Reise nach Genf
braucht noch nicht gegossen zu werden.«
»Was spricht das Dorf?«
Er lachte. »Nichts. Es ist zu heiß. Ich hole Korn rein, ich muß weg.«
»Wie geht es Schmitzens Günther?«
Er lachte wieder. »Vier Krebsoperationen in weniger als einem Jahr. Zweimal Lunge, einmal Darm, einmal Leber. Steht nach sieben Tagen wieder auf und geht nach Hause. Er war heute morgen schon wieder auf dem Markt in Hillesheim.«
»Das ist toll, bestell ihm Grüße und halt mir den Daumen.«
Schmitzens Günther hatte es also gepackt, dieser stille, gemütliche, hart ackernde Mensch, dem vor einem Jahr gesagt worden war, er sei voll Krebs. Jetzt kämpfte er, und es war plötzlich vorstellbar, daß er Sieger blieb auf seine stille, lächelnde Art. Das Salz der Eifel.
Dann meldete ich mich bei Werner Ascheburg, dem Chefreporter des Kölner Express: »Danke für die Veröffentlichung. Was haben Sie für Reaktionen?«
»Komische Sache. Wir haben klargemacht, daß Sie Hilfe von selten ungenannter Behörden haben. Jetzt hängen sich Bundestagsabgeordnete und Landtagsabgeordnete aus Kiel in den Fall. Geradezu panisch. Ich hatte bisher siebzehn Anrufe dieser Art. Alle mit dem gleichen Tenor: Es sei unmöglich, daß irgend jemand Ihnen helfen würde. Sowohl die Untersuchungsergebnisse der Staatsanwaltschaft in Kiel wie auch die internen Akten des Landtagsuntersuchungsausschusses in Kiel sind für niemanden zugänglich. Es gibt nur numerierte Kopien! Wenn dieser Reporter namens Siggi Baumeister behauptet, er hätte Hilfe von ungenannten Behörden, dann lügt er oder er blufft. Niemand kommt an die Unterlagen. Was sagen Sie dazu?«
»Mittlerweile hat man zum zweitenmal versucht, mich zu bestechen. Diesmal waren es zweihunderttausend Dollar in bar, ohne Quittung …«
»Moment«, unterbrach er überrascht, »ich weiß ja noch nicht einmal Genaues von der ersten Bestechung.«
»Außerdem werden wir schon wieder verfolgt. Jemand, der schon in Kiel an mir dran war, ist uns jetzt mit einem Wohnmobil auf den Fersen. Ich weiß inzwischen auch, daß am Tattag im Hotel ›Beau Rivage‹ Buchungen aus dem Computer verschwunden sind, und ich weiß auch, wer die Liste wahrscheinlich hat.«
»Ist das so?« Er dehnte die Frage.
»Das ist so. Falls Ihre Informanten behaupten, ich könnte keine Hilfe von ungenannten Behörden haben, kontern Sie ganz einfach: Es gibt bei Schweizer Behörden eine Menge Leute, die stinksauer auf die deutschen Strafverfolgungsbehörden sind – weil sich die seit Jahren im Nichtstun üben. Diese Leute wollen reden. Was haben Sie mir sonst noch zu sagen?«
Er lachte, plötzlich lachte er schallend, unterbrach sich dann und sagte: »Sonst habe ich Ihnen noch die Hilfe Ihrer Kollegen zu bieten. Die haben sich nämlich auf diese angeblich nicht existenten Akten gestürzt. Normalerweise dürfte tatsächlich niemand die staatsanwaltschaftlichen Akten des Falles Watermann haben. Niemand dürfte die Untersuchungsakten des Kieler Landtages kennen. Aber es gibt Gruppen, die sie trotzdem besitzen, und zwar vollständig. Haben Sie was zu schreiben? Gut. Kennen Sie einen Verein namens ›Preußens Geschichte e.V.‹? Kennen Sie eine Firma namens ›All-Expo-Trans‹?«
»Nein, ich kenne beide nicht. Wer soll das sein?«
»Ich recherchiere noch. Genaues ist nicht bekannt. Der Verein ›Preußens Geschichte‹ ist ein rechtsextremer Club mit Sitz in Windlingen. Das ist irgendwo in Baden-Württemberg. Die Firma All-Expo-Trans ist nichts anderes als eine Waffenhandelsfirma, auch in Windlingen. Mit dieser Firma hat Watermann nachweislich Verbindung gehabt.«
»Was sagt die Firma dazu?«
»Die Firma sagt, sie habe gelegentlich bei kleinen, von der deutschen Aufsicht genehmigten Geschäften der Kieler HDW-Werft die gesamte Logistik erledigt.«
»Hat diese Firma auch Verbindung zur ehemaligen DDR gehabt, und wie …«
»Hat sie. Im Untersuchungsausschuß Schalck-Golodkowski ist diese Firma ein paarmal aufgetaucht. Aber nur am Rande. Wenn Schalck-Golodkowski bei irgendwelchen Westgeschäften Hilfe bei Verfrachtungen und logistischen Problemen brauchte, war diese Firma sein Ansprechpartner. Auf die Frage nach Watermann sagt die Firma, er sei etwa zwei-, dreimal als Berater zugezogen worden, wenn es um irgendwelche Dinge ging, die Schleswig-Holstein und die HDW-Werft in Kiel betrafen. Seine Verbindung zur Firma sei freundschaftlicher Natur und habe mit Geschäften nicht das Geringste zu tun.« Er machte eine Pause und setzte hinzu: »Aber
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