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Reinen Herzens

Reinen Herzens

Titel: Reinen Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
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Wasser und drückte seine Zigarette heftig im Aschenbecher aus, während er die beiden aus mürrisch zusammengekniffenen Augen betrachtete.
    »Wir haben übrigens auch was Neues«, sagte Jirka, dem Otas ungewohnt ärgerlicher Unterton nicht entgangen war. »Wir haben Davids Urne im Krematorium abgeholt.«
    Otas nicht eben gute Laune fiel offensichtlich ungebremst in den Keller. »Und wann ist die verdammte Beerdigung?«, fragte er leise und strich sich mit der Hand durch die wenigen verbliebenen Haare. Er warf den beiden einen wütenden Blick zu. Wie konnten sie nur so gefühllos davon erzählen?
    »Es wird keine Beerdigung geben, Ota«, sagte Magda, der auch langsam dämmerte, warum der Inspektor plötzlich so pampig und verärgert war. »Zement wird nicht beerdigt.«
    Ota starrte sie verständnislos an. »Was?«
    »In der Urne war nur Zement, Ota. Nicht Davids Asche.«
    Ota fing sich langsam wieder. »Dann … dann … ist er gar nicht … ich meine …« Er griff nach einer weiteren Zigarette und zündete sie mit zitternden Fingern an. In seinem Gesicht lagen Misstrauen, Verwunderung und Erleichterung im Wettstreit miteinander.
    »Möglicherweise haben wir es mit einer kleinen Verschwörung zu tun. Möglicherweise . Das ist nur ein weiterer Hinweis, dass an der Sache etwas faul ist.« Sie erlaubte sich ein mitfühlendes Lächeln. »Wir sind keine gefühlskalten Monster, Ota.«
    Ota sah Magda schuldbewusst an. »Und ich habe mich schon gefragt, wieso es dir so gut geht … entschuldige.« Er lächelte verlegen.
    Magda tätschelte ihm den Arm. »Ist schon gut. Aber ich habe noch eine Frage zu der jungen Frau, Ota. Wo hat sie dieses Gespräch eigentlich belauscht?«
    Ota grinste. »Ihr werdet es nicht glauben: an ihrem Arbeitsplatz. Sie ist Anwältin in einer renommierten Kanzlei hier in Prag. Bei Kafka und Partner.«
    »Kafka?«, fragte Magda überrascht. »Das könnte …«
    Jirka ließ einen langgezogenen Pfiff hören. »Hatte David mit einem von Kafkas Jungspunden vor Kurzem nicht Ärger?« Auf Magdas Einwurf achtete er in seiner Überraschung ebenso wenig wie der Inspektor, dem im Moment vor allem sein nervender Chef Sorgen machte.
    Ota nickte resigniert. »Hatte er. Und jetzt habe ich ihn. Der Oberst will auf Teufel komm raus die Tonbänder von der Vernehmung eines der Vietnamesen. Ich habe keine Ahnung, wo die abgeblieben sind. Im Büro sind sie jedenfalls nicht.«
    »Und was ist da drauf?«
    »Weiß ich auch nicht. Der Cajthaml war bei der Vernehmung dabei, aber er liegt mit einem gebrochenen Bein im Krankenhaus irgendwo in den österreichischen Bergen. Er wollte unbedingt mal ausprobieren, ob Snowboarden nicht spannender ist als Skateboarden. Das hat er nun davon. Wir werden eine Weile ohne unseren talentierten Jongleur auskommen müssen.« Er grinste. »Ich habe ihm immer gesagt, er solle seine Schnürsenkel binden.«
    »Der Arme«, sagte Magda mitfühlend, sie mochte den jungen Beamten.
    »Hast du eigentlich einen Schlüssel zu Davids Wohnung, Magda?«, fragte Jirka.
    »Ja, warum?«
    »Vielleicht hat er die Tonbänder mit nach Hause genommen. Ota, wart ihr im Zuge der Ermittlungen in Davids Wohnung?«
    Ota schüttelte den Kopf. »Der Oberst hat doch nicht lange ermittelt. Bei konservativer Schätzung vielleicht zwei Stunden lang. Am liebsten hätte er Vltavský verboten, sich den Tatort überhaupt anzusehen. Aber der war schon unterwegs und lässt sich vom Oberst glücklicherweise nicht in seine Arbeit reinquatschen. Unser allseits beliebter Arbeitsvermeidungsexperte ist bei Vltavský mal wieder auf Granit gestoßen.« Er drückte seine Zigarette aus. »Offiziell kann ich in dem Fall nicht ermitteln, aber niemand kann mir meine Freizeitgestaltung vorschreiben. Ich werde mir Davids Wohnung ansehen müssen.« Er schwieg einen Moment. »Wenn in der Urne keine Asche war – wo ist unser Engel dann abgeblieben?«
    »Hast du rausgefunden, wie er ins Krankenhaus gekommen ist?«, fragte Jirka.
    »Ja, er wurde nicht in einem Krankenwagen gebracht, sondern in einem Privatauto. Wer der Typ war, der ihn gebracht hat, weiß ich leider nicht.«
    »Vielleicht dieser Felix Benda?«, fragte Magda.
    Jirka sah sie erstaunt an.
    »Na, Ota hat doch gesagt, dieser Benda habe seine Freundin nach dem Essen Knall auf Fall im Restaurant sitzen lassen, nachdem sie ihm von diesem Gespräch erzählt hatte. Wo musste er so plötzlich hin? Sie sagte ihm, ein Engel solle in den Himmel geschickt werden – vielleicht ist er auf die Idee

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