Reinen Herzens
Teppiche, die Polsterung und der Dachhimmel aus Stoff – das war’s im Prinzip auch schon.«
»Na, und eine Leiche brennt auch nicht so ganz von selbst«, sagte Jirka. »Ist nicht leicht, einen Menschen richtig in Brand zu setzen, damit nichts als ein paar Knochen übrig bleiben.«
»Stimmt«, bestätigte Magda, »wir bestehen zum größten Teil aus Wasser. Eine Leiche zu verbrennen ist ungefähr so einfach, wie völlig durchweichtes, nasses Holz anzuzünden. Wenn sie aber erst mal Feuer gefangen hat, dann brennt sie erstaunlich gut – zum einen, weil sie viel Kohlenstoff enthält, und zum anderen wegen des Körperfetts. Trotzdem braucht man schon sehr große Hitze, um sie so gründlich verbrennen zu lassen. Es ist ja wirklich so gut wie nichts mehr davon übrig.«
»Hm. Da hat jemand ordentlich Brandbeschleuniger benutzt«, stimmte Ota zu. »Ein Wunder, dass nicht der halbe Wald gleich mit abgefackelt ist.«
»Wann ist das eigentlich passiert?«, fragte Jirka.
»Muss schon eine Weile her sein«, sagte Ota. »Der Wagen war komplett eingeschneit. Der Förster hat ihn gefunden, und weil er offenbar der Auffassung ist, dass eine Lichtung kein Parkplatz ist, hat er es sich genauer angeschaut und festgestellt, dass jemand gezündelt hatte.«
Magda drehte das Schädeldach in den Händen hin und her. »Das Schädeldach ist nicht kalziniert. Das heißt, wir haben eine Chance, DNA -Material zu gewinnen. Sieh mal«, sie wandte sich an Jirka und deutete auf die Innenseite, »innen ist der Knochen verbrannt, man sieht das schwammartige Innere, aber von außen ist er weitgehend unbeschädigt.«
»Weißt du, wo genau man das Schädeldach gefunden hat?«, wollte Jirka von Ota wissen.
Der Inspektor blätterte in seinen Notizen. »Im Fußraum vor dem Fahrersitz. Mit der Oberseite nach unten.« Er kratzte sich am fast kahlen Kopf. »Sie haben es erst beim zweiten Durchlauf ausgegraben, zufällig. Der Kollege meinte, es habe unter der ganzen Asche gelegen. Er habe nur vorsichtshalber noch mal rumgestochert.«
»Vielleicht ist der Kopf der Leiche irgendwann da runter gefallen. Während des Brandes.«
»Nein, das glaube ich nicht«, warf Magda ein. »Wenn das Schädeldach mit der Oberseite nach unten unter der ganzen Asche und den sonstigen Trümmern lag, dann kann das nur bedeuten, dass die Leiche während des Brandes kopfüber im Fußraum vor dem Fahrersitz gelegen hat.«
»Ist ziemlich schwer, den Kopf neben das Gaspedal zu legen«, sagte Jirka, der noch immer die Fotos betrachtete. »Das Auto ist so ein Winzling, ich kann mir nicht vorstellen, dass man das so ohne Weiteres hinkriegt.«
»Ein Unfall war es also nicht«, sagte Magda.
»Kaum. Jedenfalls kein Verkehrsunfall. Sie haben es, wie gesagt, im Wald auf einer einsamen Lichtung gefunden. Das nächste Haus ist auch ein Stück entfernt.«
»Vielleicht hat der Fahrer auf diese etwas spektakuläre Art Selbstmord begangen«, meinte Jirka. Seinem Tonfall nach zu urteilen, schien er daran aber Zweifel zu haben.
»Und dazu legt sich der arme Kerl kopfüber vor den Fahrersitz?«, fragte Magda skeptisch. »Kann ich mir nicht vorstellen. Ich glaube eher, dass jemand eine Leiche verbrannt hat.«
»Unter Mord machst du es wohl nicht, wie?«, fragte Jirka und schmunzelte, während er das Sammelsurium verkohlter Klumpen betrachtete. Er griff nach einem rußgeschwärzten flachen Stück Etwas, das inmitten der Knochenbruchstücke lag. »Das ist ja interessant. Seht mal her.« Er wischte den Ruß weg. »Eine Notfallplakette. Allergisch auf Bienengift. Diabetikerin. Blutgruppe 0 negativ.« Er drehte sie um und wischte auch dort den Ruß weg. »Na also, das ging ja schneller als befürchtet. Kinder, unsere Leiche hat einen Namen: Irena Kafková. Nur die Adresse fehlt.« Er grinste zufrieden. »Aber die dürfte für Ota kein Problem sein.«
»Sehr schön. Das war deutlich einfacher als bei unserem Bein. Falls es sich wirklich um ihre Überreste handelt. Vielleicht ist sie aber auch nur die Halterin des Wagens, und diese Plakette hat nichts mit der verbrannten Leiche zu tun. – Aber ich habe hier noch was …« Magda holte eine Lupe und betrachtete die Außenseite des Schädeldaches. »Guck mal, hier. Das sieht aus wie Erde oder so was.« Sie schwieg einen Moment nachdenklich, während Jirka sich die Stelle unter der Lupe ansah. »Wenn das tatsächlich Erde ist, die an dem Schädeldach klebt, dann war die Leiche möglicherweise schon ansatzweise skelettiert.«
»Vielleicht war
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