blieb stehen.
    Sie auch.
    Sofort nahm er die Sonnenbrille ab. »Ich musste die ganze Zeit an Sie denken, Lena.«
    Als sie seinem Blick begegnete, fühlte sie sich sofort sehr nackt.
    Sie schluckte und überlegte genau, was sie sagte. »Warum sagen Sie das?«
    Valeur senkte den Blick und lächelte. »Ich kenne das auch. Ich habe einmal jemanden geschlagen, den ich geliebt habe. Das war grauenhaft. Es ist mir noch nie so schlecht gegangen wie in der Zeit danach, aber ich habe auch etwas gelernt.«
    Er ging wieder weiter, sagte nichts mehr. Sie hielt zwei Schritte Abstand, beobachtete seine massive Gestalt, die völlig in eigene Gedanken versunken schien.
    Plötzlich blieb er wieder stehen, drehte sich um und sagte mit eiskalter Stimme: »Was machen Sie da?«
    »Ich?«
    »Ich will Sie da nicht hinter mir rumtanzen haben.«
    Sie begegnete dem kalten Blick und schlug die Augen nieder. Ließ ihren Blick weiterwandern. Der Mann war außer sich, das war klar. Aber hier waren Menschen in der Nähe, also hatte sie nichts zu befürchten, vorläufig. Trotzdem musste er beruhigt werden. Nur hatte sie keine Ahnung, wie, und wählte Schweigen als Strategie. Ihr Blick blieb an einem Flugzeug hängen, das still am Himmel dahinglitt. Ob es gerade gestartet war oder zur Landung ansetzte, war aus diesem Winkel nicht zu erkennen.
    »Ich möchte, dass Sie das verstehen«, begann Valeur mit milderer Stimme. Er stand jetzt ganz nah vor ihr.
    Instinktiv wollte sie zurückweichen, zwang sich aber, still stehen zu bleiben.
    »Ich habe begriffen, dass ich mich selbst vernachlässigt hatte«, fuhr er fort. »Ja, das klingt merkwürdig, ich weiß. Ich schlage einen Menschen, den ich liebe - und denke, dass ich mich selbst vernachlässigt habe. Aber das waren Gefühle, die ich nicht kontrollieren konnte, Lena. Ich hatte die Therapie vernachlässigt, hatte versäumt, in mich selbst hinabzutauchen - meine Spannungen, meine Gefühle, meine Verletzungen zu analysieren.«
    Lena betrachtete seine trockenen Lippen, während er

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