Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Reinen Herzens

Reinen Herzens

Titel: Reinen Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
Vom Netzwerk:
…«
    »Verzeihen Sie«, unterbrach er sie lächelnd, »ich habe vorhin ganz vergessen, mich vorzustellen …«
    »Ah, Sie sind also tatsächlich gekommen, Larissa«, ertönte in diesem Moment eine ihr bekannte Stimme.
    Sie wandte erschrocken den Kopf. Neben ihnen stand John Ketchum und grinste breit. »Und Sie haben schon Anschluss gefunden, wie ich sehe. Ja, diese Kurschatten … ts, ts, ts.«
    »Himmel, haben Sie mich erschreckt!« Sie löste sich halb aus den Armen ihres Tanzpartners. »Äh, John das ist …« Sie sah ihn ratlos an.
    Er drückte leicht ihre Schulter, um die er seinen Arm gelegt hatte. »… Martin Trojan«, vervollständigte er ihren Satz.
    Larissa stellte John vor. »Wollen Sie sich zu uns setzen?«, fragte sie aus reiner Höflichkeit. Ihre Gedanken kreisten um ihre vermeintliche Entdeckung. Hatte sie sich das nur eingebildet? Sie warf Trojan einen fragenden Blick zu. Er reagierte nicht, lächelte nur. Wie eine verdammte Sphinx. War sie übergeschnappt oder nur betrunken? Vermutlich sowohl als auch, dachte sie eher amüsiert als irritiert.
    »Gern, aber ich bin nicht alleine hier. Ich habe den Förster mitgebracht. Aber vielleicht stören wir ja …« Er grinste anzüglich.
    »Gustav Mottl?«, fragte Trojan interessiert. »Mit dem wollte ich auch sprechen. Kommen Sie ruhig zu uns.«
    John ging den Förster holen, der an der Bar mit der jungen Kellnerin schwatzte.
    »Ich verstehe nicht …«, begann Larissa an Trojan gewandt, »Sie sind doch …« Halt, dachte sie, wollte sie das wirklich wissen? War dieses Spiel mit einem aufregenden Fremden nicht viel interessanter? Sie hatte doch ein Abenteuer gewollt – also nicht verderben.
    »Martin Trojan«, erwiderte er nachdrücklich, aber lächelnd und fügte hinzu: »Der Tod ist ein Traum, aus dem man als Fremder erwacht.«
    Sie grinste breit. »Ich verstehe … natürlich. Martin Trojan. Ein hübscher Name. Und so passend.« Sie kicherte. Himmel, war das Leben aufregend!

31
    Vzpomínka z dětství. Přede mnou mez, stoupající terén.
Strach se tyčí v krajině jako stromy.
    Ein Bild aus der Kindheit.
Vor mir ein Feldrain, ansteigendes Gelände.
Die Angst steht in der Landschaft wie die Bäume.
    Agáta Abrhámová fühlte sich, als spazierte sie durch einen Märchenwald. Die frische Luft tat ihr gut, und die bezaubernde, verschneite Landschaft streichelte ihre Seele. Seit Ewigkeiten war sie nicht mehr in einem Wald gewesen. Zuletzt – sie überlegte, ach, vor mehr Jahren, als sie zählen wollte, in einem anderen Jahrhundert. Die Bilder, die vor ihrem geistigen Auge auftauchten aus der fernen Vergangenheit, Bilder von Schnee, spielenden Kindern, Pferden auf der Koppel, Bilder eines scheinbaren Paradieses, doch auch dort hatte eine Schlange im Geäst gewartet. Vorbei. Sie verdrängte die Bilder. Sentimentalität und Grübelei lagen ihr nicht. Am Ende war alles gut geworden, oder doch das, was wirklich wichtig war.
    Es war nicht schwer, den kleinen Schuhabdrücken im unberührten Schnee zu folgen. Sie zogen sich in Schlangenlinien zwischen den Bäumen hindurch wie eine Perlenschnur, quer durch den Wald, Hügel auf, Hügel ab, weit abseits ausgetretener Pfade, soweit Agáta das beurteilen konnte bei dem vielen Schnee. Langsam würde sie umkehren müssen, die Sonne ging schnell unter. Noch ein paar Minuten, dachte sie, dann drehe ich um. Glücklicherweise verfügte sie über einen ausgezeichneten Orientierungssinn, es würde ihr kein Problem bereiten, den Weg zurück auch im Dunkeln zu finden. Wenige Minuten später sah sie durch die hohen Tannen ein Haus. Sie ging zielstrebig darauf zu. Kurz darauf stand sie auf einer Lichtung. Das Gebäude war alt und wirkte ziemlich renovierungsbedürftig. Vor langer Zeit war es wohl ein hübsches, einfaches Landhaus gewesen, doch nun war es nur noch ein Wrack. Der Putz blätterte an vielen Stellen ab, das früher helle Gelb war zu schmutzigem Ocker verwaschen, und das Dach sah aus, als halte es nur mit viel gutem Willen zusammen. An vielen Stellen sah man die blanken Ziegel. Sie sah sich um. Weit und breit kein Mensch zu sehen. Die Spuren, die sie hierhergeführt hatten, liefen direkt auf die Haustür zu. Als sie sie fast erreicht hatte, lugte der Kopf eines Kindes daraus hervor.
    »Sie sind Agáta«, sagte das Mädchen ohne Umschweife und trat heraus, ohne aber die Tür hinter sich zuzuziehen.
    »Ja, und du musst Hermiona sein. Valeska hat mir von dir erzählt.« Erstaunlich, was das Mädchen alles wusste. Sie

Weitere Kostenlose Bücher