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Rein Wie Der Tod

Rein Wie Der Tod

Titel: Rein Wie Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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erschrecken ließ, war die Wut, die ich fast nicht kontrollieren konnte, der Wunsch, Ragnhild zu bestrafen. Also, ich habe in meiner Therapie lange daran gearbeitet. Es war natürlich eine Projektion. Ragnhilds Verrat war eine Wiederholung des Verrats meiner Mutter an mir.«
    Als er schwieg, wurde es ganz still.
    Lena sah sich um. Sie waren ganz allein im Wald. Graue und weiße Baumstämme dämpften alle Geräusche. Die Reste des Sonnenlichts fielen in feinen Streifen durch das Laub. Weit weg, zwischen den Bäumen, sah sie das Meer und dahinter einen dunklen Hügel, wo die Sonne sich in Fensterscheiben spiegelte wie Sternenglanz - als wäre ein Stück des Himmels auf die Erde hinuntergefallen.
    »Komm her, Lena! Komm!«
    Sie zog sich von der knienden Gestalt zurück.
    Im selben Moment stand er aufrecht da und schrie: »Was machst du da?«
    Er stürzte sich auf sie.
    Sie warf sich herum, um zu fliehen.
    In der nächsten Sekunde sah sie ihr Handy durch die Luft fliegen und schrie vor Schmerz auf.
    Fasste sich an die Hand.
    Ein weißer Riss über dem Handrücken. Ein Streifen, der sich rötete. Er hat ein Messer, konnte sie gerade noch denken, bevor ihr Kopf auf dem Boden aufschlug.
    Dann drückte er ihr etwas auf das Gesicht. Sie wollte sich losreißen, aber ihr Körper gehorchte ihr nicht.
    Seine Stimme war plötzlich weit weg.
    »Hier bestimme ich! Verstehst du! Du hast mir zu gehorchen!«

44
    Gunnarstranda saß im Auto und wartete auf Frølich und die anderen. Mit geschlossenen Augen lauschte er Bobby Darins Fly Me to the Moon. Ihm gefiel Bobby Darins Version, Tove bevorzugte Sinatras. Sie erlaubte sich sogar, die beiden miteinander zu vergleichen, hatte nie begriffen, dass Darin und Sinatra zwei Planeten auf unterschiedlichen Umlaufbahnen waren. Einen Planeten zu mögen musste nicht bedeuten, dass man den anderen nicht mochte. Gunnarstranda gefielen beide Versionen, aber nur Bobby Darins Stimme und sein Drive konnten ihn in einen Zustand vollkommener Zeitlosigkeit und absoluter Ruhe versetzen. Sein Bewusstsein wogte mit den Tönen, als folge er der Melodie in einen schwerelosen Zustand.
    Gunnarstranda saß mit geschlossenen Augen und zuckte zusammen, als der Schlüsseldienst an die Scheibe klopfte.
* * *
    Als Frølich in die Hortengata einbog, betraten gerade zwei Kriminaltechniker das Haus.
    Er eilte die Treppen hinauf. Eine Tür im zweiten Stock stand offen.
    Das Wartezimmer war klein - und ungewöhnlich. Die Einrichtung war kostspielig gewesen. Zwei riesige Ohrensessel links und rechts von einem flachen Tisch mit runder Platte und krummen Beinen. Sicherlich antik. Frølich musste einfach in einem der Sessel Probe sitzen. Versank voller Wohlbehagen darin. Wenn man den Rücken nach hinten drückte, schob sich automatisch eine Fußstütze unter dem Sitz hervor. Er konnte der Versuchung nicht widerstehen, die Fußstütze auszuprobieren, und hob beide Füße. Wunderbar. Er hatte sich schon immer einen solchen Sessel gewünscht. Musste daran denken, den Psychologen zu fragen, wo er ihn gekauft hatte.
    Auf dem kleinen Tisch lagen Zeitschriften: Mental Health und ein Stapel abgegriffener Comic-Hefte aus den siebziger und achtziger Jahren: Asterix, Lucky Luke, Spirou. Frølichs Favorit unter ihnen war Spirou. Er liebte die Unvorhersehbarkeit des Tieres mit dem langen Schwanz.
    Gunnarstranda steckte den Kopf durch die Tür. »Was machst du denn da?«
    Frølich ließ das Comic-Heft fallen, als hätte er sich verbrannt, stellte die Füße wieder auf den Boden und stand schuldbewusst auf.
    Valeurs Praxis bestand außerdem aus einer kleinen Küche, einer noch kleineren Toilette und einem großen Raum mit einem Sofa, dem gegenüber ein weiterer Relaxsessel stand. Weiter nichts, kein Computer, kein Schreibtisch. Frølich ging in die kleine Küche.
    Als Gunnarstranda einen Anruf bekam, drehte Frølich sich um und entdeckte in einer Ecke einen Aktenschrank für Hängeregister. Vier Schubladen. Er steuerte auf den Schrank zu. Die unterste Schublade war leer. Die darüber ebenfalls. Die beiden oberen waren voller Akten.
    »Überlass das uns«, sagte der Kriminaltechniker und sah zu Frølich auf.
    Frølich überhörte ihn. Stattdessen blätterte er durch die Akten, fand nicht, wonach er suchte, und öffnete die nächste Schublade.
    Gunnarstranda steckte das Handy in die Tasche. »Yttergjerde und die anderen beobachten die Wohnung beim Bærum Verk. Valeur hat sich noch nicht gezeigt.«
    Frølich antwortete nicht.
    »Aber etwas

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